Nach den verheerenden Zerstörungen an der Ahr

Bei den Ahrtalbahnfreunden referierten zwei erfahrende Bahn-Ingenieure

Bei den Ahrtalbahnfreunden referierten zwei erfahrende Bahn-Ingenieure

Dipl.-Ing. Arnim Müller, Dipl.-Ing. Dietmar Litterscheid, Wolfgang Groß, MdL Horst Gies und Thorsten Müller (v.l.n.r.).Foto: wite

Remagen/Ahrtal. Die Freunde der Ahrtalbahn bestehen mittlerweile bereits seit 21 Jahren. Ging es der aktiven Gruppe um Sprecher Wolfgang Groß bislang stets um Verbesserungen oder gegen geplante Kürzungen, ist die Situation derzeit völlig anders. Die Bahn-Infrastruktur zwischen Ahrbrück und Walporzheim ist auf 17 Kilometern weitgehend zerstört. Dabei sollten just am Tage nach den verheerenden Überschwemmungen in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli Modernisierungsarbeiten an der Strecke von Walporzheim Ahraufwärts beginnen: Für den Bau eines Elektronischen Stellwerks (ESTW) zwischen Ahrbrück und Walporzheim. Opfer dieser Flutnacht wurden viele Menschen im Ahrtal, einhergehend mit der Zerstörung von Häusern sowie weiten Teilen der Bahn- und Straßeninfrastruktur. Aus diesem Grunde hatte Wolfgang Groß von den Ahrtalbahnfreunden auch die Diplom-Eisenbahn-Ingenieure Dietmar Litterscheid und Armin Müller zu einer Veranstaltung ins Brauhaus Remagen eingeladen. Beide verfügen über langjährige berufliche Kenntnisse der Bahnmaterie. Wolfgang Groß hatte mit diesen tagsüber die zerstörten Bahntrassen zwischen Kreuzberg und Walporzheim erwandert. So konnte Ulrich Stumm die tagesfrischen Aufnahmen an einem Projektor zeigen. Bei der gut besuchten Veranstaltung im Brauhaus Remagen konnte Wolfgang Groß auch SPNV-Verbandsdirektor Thorsten Müller, den CDU-Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Landrat, Horst Gies, sowie das Kreistagsmitglied Lisa Dahr begrüßen. Für alle Beteiligten ist einhellig eine zeitnahe Umsetzung (etwa fünf Jahre Planungsdauer sowie Neubau) nur möglich, wenn die Planer für Bahn, Straßen, Radweg, Hochwasserschutz sowie für Kanaltrassen usw. gleich von Beginn an sehr eng zusammenarbeiten. Die Freunde der Ahrtalbahn haben, so Wolfgang Groß, größtes Interesse daran, dass die Bahnstrecke von Remagen bis Ahrbrück modern und sicher aufgebaut wird - und hierüber hinaus wieder bis Adenau. 17 Kilometer der Strecke zwischen Walporzheim und Ahrbrück sind durch die Hochwassermassen völlig zerstört. Hier ist, so Wolfgang Groß, ein kompletter Neuaufbau erforderlich.

Technisch möglich

Aus technischer Sicht sei dies möglich. Es müsse hierbei auch ein Hochwasserschutz integriert werden. Etwa durch den Bau von Poldern mit großem Aufnahmevermögen. Es habe sich bei dem extremen Hochwasser der Ahr gezeigt, dass die alten Bahndämme nicht die Funktion als standfeste „Bahndeiche“ leisten konnten. Es existieren Zwangspunkte wie Bahngleise, Tunnel, Brücken und Straßen sowie eine sehr nahe Wohnbebauung. Das Ahrtal solle ja auch in Zukunft weiter lebenswert bleiben. Thorsten Müller möchte die Ahrtalbahn wieder „1 zu 1“ aufbauen. Es müssten jedoch beispielsweise die Durchlässe und Brücken anders konzipiert werden. Müller geht davon aus, dass für die Maßnahmen ein für die Katastrophenregion eigens beschlossenes Sonder-Planungsrecht zum Zuge kommen kann. Für die Ahrtalbahnstrecke liefen ja bereits Planungen zu einer Elektrifizierung. Die beschlossenen Erleichterungen gelten ebenso für Elektrifizierungsprojekte. Dass eine Elektrifizierung möglich ist, zeigt die etwa vergleichbare Murgtalbahn. Für die ebenfalls stark zerstörte Eifelstrecke habe die Deutsche Bahn (DB) ja bereits Aufträge vergeben. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, rechnen die Fachleute Thorsten Müller, Dietmar Litterscheid, Armin Müller Wolfgang Groß durch ein Sonder-Planungsrecht im Katastrophengebiet mit einer Planungs- und Bauzeit von fünf Jahren.

Horst Gies: Bis Adenau

Für Horst Gies bietet es hierbei geradezu an, die auch von den Ahrtalbahnfreunden angeregte Reaktivierung der Strecke von Ahrbrück bis Adenau ernsthaft und gleichzeitig - in einem Guss - in Angriff zu nehmen. Hierzu wäre es aber hilfreich, wenn aus der Verbandsgemeinde Adenau positive Zeichen kämen - etwa einer Willensbekundung durch den dortigen Verbandsgemeinderat, ergänzte Wolfgang Groß. Von dieser Verlängerung versprechen sich alle Beteiligten auch Vorteile für den gesamten Tourismus in der Eifel-Region, so auch für den Nürburgring. Die Ahrtalbahn sei auch für den Schülerverkehr unerlässlich, ebenso wie für Berufstätige, Einkaufsfahrten, Arztbesuche sowie den Fremdenverkehr. Da die nicht barrierefreie Fußgängerbrücke zum Bahnhof Heimersheim auch Opfer der Fluten wurde, könnten übereinstimmender Meinung stattdessen zwei neue Haltepunkte eingerichtet werden: In Lohrsdorf sowie in Heppingen. Entsprechende Schreiben haben Wolfgang Groß und Horst Gies auch an die Landesregierung Rheinland-Pfalz verschickt.