Die Andernacher Prinzengarde eröffnete am vergangenen Wochenende den Sitzungsreigen

Amateure bescherten den Gästen übersechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

Amateure bescherten den Gästen über
sechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

In Baströckchen und mit Blumenkränzen vermittelten die Kleinsten einen „Traum der Karibik“.Fotos: MKA

Amateure bescherten den Gästen über
sechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

Prinz „Tubak II.“ sang mit dem Hofstaat sein Prinzenlied.

Amateure bescherten den Gästen über
sechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

Rainer Eichelsbacher als „„Minni, de Jung vom Markt“.

Amateure bescherten den Gästen über
sechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

„Tina und Buffy“ lockten sogar einige Tanzbegeisterte auf die Bühne.

Amateure bescherten den Gästen über
sechs Stunden rheinische Fröhlichkeit

Andernach. Musik, Tanz, Humor, Heimatverbundenheit, Ausgelassenheit, Natürlichkeit, Zusammenhalt, Feierfreude – lange muss niemand überlegen, um Attribute für die Prunksitzung der Andernacher Prinzengarde zu finden. Das 1896 gegründete Traditionskorps bot in der Mittelrheinhalle an zwei Abenden ein spritziges Programm, für das nicht nur den zahlreichen Bühnenakteuren Anerkennung gebührt, sondern auch den Tanztrainerinnen und -trainern, Betreuern, Kostümschneiderinnen, dem Bühnenbau und den vielen Helferinnen und Helfern hinter der Bühne.

„Begrüßen sie doch mal ihren Tischnachbarn und stellen sie sich vor“, regte Kommandeur Thomas Manstein in seinen Begrüßungsworten an. Die Narren im Saal folgten munter seiner Bitte. Mit dem Einzug des Tollitätenpaars Prinz Tubak II. „Mit Pinsel und Quast in den Prinzenpalast“ und Prinzessin Jessica I. „dat Herzchen von Rot-Wieß aus dem Baggerparadies“ und ihrem Gefolge folgte prompt ein enthusiastischer Auftakt. Kanzler Mättes: „Seid ihr gut drauf?“ Das „Jaaaaa“ im närrischen Auditorium war nicht zu überhören.

Im zugleich wohlgereimten und -klingenden Prinzenlied beschwor Prinz Tubak II mit seinem Hofstaat auf herzliche Weise den Zusammenhalt in Andernach: „Mir zesamme, mir sain äens.“ Das Publikum zeigte sich begeistert. Der Vorstand der Garde ehrte Christel Schilling und Heinrich Spira, die vor 50 Jahren Andernachs närrische Regenten waren, und Annelie Hinrichs. Die Prinzessin von 1969 wurde für ihr herausragendes karnevalistisches Engagement mit der höchsten Auszeichnung des Korps, dem „Hufeisen mit Lorbeerkranz“, ausgezeichnet. Am Samstag erhielt Ehrenmajor Willy Troyke für seine geleistete Arbeit den großen Verdienstorden. Margret Dreis-Mosen wurde mit einem Präsent und einem Blumenstrauß ausgezeichnet. Sie war vor 25 Jahren Prinzessin bei der Garde. Kommandeur Manstein bekam von Festausschusspräsident Jürgen Senft für seine langjährigen Verdienste den großen Brillantstern in Gold, die höchste Auszeichnung, die der Andernacher Festausschuss zu vergeben hat.

Bereits im 15. Jahr übernahm Paul Schmitz das Mikrofon als Sitzungspräsident und kündigte die Kindertanzgruppe an. Mit Baströckchen und Blumenkränzen und mit Riesenapplaus-Garantie vermittelten die herzgewinnenden Vier- bis Zehnjährigen ihren Traum der Karibik. „Mädels, hier bin ich“, rief Teenager Liam Stromberg mit rot-weißem FC-Schal in den Saal. Als „En echte Annenache Jung“ erzählte er von seiner nervigen Familie: „„Wir beten immer nach dem Essen, weil meine Mutter keine gute Köchin ist.“ Es war eine überzeugende Bühnenpremiere.

Schon seit sechs Jahren tanzt das Kindertanzpaar der Garde, Nala Emilia Stromberg und Lukas Scharrenbach, zusammen. Zur Freude des Publikums boten die beiden 13-Jährigen diesmal eine energiegeladene Tanzperformance zu den Klängen bekannter Fußballsongs. Immer noch hat Celina Ebert ihren „Ärger“ mit der Familie. Die schon mit 17 Jahren gestandene Büttenrednerin berichtete frank und frei von zu Hause und hatte dabei auch ihren Bruder im Blick. Dieser ginge nachts mit der Taschenlampe knutschen. Der Vater: Taschenlampe? Die brauchte ich dafür nicht.“ Antwort: „So sieht die Mama auch aus.“

