Batia Friedmann, Tochter eines jüdischen Häftlings, zu Besuch in Dernau und Ahrweiler

Auf den Spuren desjüdischen Häftlings Moses Friedmann

Auf den Spuren des
jüdischen Häftlings Moses Friedmann

Matthias Bertram und Batia Friedmann-Dobrecki. Fotos: privat

Auf den Spuren des
jüdischen Häftlings Moses Friedmann

Mosche-Moses Friedmann im Durchgangslager Dernau.

Dernau. Es ist eine lange emotionale Reise auf den Spuren ihres Vaters Moses Friedmann mit Besuchen in Auschwitz, Wolfsburg, Dernau, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen. Stationen, die ihr Vater von Mai 1944 bis April 1945 durchlief und zu erleiden hatte. Drei Wochen dieser Zeit verbrachte er mit 300 jüdischen Häftlingen in einem kleinen Durchgangslager in Dernau auf dem Weg von Tiercelet in Frankreich nach Mittelbau-Dora im Harz.

Bei Matthias Bertram aus Ahrweiler, der im Rahmen der Recherchearbeiten für seine Dokumentation „Untertageverlagerung Geheimkommando Rebstock“ 2018 in Israel bereits mit den Töchtern von Moshe Shen gesprochen hatte, hatte sich nun Batia Friedmann, die Tochter eines weiteren Häftlings, von Moses Friedmann, gemeldet, um Details zum Aufenthalt ihres Vaters in Dernau zu erfahren. Batia brachte ihrerseits eine Reihe von noch unbekannten Details und Dokumenten mit und ging mit Bertram die Wege entlang, die ihr Vater vor 75 Jahren in Dernau gegangen war.

Vom Ort, wo ehemals die drei Baracken auf dem Bahndamm zwischen Dernau und Rech standen, ging es zu Fuß Richtung Sonderbergtunnel in Dernau. Bürgermeister Sebastian hatte erlaubt, diesen nur 125 Meter langen Tunnel zu besichtigen. Damals im September 1944 und auch heute diente er lediglich zur Lagerung von Materialien. Den Sonderbergtunnel musste Moses Friedmann auf seinem Weg von den Baracken zum Arbeitseinsatz im Trotzenbergtunnel durchqueren. Von dort ging es weiter über den noch erhaltenen ehemaligen Bahndamm bis zum Eingang des Trotzenbergtunnels.

Es folgte ein Gang durch die Straßen von Dernau entlang der Stellen, an denen nach Zeitzeugenberichten die Bewohner den passierenden Kolonnen der abgemagerten Häftlinge versucht hatten, ein paar Lebensmittel an den Weg zu legen.

Vom Bahnhof Dernau, an dem die Häftlinge unerwartet am 2.September 1944 nach ihrer Flucht aus Tiercelet in Frankreich ankamen, ging es über die Straßen, die damals zu den drei Baracken führten. Da die von Volkswagen erwarteten Anlagen nicht in Dernau ankamen (sie waren in Tiercelet von den Alliierten beschlagnahmt worden), hatten die als Mechaniker beschäftigten VW-Häftlinge keine geeignete Arbeit an dem geplanten V1 Projekt, welches dort aufgebaut werden sollte. So kam bereits am 21. September die Anweisung aus Berlin, die für Volkswagen arbeitenden Häftlinge und Zwangsarbeiter weiter Richtung Mitteldeutschland zu schicken. Alle 300 jüdischen Häftlinge wurden unmittelbar danach nach Mittelbau-Dora gebracht und etwa zu gleichen Zeit die bis zu 300 holländischen Zwangsarbeiter aus Amersfort, die für vier Wochen in Ahrbrück untergebracht waren, nach Guxhagen bei Kassel. Somit wurden die Menschen, die die von Volkswagen geplanten Produktionslinien für die V1 aufbauen sollten nach drei bis vier Wochen wieder abgezogen.

Mit Batia wurden die Gedenktafel am Eingang der Dokumentationsstätte Regierungsbunker, die Gedenkstätte „Lager Rebstock“ und die Gedenktafel in den Weinbergen von Dernau besichtigt und die Fehler in den Texten und der Konzeption angesprochen. Niemals waren die jüdischen Häftlinge bzw. ihr Vater (und auch die holländischen Zwangsarbeiter) Teil des sogenannten „Lager Rebstocks“, wie es immer noch bei Marienthal, in Ahrweiler und Dernau auf den Gedenktafeln behauptet wird. Sie haben nie im Kuxbergtunnel und im Projekt Rebstock (V2) gearbeitet, sondern waren wenige Wochen im geplanten VW Projekt V1 eingesetzt, welches in Dernau geplant aber nie fertiggestellt wurde.

Matthias Bertram