Lichterandachten zum Halbjahresgedenken an die Flut im Juli

Bewegende und berührende Momente

Bewegende und berührende Momente

Zahlreiche Menschen fanden sich im Kurpark in Bad Neuenahr ein. Foto: privat

Bewegende und berührende Momente

Die Teilnehmer entzündeten Kerzen. Foto: privat

Bewegende und berührende Momente

Bewegende Momente im Kurpark. Foto: privat

Bad Neuenahr. Stimmungsvoll sei sie gewesen, diese Lichterandacht und sie habe gutgetan, sagt eine ältere Frau die sichtlich bewegt den Kurpark in Bad Neuenahr verlässt. In ihrer Hand flackert eines der vielen Hoffnungslichter, die hier am Abend angezündet worden sind. Beim letzten Lied – bei „Der Mond ist aufgegangen“ – hat sie weinen müssen, sagt sie. Weil die Worte „es gibt so viele Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehen“ so gut passten. Sie passten zur Flut, zum Schrecken der Flutnacht und zu allem was denn kam: zu den Helfer:innen zu der Hoffnung, die so viele durch ihren Einsatz in den von der Flut betroffenen Gebieten, verbreiten.

Pfarrerin Elke Smidt-Kulla aus Bad Neuenahr-Ahrweiler hat die Lichter mitgebracht. Einfache Teelichter in bunten Gläsern. Einfache Gläser, einfache Botschaft: „Ich möchte mit euch zusammen auf Gott vertrauen.“, sagt Smidt-Kulla und meint einen Gott, der die seinen nicht im Dunkel stehen lässt. Ein Bibelwort gibt sie den kleinen Flammen mit: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“

Zukunft und Hoffnung finden sich auch in der Musik von Andrea Stenzel (Piano) und Till Kulla (Saxofon/ Flöte) wieder. Die beiden spielen gegen den schneidenden Wind im Kurpark an und zaubern den Anwesenden ein mit Liedern wie „Von guten Mächten“ und „Der Mond ist aufgegangen“ Wärme ins Herz hinein.

Pfarrerin Claudia Rössling-Marenbach (Adenau) und Pfarrer Friedemann Bach (Bad Neuenahr) betonen in ihren Predigten bei den Lichterandachten zum Halbjahresgedenken der Flut am 14.01.2022 in Ahrbrück und am 15.01. im Kurpark in Bad Neuenahr, dass sie wissen: Es ist noch nicht alles wieder gut, es wird auch nicht alles wieder gut - jedenfalls nicht wie vorher. Aber auch, dass da Hoffnung ist, dass da Licht ist.

Liebevoll betonen die Pfarrer:innen das Miteinander, dass Mut macht und das Kraft gibt weiterzumachen, auch wenn man – so Rössling-Marenbach – an manchen Tagen am liebsten gar nicht aufstehen würde. Die Gedenkfeiern nach einem halben Jahr – weiß Pfarrer Bach zu berichten – haben viele Menschen irritiert. Warum jetzt; ist es nicht noch viel zu früh? Nein, sagt der Bad Neuenahrer Theologe entschieden. Es ist grade rechtzeitig. Jetzt in dieser dunklen Zeit müssen die Menschen Licht sehen.

Im Zentrum der Veranstaltungen vor der Auferstehungskapelle in Ahrbrück und an der zerstörten Maria-Hilf-Brücke in Bad Neuenahr steht das Mahnmal des Kunstschmieds Rüdiger Schwenk (Aarbergen); das sogenannte „Flutkreuz“.

Schwenk hat nach der Flut im Juli 2022 mit einigen anderen Handwerkern Materialien für die sogenannte Helferschmiede im Ahrtal gespendet, war vor Ort und hat gesehen: Es muss so viel getan werden. Und das nicht nur an Häusern und Straßen, sondern auch für’s Herz. Also hat er ein Kreuz geschmiedet mit einer goldenen Rose, die für „Liebe und das Nicht-Vergessen“ steht, sagt der Schmied. Und er hat für jedes der 134 Opfer der Flutnächte im Ahrtal einen Nagel gefertigt. 134 einzigartige Nägel, so wie es 134 einzigartige Menschen waren, die im Sommer des letzten Jahres im Ahrtal ihr Leben verloren haben.

Das Flutkreuz hat seinen festen Platz in der Auferstehungskapelle in Ahrbrück, nachdem es ein Helfer im Helfer-Shuttle für 24.000Euro ersteigert hat. Rüdiger Schwenk hofft, dass „es in den Kirchen aller Orte gezeigt wird, wo Menschen umgekommen sind“.

Gestaltet haben die beiden Lichterandachten zum Halbjahresgedenken der Opfer der Flut am 14./15. Juli 2021 die evangelischen Kirchengemeinden Adenau, Bad Neuenahr und Sinzig, sowie Vertreterinnen und Vertreter der Diakonie-Katastrophenhilfe im Ahrtal. Bernd Bazin, Koordinator des Ahrteams sagt: „Für einen großen Teil der Menschen im Ahrtal sind die Flutereignisse ein Lebensthema.“ Ihm ist daher wichtig, dass sein Team im Ahrtal verlässlich ansprechbar ist. Unterstützt werden sie dabei u.a. von die AHRche e.V.

Verlässlich ansprechbar sein, dass das eine gute Idee ist, das findet auch die ältere Frau mit dem munter flackernden Licht in der Hand. Denn drüber reden und sehen, da sind auch andere betroffen, das tut gut