Pfarrgemeinde St. Nikolaus feierte Gedenkgottesdienst

Auch Pfarrer Caroli starb vor 75 Jahren im KZ

Auch Pfarrer Caroli starb vor 75 Jahren im KZ

Pfarrer Caroli verstarb qualvoll im KZ Dachau. privat

Kottenheim. Es war nur eine kleine Schar, die sich vergangenen Mittwoch gemeinsam mit Pastor Ralf Birkenheier und Kaplan Peter Zillgen in der Pfarrkirche zum Gedenkgottesdienst für ihren ehemaligen Pfarrer Wilhelm Caroli versammelte. „Bekenner in der Schreckenszeit, ... ihr hieltet Stand zur Zeit des Streits, weil ihr das Leid nicht scheutet“ war als passendes Eingangslied ausgewählt. Es beschreibt die Anerkennung des Märtyrer-Priesters, der zu den Führern Nein sagte, die Völker töten ließen.

„Der Pfaffenhass feierte ab 1940“ Triumphe“, schrieb nach dem Zweiten Weltkrieg ein Geistlicher aus der Pfalz, der das KZ Dachau überlebt hatte. Im Sommer 1942 starben täglich mehrere inhaftierte Priester. Einer von ihnen war neben Pfarrer Josel Bechtel und Kaplan Peter Schlicker aus Niedermendig auch Pfarrer Wilhelm Caroli, der ab 1939 in Kottenheim wohnte. Nach einer mutigen Predigt über die Euthanasie wurde er im Oktober 1941 wegen „Kanzelmissbrauch“ verhaftet und kam am 18. Februar 1942 ins KZ Dachau , wo er in der Nacht vom 22. auf den 23. August 1942 qualvoll verstorben ist.

Caroli war am 7. April 1895 in Saarlouis geboren worden und zog nach dem Tod seines Vaters 1912 mit seiner Mutter nach Kürrenberg, weil dort der ältere Bruder August die Pfarrei leitete. Aus diesem Grunde konnte Wilhelm das Gymnasium in Mayen besuchen und dort auch das Abitur ablegen. Im Ersten Weltkrieg wurde er als Sanitäter eingesetzt. Im Dom zu Speyer erhielt er nach weiterem Studium von Bischof Dr. Sebastian (1917 bis 1943) am 12. März 1921 die Priesterweihe. In mehreren Gemeinden versah er als Kaplan engagiert und ideenvoll seinen Dienst. Seine Tätigkeit in Vereinen, in Theatergruppen, in der DJK-Fußballabteilung, in der Arbeitlosenhilfe und in der Bildungsarbeit in Rheingönheim entfaltete trotz schwieriger Zeit lebendige Gemeinschaften. Vor allem aber seine unerschrockene Tätigkeit in der kirchlichen Pressearbeit wurde für die NSDAP Anlass, ab 1933 gegen Caroli sogar mit Schlägertrupps vorzugehen. Schließlich verurteilte das Gericht Frankenthal den Geistlichen am 16. Juni 1937 wegen fortgesetzten Vergehens gegen das Reichsflaggengesetz, gegen das Heimtückegesetz, wegen übler Nachrede, falscher Anschuldigung und Beleidigung zu acht Monaten Gefängnis.

In dem Urteil hieß es nach dem Martyrologium „Zeugen für Christus“, das im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz 2006 von Helmut Moll herausgegeben wurde und wichtigste Archivunterlage auch für diesen Artikel ist: „Bei der Bemessung der Strafhöhe wurde strafverschärfend berücksichtigt, dass der Angeklagte zu jenen Vertretern des politischen Katholizismus gehört, die sich immer und immer wieder den Anordnungen des nationalsozialistischen Staates entgegenstellen und den Kampf gegen den Staat auf politischem Gebiet mit verbissener Hartnäckigkeit führen.“ Nach der Verbüßung der achtmonatigen Strafe zog Caroli in die Diözese Trier, wo er in den Pfarrhäusern seiner beiden Brüder in Kell und Kürrenberg Unterkunft fand, bis zu seinem Umzug nach Kottenheim in Jahr 1939.

„Er hätte es nun hier gut haben können, so wie wir als heutiger Pfarrer und Kaplan,“ meinte Peter Zillgen als Zelebrant in seiner Einführung zum Gedenkgottesdienst, „aber er hatte Mut, um den wir ihn beneiden und heute auch noch nach 75 Jahren beten.“

Heinz Lempertz