Was tun, wenn der Matheunterricht beginnt und die Lehrerin verzweifelt Zahlen vermitteln will? Tanzen. Zumindest war das die Lösung für das Nachwuchsballett „Young Power“. Mit ihrer „School of Dance“ präsentierten die 25 Tänzerinnen und Tänzer eine „Schule der etwas anderen Art“. Die mitreißende Darbietung strahlte Lebensfreude und Unbekümmertheit aus, die Zuschauer tobten. Janosh Käfer, bekannt auch als Sitzungspräsident der KG Kornblumenblau Eich, wartete wieder mit einem klassischen Reimvortrag auf und strapazierte die Lachmuskeln mit seinen Erlebnissen als Schweiz-Urlauber. Wer gesehen hat, wie das Gebiss der Oma in den Fonduetopf fiel und so das Fleisch für Opa schon mal vorkauen konnte, der kann das wahrlich nicht für sich behalten. Mit seinem zehnten gemeinsamen Tanz verabschiedete sich das Tanzpaar der Garde, Jennifer Oberfrank und Sven Steil, von seinem Publikum. Zu spanischen Klängen bot das Sympathieträger-Duo, das in den vergangenen Jahren auch mit beeindrucken Showtänzen glänzte, nochmals einen schmissigen und couragierten Eindruck von seinem tänzerischen Blut. „Altstadttiger“ Rainer Eichelsbacher erklärte als „Minni, de Jung vom Markt“ nicht nur auf seine Art das Henne-Ei-Prinzip.

Die „Spruddler“ (Gerd und Fred Thelen) nahmen mit ihren Songs wie „Zickezacke-Halligalli“ und „Hauptsache schön“ sozusagen den Saal auseinander. Gestreckte, wippende Arme, Klatschen, Zugaberufe – die Partyzwillinge können Stimmung. Danach hatte es Udo Dames nicht leicht, sich im unruhigen Saal durchzusetzen. Doch als er über die Wehwehchen der Männer über 50 klagte und wehmütig in alte Zeiten zurückschaute, als vieles noch besser ging, fand er bald Gehör. Im April des vergangenen Jahres begannen die 20 Tänzerinnen und Tänzer des Gardeballetts mit ihren Proben. Bereits in Berlin erfreuten sie kürzlich ihre Zuschauer mit ihrem zackigen Gardetanz zu Seefahrer-Melodien. Jetzt durften sie den begeisterten Beifall ihres Andernacher Publikums mitnehmen. Baustellenambiente am Elferratstisch nach der Pause. Der Kommandeur erschien verstört, aber noch rechtzeitig aus einem Baustellen-Klo, um den Auftritt seines Stabsmusikzugs zu erleben. Die Musiker unter der neuen Leitung von Tambourmajor Stephan Spira spielten bekannte kölsche Lieder der vergangenen Jahre und heizten damit die Stimmung im Saal weiter an. Bei „Leev Marie“ und „Kölsche Jung“ war auch Sitzungspräsident und Köln-Fan Paul Schmitz am Elferratstisch kaum noch zu halten. Fast schon eine einzigartige Attitüde in der Karnevalsszene: Mit Aaron Friedland ist nun ein aktiver Stadtsoldat der musikalische Leiter des Stabsmusikzugs der Prinzengarde. In kunterbunten Anzügen bot das 13-köpfige Männerballett mit seiner „Schlagerparade“ einen spaßig-flotten Außer-Atem-Bringer und entflammte die Herzen vieler Damen.

Durch das im Fitnessstudio nicht angeschaltete Laufband außer Atem gekommen, erschien „de Utschebebbes“ (Jürgen Zerwas) auf der Bühne und klagte über seine Frau Elviera. Die berichtete ihm einmal am Telefon, dass das Auto nicht mehr funktioniere. „Wenn ich nicht mitfahre, musst du dich vorne links hinsetzen“, klärte er sie auf. Chapeau für einen Meister der Witzeauswahl und ihres Erzählens. „Gemischtes goes Kölle“ lautete das Motto der gemischten Showtanzgruppe. Bei ihrer Darbietung, in rot-weiß, ging nicht nur Freunden der Domstadt das Herz auf. Umjubelt wurde das Ensemble, das im vergangenen Jahr bei RKK-Turnieren erste Plätze errang und sich für die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft qualifizierte. „Tina und Buffy“ (Bettina Manstein und Reinhold Mündnich) präsentierten aktuelle Schlager und einen Kölsch-Medley. Sie rissen die Narren im Saal nicht nur mit, sie lockten sogar einige Tanzbegeisterte auf die Bühne. Den Schlusspunkt der Prunksitzung setzten die „Burning Beatz“. Als leidenschaftlich tanzende Indianerinnen gestalteten die 22 Mädels ihren Garde-Showtanz zu einem ausstrahlungsstarken Musik-Theater. „Hast Du Sorgenmienen, fort mit ihnen. Für Trübsal sind andere da“, heißt es im Lied vom Gardeoffizier, das der Sitzungspräsident des „schneidigsten Korps“ schon fast traditionell am Ende der Prunksitzung der Prinzengarde 1896 aus vollem Herzen sang. Von „Trübsal“ konnte am Wochenende in der Mittelrheinhalle auch wirklich keine Rede sein.