Comedy-Feuerwerk im Hof der Mayener Genovevaburg

Bei Willi und Ernst blieb kein Auge trocken

Bei Willi und Ernst blieb kein Auge trocken

Auch wenn es überall zwickt – die beiden Rentner Willi (Dirk Zimmer, links) und Ernst (Markus Kirschbaum) wissen in jeder Situation Rat.Fotos: BLA

Bei Willi und Ernst blieb kein Auge trocken

Beim Auftritt der beiden Erzkomödianten herrscht schiere Ekstase auf der Mayener Genovevaburg.

Bei Willi und Ernst blieb kein Auge trocken

Während für den Rocksong von Ernst Stofftiere und Damenwäsche auf die Bühne flogen...

Bei Willi und Ernst blieb kein Auge trocken

…heizte Willi die Menge an. 500 Zuschauer waren jedenfalls vollauf begeistert.

Mayen. Das Leben könnte so einfach sein – Single, begeisterter Pils-Trinker, Fußballfan und Rentner. Doch was die beiden Erzkomödianten Dirk Zimmer und Markus Kirschbaum aus dieser überschaubaren und scheinbar langweiligen Ausgangslage machen, ist ganz großes Kino – oder besser gesagt großes Theater.

Im dritten Jahr der Comedyburg fand das Duo, das in Koblenz schon lange Kultstatus genießt, den Weg nach Mayen. „Ich habe sie eingeladen, weil ich gehört habe, dass sie sich auch kritisch gegenüber der Stadt Mayen geäußert hätten“, meinte Intendant Daniel Ris bei seiner Begrüßung augenzwinkernd. Sollte es dadurch Zweifel gegeben haben, ob Willi und Ernst auch in Mayen funktionieren würden, so wurden diese in wenigen Sekunden pulverisiert.

Dabei sind Kirschbaum und Zimmer mehr als reine Comedians. Sie sind Welterklärer und gleichzeitig ausgezeichnete Schauspieler, die sich von reinen Standup-Comedians deutlich unterscheiden. Selbst im Kölner Karneval haben sie sich fest etabliert, wissen aber um die Unterschiede zwischen Karnevalsprogramm und Bühnenshow.

Jedenfalls zeigte sich auf der Bühne der Genovevaburg schnell, warum in Koblenz die Karten für die Veranstaltungen des Kult-Duos immer blitzschnell vergriffen sind. Trotz alledem oder vielleicht gerade deswegen fand in Mayen die Premiere des neuen Bühnenprogramms „Dat Beste un sonst nix!“ statt.

Witzige Dialoge

Herzerfrischende und witzige Dialoge liefern sich die beiden über den ganzen Abend hinweg. Da wird auch schon mal heftig gestritten, um kurz darauf in harmonischer Übereinstimmung die Widrigkeiten der Umwelt zu beklagen. So erfuhr das Publikum beispielsweise, dass der große William Shakespeare bei seinen literarischen Werken unter anderem Zitate von Paul Schockemöhle nutzt und das Zitat „Das ist des Pudels Kern“ den Jacob Sisters zu verdanken sei. So entwickelte sich schnell ein knallbunter Abend mit herrlichen Pointen, die mal aus der Hüfte geschossen scheinen und dann an anderen Stelle mit der gebotenen Vorbereitungszeit serviert mitten ins Humorzentrum treffen. Die Künstler selbst improvisierten dabei aus Leibeskräften und sorgten so dafür, dass das Publikum aus seinen Lachflashs kaum heraus kam. Ob nun die Erzählung von Rotkäppchen fast in einen handfesten Streit ausartete, Zimmer und Kirschbaum als lebensgroße Marionetten agierten oder absurde Rechenbeispiele – die Stimmung stieg minütlich.

Das ganz große Ziel der beiden Rentner war jedoch eindeutig die Partnersuche. Potenzielle, ledige Partnerinnen wurden gleich zu Beginn ermittelt, wobei sich die Favoritin von Willi schnell herauskristallisierte. „Du bist Mäuschen21 aus dem Rentnerchat“, meinte er zu einer Dame aus der dritten Reihe und outete sich selbst als „Frettchen0815“. Sein Partner Ernst gab der Liaison wenig Chancen und bezeichnete seinen Freund als den „Ladenhüter von Parship“. Selbst der abschließende Liebessong für Bärbel aus Ettringen, die Yoga und Brokkoli liebt, reicht nicht aus, um das Singledasein zu beenden. Es reichte jedoch als Schlussnummer aus, um das Publikum im Hof der Genovevaburg förmlich explodieren zu lassen. „Zugabe, Zugabe“ schallte es von den Rängen, und auch diesem Wunsch kamen die beiden Comedians gern nach. Das dürfte zwar kaum über das nicht gefundene Liebesglück hinwegtrösten, aber knapp 500 begeisterte Zuschauer sind eine beeindruckende Bilanz eines einzigen Abends.