Literatur live im Alten Arresthaus in Mayen

„CSI Kukident“ entlarvt Enkeltrickbetrüger

„CSI Kukident“ entlarvt Enkeltrickbetrüger

Einen besonderen Farbklecks im Festspielprogramm 2019 konnte Intendant Daniel Ris (rechts) in Kooperation mit der Buchhandlung Reuffel begrüßen: den Bestsellerautor Thorsten Rohde.Fotos: BLA

„CSI Kukident“ entlarvt Enkeltrickbetrüger

Über das Telefon versuchten die Trickbetrüger, Renate Bergmann (Anke Siefken) über den Tisch zu ziehen. Erfolg hatten sie mit dieser Betrugsmasche natürlich nicht.

„CSI Kukident“ entlarvt Enkeltrickbetrüger

Die vierte Dimension des Dufttheaters sorgte in Mayen für eine ausgelassene Heiterkeit.

„CSI Kukident“ entlarvt Enkeltrickbetrüger

Nach dem Programm fanden die Protagonisten jede Menge Zeit für das Publikum und signierten Bücher.

Mayen. Eine enge Zusammenarbeit der Buchhandlung Reuffel mit den Mayener Burgfestspielen ist seit Jahren eine bewährte Tradition. So gastierte in diesem Jahr mit der Kunstfigur Renate Bergmann die wohl beliebteste Online-Omi Deutschlands in Mayen. Autor Thorsten Rohde, der sich mit seinen Geschichten über die 82-jährige, viermal verwitwete Seniorin zunächst zu einem Internetphänomen und später zu einem Bestsellerautor entwickelt hat, präsentierte sein neuestes Werk.

Besser gesagt präsentierte er Renate Bergmann direkt. Schauspielerin Anke Siefken schlüpfte in die Rolle der rüstigen Rentnerin und übernahm die literarische Lesung der besonderen Art. Dabei stellte sie dem überwiegend weiblichen Publikum im Arresthaus zunächst einmal ihren Freundeskreis vor: Freundin Gertrud mit Ehemann Gunter und „Spürhund“ Norbert sowie den 87-jährigen Kurt mit dessen Ilse. „CSI Kukident“ nannte Rohde diese Gruppe bei seiner Vorstellung, als er das Thema des Abends bekannt gab – der betrügerische Enkeltrick. Und so hatte dieser sehr unterhaltsame Literaturabend auch einen kriminalpräventiven Ansatz. Die bekannte Betrugsmasche, Senioren am Telefon unter Druck zu setzen, verwandtschaftliche Beziehungen vorzugaukeln und dann um die Ersparnisse zu erleichtern, wurde deutlich gemacht. Diese perfide Art, zunächst alleinstehende Menschen zu identifizieren und sich dann mit gezielten Anrufen deren Einsamkeit auszunutzen, löste Betroffenheit aus.

Als eben einer dieser Trickbetrügerinnen im Bekanntenkreis von Renate Bergmann zuschlug und der bedauernswerten Lotte Lautenschläger die gesamten Ersparnisse von 9000 Euro abluchste, stellte die selbst ernannte SOKO um Renate Bergmann eine Falle. Und irgendwann klingelte das Telefon, wobei die Heldin des Abends das Publikum schnell beruhigen konnte. „Ich habe gar keinen Enkel“, sagte sie. Folglich konnte auch keine Enkelin am Telefon sein. Die Polizei wurde eingeschaltet – und bei der Geldübergabe auf dem Marktplatz schnappte die Falle zu.

Köstliche Lebensweisheiten

Bis es zu diesem guten Ende kam, begeisterte sich das Publikum an den Schilderungen von Anke Siefken. Dabei verließ sie immer wieder den eigentlichen Erzählstrang und streute köstliche Lebensweisheiten ein wie „Was nutzt es, wenn du auf dem Friedhof im schönsten Sarg liegst?“ oder der ebenso ungewöhnliche wie pragmatische Diät-Tipp, um Naschereien auszuschließen: „Nach dem Abendessen kommen die Zähne ins Glas.“ Besonders komisch die Geschichten über Tochter Kirsten, die als esoterische Tiertherapeutin ihre Bestimmung gefunden hat. Aber nur lesen, spielen und mit dem Publikum in den Dialog treten reichte Anke Siefken an diesem Abend nicht aus. Sie schuf noch eine vierte Dimension des Theaters. Vor der geplanten Geldübergabe warf sich die resolute Seniorin natürlich in Schale. Dazu gehörte eine Duftwolke, die im Publikum lange nicht mehr wahrgenommen, aber gleich wieder erkannt wurde. Stilsicher setzte sie die große Flasche 4711 etwas zu intensiv ein. Im Publikum wurde der Wiedererkennungswert schnell artikuliert, beklatscht und mit Lachen quittiert. Nach 80 spannenden, unterhaltsamen Minuten applaudierte das Publikum im ausverkauften Alten Arresthaus lang anhaltend für diesen besonderen Farbklecks auf der bunten Palette des Festspielprogramms 2019. Zahlreiche Bücher wurden im Nachgang noch für die begeisterte Leserschaft signiert. Autor und Künstlerin genossen dabei das Bad in der Menge und dürften weitere Fans für die Geschichte über Renate Bergmann gewonnen haben.