Stadt Andernach will mit den Einwohnern ein Hochwasser-Schutzkonzept erstellen

Auch bei Niedrigwasseran mögliche Rheinflut denken

Auch bei Niedrigwasser
an mögliche Rheinflut denken

„Bis zu diesem Pegelstand Höhe (920 cm) schützt uns die Hochwasserschutzwand.“ -Bürgermeister Claus Peitz (3. v. re.) und die Beteiligten am Hochwasserschutzkonzept. MKA

Auch bei Niedrigwasser
an mögliche Rheinflut denken

Bürgermeister Claus Peitz nach der Enthüllung der mathematisch ermittelten Extremhochwasser-Marke (1270 cm) über dem Rheintor.

Andernach. „Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Betroffenen, den Kommunen und dem Staat!“ – nicht zu überlesen war die Feststellung in der Folie der Präsentation von Dr. Barbara Manthe-Romberg. Das Ausrufezeichen mag der Grund gewesen sein, warum die Stadt Andernach das Thema nun offiziell zur Teamsache erklärt hat. Bürgerinnen und Bürger, die Stadt, das Land und ein Ingenieurbüro sollen in den nächsten Monaten gemeinsam mit der Entwicklung eines Hochwasserschutzkonzepts dafür Vorsorge tragen, das die Bäckerjungenstadt für die künftigen Herausforderungen des Klimawandels gewappnet ist. In einer Auftaktveranstaltung am Donnerstag, 30. August, 19 Uhr im Historischen Rathaus, zu der die Bürger*innen schon jetzt eingeladen sind, sowie in nachfolgenden speziellen Workshops sollen angemessene Präventivmaßnahmen, mit Blick auf künftige wetterbedingte Extremsituationen, in ein Konzept gegossen werden.

Kompetente Partner unterstützen Bürger und Verwaltung

Im Rahmen einer Pressekonferenz brachten Bürgermeister Claus Peitz, Dr. Barbara Manthe-Romberg (Informations- und Beratungszentrum Hochwasservorsorge RLP), Kurt Knittel (Ingenieurbüro für Wasserbau und Wasserwirtschaft „Franke + Knittel“) und Michael Eiden vom Kompetenzzentrum für Hochwassermanagement und Bauvorsorge (TU Kaiserslautern) den Medienvertreten die Hochwasser-Zyklen in Andernach näher und beleuchteten damit zusammenhängende Szenarien und Auswirkungen. Von größeren Hochwasser-Ereignissen sind die Andernacher in den vergangenen Jahren verschont geblieben. So geben uns seit 2017 die Hochwasserschutzwand und eine Pumpstation am Rhein ein gewisses Sicherheitsgefühl. Den Rheinpegel kann inzwischen sowieso jeder mit einer Handy-App unter Kontrolle haben. Doch diese Behaglichkeit trügt: Erst im letzten Januar diesen Jahres standen die Rheinanlieger kurz vor der Überflutung der Wand, die für einen maximalen Pegelstand von 920 cm ausgerichtet ist. Schon fast vergessen sind wohl auch die katastrophalen Folgen der Hochwasser von 1993 (1051 cm) und 1995, (1028 cm), vor der uns die Wand nicht hätte bewahren können. Mit der Entwicklung eines örtlichen Hochwasserschutzkonzepts soll jetzt die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden. Flüsse, wie der Rhein, werden künftig immer häufiger auf die auftretenden extremen Wetterlagen (z.B. Hitzeperioden mit folgenden Unwettern und Starkregen) reagieren. Verhindern lässt sich Hochwasser nicht, aber durch eine angemessene Vorsorge können deren Folgen abgemildert werden.

Hochwasserszenarien, die

der Vorbereitung bedürfen

Auf der Grundlage mathematischer Auswertungen der Pegelstand-Chronik können für Andernach folgende Aussagen getroffen werden: Ein Hochwasser, mit 925 cm ist im Schnitt alle zehn Jahre zu erwarten, ein Pegelstand, wie im Jahr 1993 (1051 cm) tritt, statistisch gesehen, nur alle 60 Jahre auf und bei 1135 cm würde der Wasserstand des Rheins alle 100 Jahre liegen. Hochwasserereignisse dieses Jahrtausends an der Elbe und Donau zeigen aber auch, dass mit noch extremeren Hochwasserständen in Deutschland zu rechnen ist. Das mathematisch für Andernach ermittelte Extremhochwasser würde eine Marke von 1270 cm erreichen, zwei Meter über dem Pegel von 1993. Rheinland-Pfalz hat für seine Flüsse Hochwassergefahrenkarten erstellt, die Antworten auf die Fragen geben, wie hoch das Wasser steigen kann und welche Bereiche dann überflutet werden. Bei einem Extremhochwasser wären rund 6500 Einwohner von Andernach betroffen. Das Wasser würde bis in die Innenstadt strömen, die Strom- und Trinkwasserversorgung, die Bahnlinie und zahlreiche Straßen in Mitleidenschaft gezogen. Immense Schäden wären zu beklagen.

Vorbeugen ist besser als heilen

Im Hochwasserschutzkonzept sollen für Andernach erforderliche und angemessene Maßnahmen festgelegt werden. Bürger*innen, die meist über detaillierte Ortskenntnis verfügen, werden dabei „mitgenommen“.

Nach der erwähnten Auftakt- und Infoveranstaltung werden, zur Konkretisierung, drei Workshops durchgeführt. Diese richten sich nicht nur an die Einwohner der Kernstadt sondern auch an die Miesenheimer (Nette-Hochwwasser) und, wegen der Problematik „Überschwemmung durch Starkregen“, an die Bewohner des Burgerbergs und der Südhöhe.

Nachfolgend die

jeweiligen Termine

Bereich Namedy: Dienstag, 11. September , 19 Uhr im Feuerwehrhaus Namedy; Bereich Andernach Stadt: Mittwoch, 19. September, 19 Uhr im Ratssaal des Historischen Rathauses; Bereich Miesenheim (Nette) sowie Burgerberg/Südhöhe (Starkregen-Thematik): Dienstag, 25. September, Aula Grundschule St. Stephan, Taubentränke 51.

Im Rahmen des Projekts erfolgt zunächst eine Bestandsaufnahme: Welche Bereiche können, mit welchen Folgen, überflutet werden? Wie ist der Stand der Vorbereitungen? Welche Lösungsansätze gibt es, Defizite auszugleichen? In der Folge wird eine Vielzahl an Themenkomplexen beleuchtet, um letztlich zu Maßnahmenvorschlägen zu kommen. Diese werden zuletzt im Rahmen einer öffentlichen Abschlussveranstaltung präsentiert.