Vortrag im Bad Bodendorfer Winzerverein stieß auf riesiges Interesse

Als vor 75 Jahren die Bomben fielen

Von von Bernd Linnarz

Als vor 75 Jahren die Bomben fielen

Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Veranstaltungssaal im Bodendorfer Winzerverein. Angesichts der Nachfrage versprachen die Veranstalter spontan eine weitere Auflage des Vortrags. Fotos: RASCH

Als vor 75 Jahren die Bomben fielen

Neben Zeitzeugen aus dem Ort verfolgte auch Ex-Kreisarchivar Leonhard Janta (vorne links) den Vortrag.

Bad Bodendorf. Vor 75 Jahren, genau am 23. Januar, griffen neun amerikanische Lightning-Jagdbomber einen Flakzug und einen

Lazarettzug auf den Gleisen der Ahrtalbahn in der Nähe des Reisbergs an. Die tragischen Ereignisse forderten insgesamt 17 Todesopfer. Wie lebendig die Erinnerungen und das Interesse an diesem schwärzesten Tag der Dorfgeschichte in Bad Bodendorf sind, wurde am vergangenen Freitag im Winzerverein deutlich. Der kleine Saal war restlos überfüllt.

Ganz wichtig für die, die keinen Platz mehr ergattern konnten: Der veranstaltende Ortsbeirat entschloss sich spontan, die Veranstaltung mit dem Militärhistoriker Wolfgang Gückelhorn aus Bad Breisig am Freitag, 31. Januar, um 18 Uhr an gleicher Stelle zu wiederholen.

Vortrag diente auch dem Gedenken

Bereits vor geraumer Zeit hatte sich der Bad Bodendorfer Ortsbeirat für die Durchführung dieses Vortrags auch als Gedenkveranstaltung für die tragischen Ereignisse entschlossen. Referent Gückelhorn, ein ausgewiesener Kenner der Militärgeschichte in der Region, hatte intensiv in rund zwei Dutzend Archiven recherchiert, darunter die Stadtarchive in Sinzig, Ahrweiler, Andernach, das Militärarchiv des Bundes in Freiburg bis hin zum Archiv der US Airforce auf der anderen Seite des Atlantik. In Bad Bodendorf hat es immer wieder ganz unterschiedliche Interpretationen und Opferzahlen gegeben. Der Vortrag am Freitag brachten nun Klarheit in die historischen Gegebenheiten. Zugegen waren auch zwei prominente Bad Bodendorfer Zeitzeugen. Pitt-Jupp Bauer und Dieter Ameln erlebten als Pänz den Angriff der amerikanischen Jagdbomber mit.

Kein Verstoß gegen Genfer Konvention

In seinem Vortrag machte Gückelhorn deutlich, dass es sich nach seinen Erkenntnissen beim Angriff nicht um einen Verstoß gegen die Genfer Konvention gehandelt hat, sondern eher um eine Verkettung sehr ungünstiger Umstände. Die deutsche Wehrmacht hatte an jenem schicksalsschweren Tag in der Nähe des Reisbergs auf der Ahrtalstrecke eine Eisenbahnflak in Stellung gebracht. Die sollte die Ludendorff-Brücke in Remagen und die linksrheinische Ahrbrücke schützen. Die Flak war im gesamten Gleisbett der Ahrtalstrecke verankert, und so musste ein aus Richtung Bad Neuenahr kommender Lazarettzug wegen der unpassierbaren Gleise warten. Die amerikanischen Jagdbomber waren nach den Recherchen des Militärhistorikers um 14.28 Uhr in Belgien gestartet und begannen nach dem Überflug Bad Bodendorfs um 15.10 Uhr mit den Angriffen. Zunächst wurde die Flak bombardiert und nach einer langen Wende auf der anderen Rheinseite über Datenberg gab es einen zweiten Angriff mit den Bordkanonen. Dabei wurde einer der neun Bomber abgeschossen und stürzte östlich von Lohrsdorf brennend auf den Boden. Die Bilanz liest sich aber heute auch noch tragisch. Unter den 17 Toten waren zwei Wehrmachtssoldaten der Flakbatterie, elf Verwundete aus dem Lazarettzug, ein amerikanischer Pilot und auch drei Bad Bodendorfer. Unter ihnen Landwirt Johannes Michael Mies, der mit dem französischen Kriegsgefangenen Jules Paul Aubard ebenso auf den Reisberg zum Holz machen war wie der Buchdrucker Johannes Karl Schöler.

Eine weitere Tragik in der Historie: Es gab keine Kennzeichnung des Lazarettzugs etwa durch Rote Kreuze auf den Zugdächern. Nach dem Vortrag haben die Bad Bodendorfer aber wesentlich mehr Klarheit über den schwärzesten Tag ihrer Dorfgeschichte. Und wie gesagt: Am Freitag, 31. Januar, gibt es um 18 Uhr ja noch einmal eine Wiederholung.