Der Geschichtsverein Unkel lud zu seinen 25. Carl-Loewe-Musiktagen in Folge ein

Beim Eröffnungskonzert wurden dieVerdienste von Heide Lorenz gewürdigt

Beim Eröffnungskonzert wurden die
Verdienste von Heide Lorenz gewürdigt

Mit Kantaten, geistlichen Gesängen sowie Volksliedern brilliert der Trinitatis-Kantatenchor im Palmenhaus. Fotos: DL

Beim Eröffnungskonzert wurden die
Verdienste von Heide Lorenz gewürdigt

Mit der Burgserenade im Herrenhaus der Familie von Weichs wurden die Musiktage eröffnet.

Unkel. Mit dem Trio F-Dur des französischen Barockkomponisten Jean Baptiste Loelleit eröffneten Joanne Walter-Unkel, Oboe und Englischhorn, Doris Lange-Haunhorst, Flöte, und der musikalische Leiter der Veranstaltung, Marc Unkel, Klavier, im Herrenhaus der Burg Unkel ihre „Burgserenade“. Mit dieser startete der Geschichtsverein Unkel in seine 25. Carl-Loewe-Musiktage. „Aber wir feiern heute nicht nur unser Silberjubiläum. Abgesehen von diesem wird auch des 150. Todestages des Komponisten gedacht, der am 20. April 1869 gestorben ist“ begrüßte der Vorsitzende Piet Bovy die Zuhörer, die den nicht gerade kleinen Saal zu sprengen drohten. Diese beiden Ereignisse würde der Verein natürlich nicht so ohne weiteres vorbeigehen lassen. Entsprechend habe Marc Unkel ein ganz besonders interessantes Programm zusammengestellt, das sechs Veranstaltungen in sieben Tagen umfasse, so der Vorsitzende, der neben Stadtbürgermeister Gerhard Hausen auch die Hausherren, die Familie von Weichs begrüßen konnte, die dem Verein wieder großzügig den großen Konzertsaal zur Verfügung gestellt hatte.

Als „Konzertreise um die Welt“ hatte Marc Unkel die erste Veranstaltung konzipiert. So ging es von Lyon zunächst mit der Komposition „Himmelsblume Spirito Santo“ von Carl Loewe nach Italien und von dort mit einem „Chansonette“ von Hamilton Harty nach Irland. Antonio Vivaldis Trio G-Moll entführte die begeisterten Zuhörer nach Venedig, bevor die drei Musiker mit Pablo Gils „Rivera“ in Spanien Station machten.

Bevor der zweite Teil des Konzerts begann, hatte Piet Bovy eine Überraschung für Heide Lorenz parat, „Mutter“ der legendären Unkeler Carl Loewe-Musiktage. „Wie soll man einer Frau danken, die längst Ehrenmitglied unseren Vereins ist und die für ihre Verdienste bereits 2012 mit der Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz und auch mit der Ehrennadel der Stadt Unkel ausgezeichnet worden ist“, fragte der Vorsitzende rein rhetorisch. Auf Initiative eines Opernsängers aus dem österreichischen Baden bei Wien sei die Internationale Loewe-Gesellschaft mit Sitz in der österreichischen Hauptstadt zu Beginn der 1990-er Jahre an die Stadt Unkel mit der Frage herangetreten, ob nicht auch am Rhein wie in der Geburtsstadt des Musiker, Löbejün in Sachsen-Anhalt, anlässlich des 200. Geburtstages von Carl Loewe 1996 die Erinnerung an den Komponisten der Romantik durch Konzerte belebt werden könnte. Während sich die Stadt dazu nicht in der Lage gesehen hatte, war der Gedanke bei Heide Lorenz auf fruchtbaren Boden gefallen. Zu realisieren sei ein solches Konzert nur mit Hilfe eines Vereins als Plattform für die Musiktage, war ihr schon auf der Fahrt nach Wien klar gewesen.

