Flutgeschädigte bei Einwohnerversammlung in Kottenheim über Fördermöglichkeiten beim Wiederaufbau informiert

Bei den Schilderungen der Hochwasserschäden flossen auch Tränen

26.11.2021 - 10:17

Kottenheim. Die Landesregierung hatte zur Infoveranstaltung für die Hochwasseropfer im Kreis Mayen-Koblenz eingeladen. Ein halbes Hundert interessierte Bürgerinnen und Bürger war unter 2G Bedingungen erschienen, um den Tipps und Infos der Expertenrunde, an ihrer Spitze die Landesbeauftragte für den Wiederaufbau, Staatssekretärin Nicole Steingaß, Gehör zu schenken. Fachlich versierte Profis, die unter der exzellenten Moderation des Vor-Ort-Beauftragten der Landesregierung, Günter Kern, vortrefflich agierten, und ihre für viele der Besucher sehr wichtigen Aussagen auf Großbildschirmen visuell und grafisch anschaulich und verständlich präsentierten. Andreas Christ vom Klimaschutzministerium, Hans Hartmann-Munk vom Umweltministerium, Joachim Gerke von der Struktur und Genehmigungsdirektion (SGD Nord), sowie Dr. Ulrich Link von der Investitions- und Strukturbank Rheinland Pfalz, informierten dabei über viel Wissenswertes in puncto Fördermöglichkeiten beim Wiederaufbau. Über die dem Hochwasser angepassten Baumöglichkeiten, den gemeinsamen Hochwasserschutz der Anrainer der Nette, oder der Schaffung weiterer Pegelmessstellen zur schnelleren Wasserstandsvorhersage. Finanzierung der einzelnen Schadensansprüche, Antragstellung, Was tun bei Schäden am Hausrat, sowie der Hinweis auf 80 prozentige Förderung durch das Land bei Gebäudeschäden und vieles mehr. Interessierte Zuhörer im Auditorium auch Landrat Dr. Alexander Saftig, Mayens Oberbürgermeister Dirk Meid und Bürgermeister der VG Vordereifel Alfred Schomisch. Moderator Günter Kern gab ein kurzes Resümee der bisherigen Einwohner Veranstaltungen: „Die Menschen waren überall sehr wissbegierig, natürlich kamen immer wieder die Fragen, was wird man in Zukunft tun könne, um solche Flutkatastrophen zu vermeiden. Wie sieht der Hochwasserschutz oder die Hochwasservorsorge aus? Man kann aber nicht jeden Einzelfall in einer solchen Veranstaltung lösen, es gab und gibt auch heute die Möglichkeit, im Anschluss spezielle Fragen an die Vortragenden Experten zu stellen. Es gibt auch hier viele Einzelschicksale, die genau so schlimm für die Betroffenen erscheinen, wie auch in anderen Überschwemmungsgebieten. Eines muss ich noch betonen – Wir haben gerade auch in vielen Eifelgemeinden viel Dankbarkeit erlebt. Viele sagen uns: „Schön das ihr Euch um uns kümmert“. Und das gibt einem Mut und Hoffnung“, so der Moderator, ehe man zur Frage-Antwort Runde überging. Hier standen dann, erwartungsgemäß, die Sorgen, Nöte, aber auch die Beschwerden Mayener Bürgerinnen und Bürger, die durch das Nettehochwasser, am 14. Juli, in ihrer Stadt großen Schaden erlitten hatten im Fokus. Die im Bannen wohnende Mayenerin Elvira Nürberg, schilderte, teils unter Tränen, „mir läuft et Herz üwer“, ihre Misere zwecks Instandsetzung ihrer Hochwasserschäden. Weil ihr an Herzrhythmus-Störungen leidender Mann sein Krankenbett in der oberen Etage unterbringen musste, hatten die Eheleute das ganze Inventar der dort untergebrachten Musikschule nach unten in die Garage verbracht. Weiteres Mobiliar hatte man in die Kellerräume untergestellt. Und dies alles stand dann bei der Flut über zwei Meter unter Wasser. Des Weiteren waren ihr Pkw, das Garagentor sowie das Parkett im Erdgeschoss stark geschädigt worden. Das in Auftrag gegebene Gutachten belief sich auf bis zu 40.000 Euro. Vom Landkreis erhielt sie 2.000 Euro, und von der Stadt Mayen 10.000 Euro. Aber, man muss auch gleichzeitig erwähnen, dass ihr Gatte, Schorsch Nürnberg und seine Musiker von „Sound of Mayen“ ihre eingenommenen 6.800 Euro, als hilfreiche Geste, an die Stadt Mayen für Flutopfer gespendet hatten.

