Zweckverband Wasserversorgung bringt auch Rohre für Gas und Glasfaser in die Erde

Baggern für die Zukunft des Ahrtals

Baggern für die Zukunft des Ahrtals

Die Leerrohre liegen zum Verlegen bereit. Sie kommen 1,80 tief unter die Straße und sollen damit vor künftigem Hochwasser sicher sein. Fotos: GS

Baggern für die Zukunft des Ahrtals

Ortstermin in der Nähe des Altenahrer Straßentunnels: (von links) Guido Nisius, Cornelia Weigand und Theo Waerder vom Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr.

Altenahr/Adenau. In der Behebung der Flutschäden eine Chance für die Zukunft sehen. Das hat sich der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr auf die Fahne geschrieben. Der Verband versorgt rund 30000 Kunden in den Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr. Eine seiner wesentlichsten Transportleitungen, die sogenannte Tallinie, verläuft von Dorsel bis Marienthal, also rund 40 Kilometer entlang der Ahr.

Diese Wasserleitung ist durch die Flutkatastrophe auf weiten Streckenabschnitten zerstört oder massiv beschädigt worden, so dass jetzt umfangreiche Reparaturen und Erneuerungen anstehen. Das berichtet die Stadtwerke Bonn (SWB) Regional GmbH, die die Geschäfte des Verbandes führt.

Einige Maßnahmen seien bereits umgesetzt, andere in der Realisierung, weitere Baumaßnahmen am Start. Um dabei mögliche Synergien zu nutzen, Beeinträchtigungen durch die Bauaktivitäten möglichst gering zu halten, aber auch um die Wiederherstellungskosten zu reduzieren, strebt der Verband eine intensive Abstimmung mit anderen Maßnahmenträgern und den jeweiligen Straßenbaulastträgern an. Ziel ist dabei, möglichst viele Gewerke gemeinsam zu verlegen und diese insgesamt in einer hochwasserbeständigen Bauweise zu realisieren.

Trassen für Radwege nutzen

Guido Nisius, Vize-Verbandsvorsteher und Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, zeigte sich bei einem Ortstermin an der Baustelle unweit des Altenahrer Straßentunnels, wo zusätzlich Rohre für eine Glasfaserversorgung und den möglichen Aufbau einer Gasversorgung im mittleren und oberen Ahrtal verlegt werden, von dem Vorgehen überzeugt. „Nur durch eine entsprechende Bauweise, mit veränderter oder gegebenenfalls angepasster Trasse, wird die Wasserversorgung im gesamten Verbandsgebiet zukünftig sicherer.“ Die gemeinsame Umsetzung mit anderen Maßnahmenträgern in Infrastrukturtrassen reduziere deutlich die Kosten und ermögliche es, wirtschaftlich zusätzliche Sicherungsmaßnahmen gegen künftige Hochwasser umzusetzen. Nisius: „Wenn wir diese Trassen abschließend zum Beispiel für ein Fahrradwege nutzen können, dann ist ein Höchstmaß an Synergieeffekten erreicht.“

Guido Nisius bildet aktuell mit seinem Altenahrer Pendant, Cornelia Weigand, die Doppelspitze des Zweckverbandes. Der bisherige Verbandsvorsteher, Jürgen Pföhler, ist mit seinem Rücktritt als Landrat aus dieser Funktion ausgeschieden. Eine noch zu terminierende Verbandsversammlung soll, so Guido Nisius im Gespräch mit Blick aktuell, die Nachfolge regeln.

Neben seinen Wassertransportleitungen verlegt der Zweckverband Eifel-Ahr seit Jahren auch spezielle Microduct-Leerrohre für die spätere Belegung mit Glasfasern. Der Verband hatte dazu eine spezielle Annex-Genehmigung vom Land Rheinland-Pfalz erhalten. Bislang wurden so mehr als 120 Kilometer Trassen in den beiden Verbandsgemeinden geschaffen. Neben der eigenen Nutzung steht dabei nach Angaben des Verbandes der Ausbau der Glasfaserversorgung im Fokus.

Die durch die Flutschäden notwendig gewordene Erneuerung der Transport- und Ortsnetzleitungen will der Verband jetzt für eine Ausrichtung des Ahrtales entsprechend der Aufträge aus den Zukunftskonferenzen nutzen.