Geschichtsbuch

für die Initiatorin

„Zielstrebig, mit diplomatischem Geschick, Sparsamkeit und großem Einsatz hat Heide Lorenz den Geschichtsverein geleitet, bis sie den Vorsitz 2006 in die Hände von Norbert Knoppik gelegt hat. Die Carl-Loewe-Musiktage sind aber weiterhin ‚ihr‘ Kind geblieben“, so Bovy, um dann zusammen mit seinem Vorgänger Norbert Knoppik und der Frau des Stadtarchivars, Gisela Meitzner, zu der Ehrung zu kommen. Der Aufgabenstellung des Vereins über die Musiktage hinaus entsprechend, übergaben die drei unter dem lebhaften Applaus der Zuschauer einer völlig verdutzten Musiktage-Gründerin ein dickes Geschichtsbuch „25 Jahre Carl-Loewe-Musiktage“, in dem sie große Fotografien und Berichte über die Veranstaltungen zusammengestellt hatten, die ohne Heide Lorenz nie zustande gekommen wären. Nach der Auszeichnung entführten die drei Musiker ihr Publikum mit der Loewe-Komposition „Die Zugvögel“ zunächst nach Schweden, um dann den „Schottenclan“ zu besuchen. „Auf dem Strom“ von Franz Schubert ging es weiter, bevor die drei Musiker mit der Sonate „The Hawthorn“ von James Oswald wieder in Schottland landeten.

„Anlässlich des Jubiläums hatte sich auch den erster Carl Loewe-Gesangswettbewerb eingeplant, wobei dem Sieger ein Auftritt bei den 26. Carl-Loewe-Musiktagen sicher gewesen wäre. Aber leider haben fünf der sechs gemeldeten Sänger in letzter Sekunde aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen“, bedauerte Marc Unkel kurz vor Beginn der Chorserenade im Palmenhaus, das die Familie des Schirmherrn, Fritz Bagel, dem Geschichtsverein wieder großherzig für seine restlichen Musikveranstaltungen zur Verfügung gestellt hatte. Begrüßen konnte Piet Bovy, der sich wieder über ein volles Haus freuen konnte, dort auch das Vorstandsmitglied der Internationalen Carl-Loewe-Gesellschaft, Heidelore Rathgen, aus Wettin-Lübejün. Mit Carl Loewes Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs Kirchenkantate „Was mein Gott will“ und den Werken des Barockkomponisten Heinrich Schütz „Lob und Preis“ sowie „O Herr, hilf“ eröffnete der Trinitatis-Kantatenchor Linz-Unkel seine Serenade. Bei dieser waren nach dem „Hosanna“ von Carl Loewe die Zuhörer als vierte Stimme bei dem Kanon „Gloria, Gloria in excelsis deo“ gefragt, bevor der Chor dann wieder mit „Gib ihm dein Herz“, eine Loewe-Komposition anstimmt. Dieser ließen die Sänger geistliche Gesänge folgen, wobei ihre gefühlvolle Interpretation des auf einen Gospel aus dem Jahr 1901 zurückgehenden Protestsongs „We shall overcome“ mit einem lang anhaltenden Extra-Applaus belohnt wurde. Mit einem Ständchen für Heide Lorenz, der Bearbeitung des Loewe-Themas „Die Uhr“ durch Marc Unkel, schickte der Trinitatis Kantatenchor das Publikum in die Pause, dem der musikalische Leiter der Musiktage zuvor gestanden hatte, wie wichtig die Vereinsgründerin für ihn sei. „Sie bringt mich mit meinen hochtrabenden Zielen immer wieder auf den Boden des Machbaren zurück“, schwärmte er von Heide, bei er sich mit einem Rosenstrauß für ihr immerwährendes Engagement bedankte. Nach einer Melodie aus dem komischen Loewe-Singsspiel „Die drei Wünsche“ und einem orientalischen Märchen von Ernst Raupach und dem keltischen Halleluja intonierten die Sänger die Kantate von Felix Mendelssohn „Wirf dein Antlitz auf den Herren“, der sie Friedrich Silchers „Loreley“ folgen ließen, bevor sie mit dem Volkslied „Kein schöner Land“ und Carl Loewes „Im Vorübergehen“ nach einem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe die Chorserenade beendeten.