„Jetzt sitz ich da, mit meinen Schulden und einem kranken Mann und warte auf eine Lösung der Hilfe“, so Elvira Nürnberg. Dr. Ulrich Link von der Strukturbank versprach sich der Angelegenheit umgehend anzunehmen. Viele weitere Bürger, hauptsächlich aus dem Bereich der Gerberstraße, ließen aber auch ihren ganzen Frust ab. Ein Bürger sprach von der Nette als mit Holz und Treibgut, vermüllten, verwachsenen Bach. Es gäbe ein Konzept, hätte man ihm gesagt, aber man sähe nichts davon. Aber einen Plan der in der Schublade verschwände nütze gar nichts, der sollte auch umgesetzt werden. Weitere Anwohner bemängelten, dass in der oberen Gerberstraße ab 2016 nichts in Sachen Hochwasserschutz geschehen wäre, oder das die dortige Brücke, die ganze Mayener Gerberstraße in der Flutnacht in einen See verwandelt hätte. „Sauber machen, nichts ist passiert, und von der Mayener „Regierung“ war auch keiner zu sehen“. Es war oft Hilflosigkeit unter den Bürgern zu verspüren. „Wenn wir nur wüssten, wer bei uns in der Stadt dafür zuständig ist, damit wir unsere anstehenden Fragen beantwortet bekommen“ hieß es von einer besorgten Bürgerin. Der anwesende Mayener Stadtchef, Dirk Meid dazu: „Ich kann ja verstehen, das dieses Hochwasser vieles beeinträchtigt hat, bitte aber auch um Verständnis, das wir nicht alles sofort bewerkstelligen können, weil auch viele Dinge nicht von uns beeinflussbar sind. Ich plädiere dafür, dass wir das Wasser auffangen, zurückhalten, das muss aber auch im Oberlauf der Nette passieren und da sind wir nicht zuständig. Wir arbeiten deshalb mit den Verbandsgemeinden zusammen und ich glaube, dass wir da in der nächsten Zeit auch einiges Positives umsetzen können. Ein Konzept für unsere Stadt liegt definitiv nicht in der Schublade, aber es wird daran gearbeitet, seit es im Juli 2016 beschlossen worden ist. Und zu der angesprochenen Brücke kann ich nur sagen: Die können wir nicht abreißen, weil sie gerade für unsere Feuerwehr von großer Bedeutung ist, um schnellstens vom Depot aus, zu Einsätzen zu gelangen. Ich habe großes Verständnis für die Ungeduld. Wir müssen da jetzt alle an einem Strang ziehen“, so Meid. Auch der Bürgermeister der VG Vordereifel betonte der Gemeinsamkeit aller Anrainer-Kommunen hohe Priorität zu geben. „Mir ist es wichtig. dass die „Oberrainer“ die „Unterrainer“ schützen. Oben zu stauen, abfließen lassen, damit das Wasser gar nicht erst runter kommt. Dafür ist es aber nötig, durch ein Vorkaufsrecht dortige Grundstücke zu erwerben, um Stauräume zu bilden. Diese Fragen sind wir, mein Werkleiter Matthias Steffens und ich mit dem Ministerium zur Zeit am Abklären“. Moderator Günter Kern: „Mittlerweile laufen die Auszahlungen. Laut Stand der letzten Woche sind bereits bis zu 32 Millionen an Hausratsbeihilfen geleistet worden. Die Wiederaufbauanträge kommen jetzt nach und nach, weil die Geschädigten ja auch Gutachten vorlegen müssen. Viele kommen EDV-mäßig mit der Antragstellung klar, andere wieder nicht, finden es schwierig. Als Abhilfe kann man dafür aber auch „Beauftragte“ (Familie, Bekannte, Samariter, Malteser, DRK usw.) bestellen. Eine Antragstellung ist noch bis zum 30.6.2023 möglich“. Statement vom anwesenden Landrat Dr. Alexander Saftig gegenüber BLICK aktuell: „Hier konnte man hautnah sehen und hören - Die Hilfe wird von den Stellen angeboten, die Hilfe anbieten können. Und ich bin dem Land sehr dankbar, das wir heute gemeinsam diskutieren und beraten können, das die Möglichkeiten aufgezeigt werden, um den Bürgerinnen und Bürgern die Schaden gelitten haben, Hilfen anhand zu geben, damit sie ihr Heim, ihr Zuhause wieder aufbauen können“. Für die Verantwortlichen gilt aber in hohem Maße der alte und immer wieder geltende Ausspruch: „Es gibt viel zu tun – also packen wir´s an“. Am Besten gemeinsam, denn Gemeinsamkeit macht bekanntlich stark. BS

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Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Amir Samed:
Aufgepast ihr Omas, nicht das sich die "stabile Brandmauer" in ein (geistiges) Gefängnis ohne Entkommen verwandelt....
Joachim Becker:
Vielen Dank für diese lobenswerte Initiative!...
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