Gedenkgang von Schülerinnen und Schülern des Goethe-Gymnasiums Bad Ems

Auf den Spurenjüdischen Lebens in Bad Ems

Auf den Spuren
jüdischen Lebens in Bad Ems

Geschichtslehrerin Elisabeth Knopp mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 8b. Foto: Stadtarchiv Bad Ems

Bad Ems. Mit prägenden Eindrücken kehrten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b von einem Gedenkgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad Ems zurück, den ihre Klasse mit Frau Knopp und Frau Franke unternahm.

„Für mich war es krass, wie nah die Ereignisse passiert sind. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass in der Reichspogromnacht so viel in Bad Ems angerichtet wurde“, meinte Mara. „Man hat selbst gesehen, wo die Juden früher gelebt haben, und konnte es sich dadurch auch besser vorstellen“ war der Eindruck von Maja S. „Normalerweise hört man all dies nur im Fernsehen und jetzt weiß ich, dass es auch in Bad Ems Juden gab, die all das durchleben mussten“, beschrieb Lana. „Es war schrecklich zu hören, dass auch bei uns vor der Tür die Juden verfolgt, erniedrigt oder sogar getötet wurden. Jedoch fand ich es auch sehr spannend, so viel darüber zu erfahren“, erläuterte Anna. „Ich fand es schrecklich, zu hören, was den Juden auch hier angetan wurde. Dennoch fand ich es gut, dies als Thema zu nehmen, weil es auch wichtig ist daran zu denken“, war eine weitere Äußerung. „Jetzt weiß ich über die Schicksale Bescheid und denke und erinnere mich an sie“, sagte Thora. Mit diesen Eindrücken kehrten die Schülerinnen und Schüler der Klasse 8b von einem Gedenkgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Bad Ems zurück, den ihre Klasse mit Frau Knopp und Frau Franke unternahm. Sarah Borsch, Madeleine Kaiser und Tabea Kilian aus Jahrgangsstufe elf begleiteten die Gruppe. Sie hatten im vergangenen Schuljahr zusammen mit Johanna Spornhauer und Daria Wagner Erklärvideos zu einzelnen Stationen jüdischen Lebens in Bad Ems erstellt, die im Unterricht zur Vorbereitung angesehen wurden. Die erste Station des Gedenkganges war das Gemälde der Kaiser-Friedrich-Schule im Verwaltungstrakt der Schule und erinnerten sich: In Bad Ems, in der Vorgängerschule, war Edith Königsberger als jüdisches Mädchen während der Zeit des Nationalsozialismus von Lehrern niedergemacht und von Mitschülern gepeinigt worden, bis sie die Schule verließ.

Vorbei am früheren Standort der Kaiser-Friedrich-Schule neben der Emser Therme führte der Weg zur Wipsch.

Der Marktplatz war in der NS-Zeit Sammelplatz für jüdische Mitbürger vor ihrer Deportation.

Nur wenige Juden entkamen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie. Davon künden Stolpersteine für Angehörige der Familien Leopold und Strauß in der Friedrichstraße. Dass es auch einmal ein friedliches Zusammenleben gab, verdeutlichte gleich darauf der Brunnen von Lies Ebinger und ihrem Bruder Rudi Spornhauer: Die Aufzählung der früher in der Friedrichstraße ansässigen Handwerker umfasste christliche und jüdische Namen ohne Unterschied.

An der nächsten Station, Römerstraße 89, weist eine Gedenktafel von Lies Ebinger auf das ehemalige jüdische Altersheim hin, das während der Reichspogromnacht am 10. November 1938 - wie viele Gebäude jüdischer Mitbürger – verwüstet wurde. Sarah Borsch berichtete vom Schicksal der Familie Königsberger, die im Haus Germania in der Römerstraße 12 ein Modegeschäft betrieb, bis sie durch die Nationalsozialisten zur Aufgabe und später zur Flucht bzw. in Vernichtungslager gezwungen wurden. In der Römerstraße 69 auf der gegenüberliegenden Straßenseite lebten die jüdische Familie Bernstein und Ida Emmel mit der katholischen Familie Sarholz harmonisch unter einem Dach. So erzählte es Madeleine Kaiser anhand einer um 1930 entstandenen Fotografie. Doch die Stolpersteine vor dem Haus beweisen, dass auch dieser Frieden durch die Nationalsozialisten zerstört wurde.

Nur wenige Schritte weiter hielten alle vor einer Bodenplatte inne: „Standort der ehemaligen Synagoge, 1938 geschändet, 1955 niedergelegt“. 50 Jahre vor der Reichspogromnacht war die Synagoge von der prosperierenden jüdischen Gemeinde noch erweitert und unter großer Anteilnahme der Bad Emser Honoratioren eingeweiht worden. 1955 wurde sie, seit 1942 eine Synagoge ohne Gemeinde, dem Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses geopfert.

Über den Wiesenweg am Emsbach gelangten die Schüler und Lehrerinnen zu ihrer letzten Station, dem jüdischen Friedhof. Dort zeigte Tabea Kilian vertraute Namen auf der Gedenktafel für die Holocaustopfer aus Bad Ems. Herr Spiegel, der für die Pflege des Friedhofs verantwortlich ist, öffnete dankenswerterweise die Taharahalle, in der die rituelle Waschung eines Leichnams vor der Bestattung vorgenommen wurde. Er berichtete über religiöse Begräbnisbräuche und beantwortete viele Fragen. Am Grab von Horst und Willi Strauß gedachte der beiden Jungen aus der Friedrichstraße, die im Alter von 12 bzw. 14 Jahren in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden, weil sie einen jüdischen Vater hatten.

Pressemitteilung

Goethe-Gymnasium Bad Ems