Frido Mann im Johannes-Gymnasium Lahnstein

Alles wirklicheLeben ist Begegnung

Alles wirkliche
Leben ist Begegnung

V.li. Schulleiter Rudolf Loch, Prof. Frido Mann, Schülersprecherin Antonia Schmitz und Schülersprecher Joel Bucior, Moderator Meinhard Schmidt-Degenhard. Foto: privat

Lahnstein. „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ – für Professor Frido Mann ist dieses Zitat des Religionsphilosophen Martin Buber eine Lebensmaxime. Begegnung und Kommunikation der verschiedenen Kulturen, Religionen, politischen Vertreter und der Menschen überhaupt untereinander, verbunden mit dem Wissen voneinander, dem Tun miteinander und vor allem auch dem Zuhören, was der andere zu sagen hat. Nur so, betont der Weltbürger Mann, Enkel des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann, „kann die Demokratie bestehen“. Dass und wie daran zu arbeiten ist, erläuterte er in der Aula des Johannes-Gymnasiums den Oberstufen-SchülerInnen, die die Podiumsdiskussion unter dem (gleichnamigen Buch-) Titel „Democracy will win“ aufmerksam verfolgten. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung und dem Kulturfestival „Denkbares“ statt.

„Die größte Bedrohung unserer Demokratie kommt von innen“, führte Mann aus, nämlich- die Trägheit und Faulheit der Menschen: „Es ist wichtig, wählen zu gehen, sich zu informieren und sich zu bilden“, sagte Frido Mann, der Musik, Theologie und Philosophie studierte und eine Professur in Psychologie innehatte. Eine große Gefahr sieht er in der Vereinfachung von komplexen Zusammenhängen und warnte vor „Gehirnwäsche und Fake News aus dem Osten“. Für ihn steht fest: „Populismus ist nie nützlich.“

Dabei sei Demokratie nie einfach, sondern immer prozesshaft: „Demokratie ist nicht, sie wird. Nur alle vier Jahre ein Kreuzchen zu machen, ist eindeutig zu wenig.“ Demokratie müsse sich an den Wünschen, Visionen und Werten der Bürger orientieren und ihren mehr Mitsprache einräumen. „Eingebunden und mitgedacht werden müssen heute mehr denn je Klima und Energie.“ Vieles habe sich gerade in Deutschland verändert, seit diesem Land nach dem verlorenen Weltkrieg 1945 die Demokratie verordnet wurde: „Ihr jungen Leute seid heute vielfach besser informiert“, gab der 81-Jährige den Schülerinnen und Schülern mit, „ihr zeigt Solidarität mit Menschen, denen es nicht so gut geht, ihr geht für das Klima auf die Straße.“ Die lebenslange Erziehung zu demokratischen Tugenden müsse bereits im Kindergarten beginnen: „Demokratie braucht einen langen Atem.“

Nachdem Mann im Gespräch mit dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard seine Sorgen um den Zustand der Demokratie erläutert hatte, kamen die SchülersprecherInnen Antonia Schmitz und Joel Bucior mit ihren Fragen zum Zuge und zeigten sich gut vorbereitet: „Ist unsere Demokratie zukunftstauglich? Müsste nicht die Jugend mehr eingebunden werden – Stichpunkt Wahlrecht ab 16? Ist die parlamentarische oder eine direkte Demokratie besser? Und welche Rolle spielen die Religionen?“ Viele Fragen, auf die es häufig keine einfachen Antworten gibt. Während die Schülerinnen den Finger in die Wunde legten und Religionskriege ebenso ansprachen wie verkrustete Strukturen und Dogmen und feststellten, die Kirche sei zu wenig jugendgerecht und werde immer weniger akzeptiert, sah Frido Mann auch die andere Seite: „Die Religionen sind für Unterdrückung genauso verantwortlich wie für das Gegenteil. Spiritualität ist nicht die Ursache für Kriege, sondern die verschiedenen Kulturen, in denen die Religionen entstanden sind.“ Moderator Schmidt-Degenhard nahm den Ball auf: „Ihr fragt, ob Religion so eine große Bedeutung hat. Aber wenn so viele große Konflikte religiös-idealistisch untermauert sind, dann hat sie eine Bedeutung.“