„Tag der offenen Höfe“ lockte hunderte Interessierter an

Altwied präsentierte sich denGästen von seiner schönsten Seite

Altwied präsentierte sich den
Gästen von seiner schönsten Seite

Ein Fest für die Sinne war der „Tag der offenen Höfe“. Gaumenfreuden kamen dabei nicht zu kurz.FF

Neuwied. „Nachhaltigkeit“ ist so ein schönes Modewort. In Altwied aber tatsächlich eingetroffen. Und zwar als Ergebnis aus der Teilnahme am Landes Dorfentwicklungswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ im Jahr 2008. „Damals wurde, zusammen mit meinem Vorgänger, Dietrich Rühle, die sogenannte Projektgruppe gegründet. An dieser Idee möchte ich festhalten und diese Idee mit den Bürgern in die Tat umsetzen und so zur Förderung und Stärkung des Zusammenhalts der Altwieder beitragen“, hatte Ortsvorsteherin Liane Herbst im Vorfeld angekündigt.

„Der Tag der offene Höfe“ ließ aber nicht nur die Altwieder zusammen rücken. Die hatten sich vor Monaten zusammengesetzt, abgestimmt, die Veranstaltung geplant und in den Tagen zuvor gemeinsam zum Aufbau getroffen. „Der Tag der offenen Höfe“ wurde ebenfalls zu einem tollen Ereignis für alle Freunde Altwieds. Der historische Ortskern im Schatten der Burg ist allgemeinhin als Neuwied schönster Stadtteil anerkannt. Man kann die Burgruine erkunden, eine Runde Minigolf spielen, durch die engen Gassen schlendern oder die Wied an zwei Stellten überqueren. Der Weihnachtsmarkt ist einer der romantischsten der Region und der Martinsumzug einmalig. Doch während das Örtchen sonst eher verschlafen wirkt, sprudelte am Sonntag förmlich das Leben. „Kommen sie ruhig näher“, forderten die Höfeleute zurückhaltende Menschen auf. Bereitwillig gaben die Altwieder ein Teil ihres Lebens preis, zeigten ihre Gärten und verwöhnten die Gäste mit Kaffee oder Kuchen. Heute kaum vorstellbar, verfügte Altwied einmal über eine Bäckerei, einen Metzger und sogar eine Postfiliale. In der Metzgerei des Hofes Pesch kehrte wieder Leben ein. Hier gab es Spießbratenbrötchen. Kunst wurde am Wochenende groß geschrieben und so mancher Künstler erfreute sich einer nie dagewesenen Aufmerksamkeit. Ruth Seling stellte ihre bunte Bilderwelt aus. Bislang tat sie das eher im Kreis der Familien und der Bekannten. Diese Idee griff Birgit Kühlborn auf und wandte sich an die Ortsvorsteherin. Birgit Kühlborn betreibt in der Burgtorstraße 39 eine Mal- und Zeichenschule. Vor drei Jahren zog sie nach Altwied und stellte schnell fest, dass hier überproportional viele Kreative wohnen. Wundern tut sie das nicht. „Dieser Ort ist herrlich inspirativ. Das liegt an der Ruhe, der Landschaft und der Wied“, erklärte Birgit Kühlborn. Ein Teil der historischen Stadtmauer ragt direkt in ihr Atelier. Einen kleinen Nachteil gibt es im Dorf aber schon.

„Die Sonne scheint nur an wenigen Monaten im Jahr in die Höfe“, berichtete Familie Seling um gleich nachzuschieben, dass man damit aber völlig zufrieden sei. Der 26. Juni kurz nach dem längsten Tag des Jahres war also gut gewählt für den „Tag der offenen Höfe“. Und nach tagelangem Regen spielte zum Glück auch das Wetter mit. Vielleicht liegt es an der Ruhe und Beschaulichkeit, dass sich viele Altwieder der Kunst widmen? Im Hof von Erich Oetz gab es Fotos und Skulpturen zu sehen. In der Altwieder Burgtorstraße 5 staunten die Besucher über Aquarelle und Windlichter. „Graphics und Classics“ titelten Vanessa und Liane Herbst im Hof Harald Wieland. Abstrakte Kunst stellt Renate Bierbrauer im Hof von Nadine Erbar aus. Kunst war am Sonntag das ganz große Thema. Aber beileibe nicht das einzige. Im Hof Heyder konnten sich Interessierte über die Burg Altwied im Film informieren. Außerdem wurden Gegenstände gezeigt, die bei Freilegung des Brunnens der Burg vor wenigen Jahren gefunden wurden. Back(es)kunst gab es im Hof von Christine Seelbach-Neuer. Beeindruckende historische Technik und viel Chrom konnte bei Josef Surges bestaunt werden. Eine beträchtliche Anzahl Motorräder aus den 1950er Jahren versetzte Zweirad Fans ins Staunen. „Als wir mit der NSU Quickly wurden“, hieß es im Hof Pesch. „Machen sie den Honig?“, fragte ein Kind? „Nein, den machen die Bienen“, lachte Jochen Kurz.

Bei ihm und Ehefrau Sarah gab es viel über die Imkerei zu erfahren. Außerdem freuten sich die Kleinen über das Kinderschminken. An die Mädchen und Jungen war auch am Wiedufer gedacht. Die Melsbacher Pfadfinder boten Kreativworkschops und Spiele für Kinder an. Wer wollte, konnte in Altwied den ganzen Tag verbringen.

Die Einwohner kümmerten sich mit Getränken und mit einer großen Vielfalt selbst zubereiteter Speisen um das Leib und Wohl der Gäste. Das Programm sah neben Burgführungen auch Besichtigungen der Kirche und der Orgel vor. Die ohnehin schon schöne Stimmung steigerte der Männergesangverein und der Kirchenchor mit Gesang und Musik in der Dorfmitte bzw. auf der Kirchwiese.