Wesentlich für viele Schäden war der Austritt, die Verschmutzung und die Verseuchung durch Heizöl aus ungezählten Heizungsanlagen im mittleren und oberen Ahrtal. „Das Heizöl muss also schnellstens und dauerhaft aus dem Ahrtal und gegebenenfalls auch aus den Seitentälern herausgebracht werden“, schlussfolgert der Verband daraus. Zentrale Nahwärmesysteme, wie bereits in einigen Orten geplant, seien da eine sinnvolle Alternative.

Einsatz für Nahwärmesystem

Sinnvoll sei ein Nahwärmesystem in der sogenannten Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), weil neben der Wärme auch noch Strom erzeugt werde. Geschehe dies mit Biogas, synthetischem Erdgas oder Wasserstoff, sei dies laut Zweckverband „im höchsten Maße umweltfreundlich, nachhaltig und klimaschonend“. Die EU-Kommission habe die Einstufung von Gas-KWK-Anlagen auch mit Erdgas als klimaschonend in ein Konsultationsverfahren eingebracht. Somit stünden entsprechende Förderungen bis 2030 im Raum.

Für eine Gasversorgung fehle es aber aktuell im gesamten Ahrtal oberhalb von Walporzheim an der notwendigen Infrastruktur, also einem entsprechenden Leitungssystem. Der Zweckverband nutze deshalb aktuell jede seiner Baumaßnahmen, um auch die Voraussetzungen für ein solches perspektivisches Gastransportsystem in seinem Verbandsgebiet zu schaffen. In Verbindung mit seinen eigenen aber auch fremden Baumaßnahmen, wie denen des Abwasserwerkes der Verbandsgemeinde Altenahr, könnte so ein zusammenhängendes Leitungssystem von Dernau nach Dümpelfeld innerhalb sehr kurzer Zeit realisiert werden, so die SWB Regional.

Grundsatzentscheidung steht an

Bereits bei seinen Baumaßnahmen Laach-Reimerzhoven, Altenahr und Altenahr-Altenburg hat der Zweckverband neben seinen Wassertransportleitungen und den Leerrohren für Glasfasern auch schon geeignete Leerrohre für Gashochdruck- und -mitteldruck mitverlegt. Weitere Baumaßnahmen wie Tunnel Altenahr-Reimerzhoven, Altenburg-Kreuzberg, Hönningen, Laach und Dernau-Kalenborn seien in der konkreten Planung oder Umsetzung. Eine schnelle vorläufige Entscheidung sei aufgrund des Zeitdruckes der Baumaßnahmen notwendig gewesen. Auch seien die finanziellen Aufwendungen im vertretbaren Rahmen. Weitere Maßnahmen und eine entsprechende Grundsatzentscheidung des Verbandes sollen zeitnah in Werkausschuss und Verbandsversammlung beraten und entschieden werden.

Cornelia Weigand, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr und ebenfalls Vize-Verbandsvorsteherin, steht voll hinter den Maßnahmen: „Wir müssen das Heizöl aus dem Ahrtal verbannen. Wir haben die Auswirkungen des Klimawandels leider erlebt und müssen jetzt daraus auch die richtigen Lehren ziehen. Nur durch den Wandel zu umweltfreundlichen Energien ist dies zu erreichen. Ein leitungsgebundenes Gasversorgungssystem ermöglicht uns einen solchen Wandel. Dies deckt sich auch mit den Zielsetzungen von Bundes- und Landesregierung und ist so ja auch Bestandteil des Koalitionsvertrages der Ampel auf Bundesebene.“

Beitrag für den Klimaschutz

Für den Zweckverband ist die Maßnahme ein wichtiger Schritt in Richtung Umwelt- und Klimaschutz. Den Ansatz fasst Theo Waerder, Werkleiter des Zweckverbandes, zusammen. Es gelte, diese „Chance einer Gasversorgung zum Wohle der Bürger, der sicheren Zukunft des Ahrtals und der nachwachsenden Generation“ zu nutzen und dies zeitnah zu entscheiden. „Wir schaffen dafür die Voraussetzungen“, sagte Waerder. „Wenn nicht jetzt, wann dann?“