Missbrauch in der Kirche: Katholisches Forum bietet Gesprächsraum

„Alle sind aufgefordert,aufmerksam zu sein“

„Alle sind aufgefordert,
aufmerksam zu sein“

Dr. Thomas Schnitzler, Erika Kerstner und Moderator Prof. Dr. Jürgen Kroth (v. links) im Gespräch.Foto: Bistum Trier/Julia Fröder

Koblenz. Was muss sich ändern, um Missbrauch zu verhindern? Diese Frage bewegt insbesondere durch die Veröffentlichung der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (kurz „MHG-Studie“) viele Gläubige. Das Katholische Forum Koblenz nähert sich dem Thema durch unterschiedliche Gesprächspartner an.

Erika Kerstner beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, wie Glaube nach Gewalterfahrungen aussehen kann. Dazu hat die Theologin eine ökumenische Initiative (www.gottes-suche.de) gegründet, in der Betroffene begleitet werden. Die ehemalige Grund- und Hauptschullehrerin betont: „Wir müssen an die Ränder gehen und Wunden heilen“.

Dr. Thomas Schnitzler ist selbst Betroffener sexuellen Missbrauchs und Mitglied der Opfer-Initiative „MissBiT“. Er fordert eine weltweit agierende Sonderkommission, die in diesem Bereich ermittelt und eine entschiedene Strafverfolgung gewährleistet.

Beide Vertreter sprechen über Hürden bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen.

„Es kommt auf eine Umkehr von allen an“, erklärt Erika Kerstner, und bezieht sich auf die Hierarchiestruktur innerhalb der Kirche. Sie spricht sich für eine Kirche ohne Machtgefälle aus. „Wir sind gemeinsam Suchende, da gibt es kein oben und unten“.

Mit Blick auf die Zukunft fordert Erika Kerstner: „Kindern wurde in der Vergangenheit nicht geglaubt. Die Gesellschaft muss lernen, mit ihnen vertrauensvoll umzugehen und ihnen zuzuhören“. Dem schließt sich auch Margret Kastor an. Sie ist pädagogische Referentin in der Koblenzer FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral. Die Mutter zweier Kinder stellt wie einige andere Institutionen und Initiativen ihre Arbeit vor. „Im Bereich der Präventionsarbeit ist das Bistum schon sehr weit“. Durch Schulungen lernen Betreuerinnen und Betreuer, Kinder ernst zu nehmen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie zu stärken. Margret Kastor und ihren Kolleginnen und Kollegen gehe es darum, dass Kinder in einem sicheren Umfeld aufwachsen. Potenzielle Täter werden von aufgeklärten und sensiblen Gruppen eher abgeschreckt, weiß sie.

Der Kinderschutzdienst und das Stadtjugendamt sowie das Jugendamt des Kreises Mayen-Koblenz informieren ebenfalls über ihre Angebote. „Wir haben schon viele Gespräche geführt und konkrete Fragen beantwortet“, berichtet Sabine Schmengler vom Stadtjugendamt und Koordinatorin von „Netzwerk Kindeswohl“. „Wir erklären, was beispielsweise eine Erzieherin in einem Missbrauchsverdacht unternehmen kann“, erläutert Gabriele Teuner vom Kreisjugendamt. „Unsere Arbeit ist es zu sensibilisieren“, fasst sie zusammen und betont: „Alle sind aufgefordert, aufmerksam zu sein.“

Die unabhängigen Ansprechpersonen für Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch im Bistum Trier sind Psychologe Peter Rütten, E-Mail peter.ruetten@bistum-trier.de, und Anwältin Ursula Trappe, E-Mail ursula.trappe@bistum-trier.de.

Weitere Informationen zur Veranstaltungsreihe „Katholisches Forum“ gibt es bei der Katholischen Erwachsenenbildung Koblenz, Tel. (02 61) 9 63 55 90, E-Mail: keb.koblenz@bistum-trier.de.

Pressemitteilung des

Bistums Trier