BLICK aktuell sprach mit Kaspar Küppers über seine Inszenierung des Zuckertoni in Mayen

„Da wäre ich eifersüchtig geworden“

„Da wäre ich eifersüchtig geworden“

Intensives Coaching und aktive Beteiligung der SchauspielerInnen waren zwei Säulen des Erfolgsrezepts von Kaspar Küppers während der Proben. Fotos: privat

„Da wäre ich eifersüchtig geworden“

Nach intensiver Probenarbeit genießt Kaspar Küppers die Aufführungen des Zuckertoni im alten Arresthaus

Mayen. Das Bürgerbühnenprojekt rund um den Zuckertoni sorgt bei den Mayener Burgfestspielen für Furore. Die fünfzehn geplanten Vorstellungen und eine Sondervorstellung waren bereits Wochen im Voraus komplett ausgebucht und unzählige Kartenwünsche konnten nicht mehr erfüllt werden. Kaspar Küppers, Schauspieler, Regisseur und Dozent für Schauspieltraining hat den Zuckertoni inszeniert und monatelang mit den Laienschauspielern gearbeitet.

Herr Küppers, wie zufrieden sind Sie mit dem, was in Mayen auf die Bühne kommt?

Ich bin sehr zufrieden. Es hätte meiner Meinung nach nicht besser laufen können. Alle SchauspielerInnen sind am gewünschten Ziel angekommen, so gut und authentisch zu spielen wie sie können und selbst die Veränderungen, die sich während der Vorstellungen automatisch ergeben, je nach Tagesform, Stimmung und Publikum, sind immer in meinem Sinne und dienen dem Stück und dem Ensemble. Darauf kann ich mich verlassen. Es war von Anfang an mein Ziel, diesen Zustand mit der Gruppe zu erreichen. Ich bin glücklich und sehe mir den Zuckertoni immer wieder gerne an, weil es so viel zu entdecken gibt.

Haben Sie vorher schon mit Laien gearbeitet?

Ich habe in Köln tatsächlich viel Erfahrung mit Darstellern gesammelt, die nicht professionell an einem Theater arbeiten, sondern ihren Lebensunterhalt in anderen Berufen verdienen.

In Köln bietet die Theaterakademie Kurse für alle Menschen an, die gerne schauspielern möchten, und dort habe ich erfahren, wieviel Freude es bereiten kann, wenn Menschen ohne Schauspielausbildung realistisch Szenen oder Stücke darstellen. Da die Laien nicht auf ein erlerntes Repertoire von Bühnenkunst zurückgreifen können, müssen sie sich jede Szene oder Emotion hart erarbeiten. Wenn es aber dann geschafft ist, hat es einen ganz eigenen und unverwechselbaren Zauber.

Wie kamen Sie überhaupt zu dem Projekt?

Catharina Fillers, die den Burgfestspielen schon lange als Regisseurin verbunden ist, hat mich dem Intendanten Daniel Ris empfohlen. Sie ist eine ehemalige Regisseurin von mir, und da wir beide in Köln leben, ja sogar Nachbarn sind, ist der Kontakt nie abgebrochen. Außerdem war sie Intendantin des Comedia Theaters in Köln, wo ich ebenfalls Schauspielkurse gegeben habe, sie wusste also von meiner erfolgreichen Arbeit mit Laien.

Und wie ging es dann weiter?

Der Intendant der Burgfestspiele, Daniel Ris, kontaktierte mich und ich fand das Projekt schon nach dem ersten Telefonat interessant. Nachdem ich dann zum ersten Mal zur Besprechung in Mayen war, die Mayener Luft geschnuppert hatte, und die Straßen sah, durch die der Zuckertoni gezogen war, wusste ich, dass ich das Projekt machen wollte.

Eigentlich sollte der Zuckertoni bereits 2020 aufgeführt werden, aber dann kam durch die Pandemie alles anders. Haben Sie oder Ihr Team an aufgeben gedacht?

Aufgeben kam für mich nie in Frage. Es gab durch die Pandemie zwar Veränderungen im Team, aber die Regie abzugeben und jemand anderes das Projekt fertig inszenieren zu lassen, das wollte ich nicht.

Da wäre ich eifersüchtig geworden. Wie bei einer verflossenen Liebe, die man eben doch noch ein bisschen verehrt. Außerdem wollte die Gruppe ebenfalls weitermachen. Uns hat Corona auf jeden Fall enger zusammengebracht, wenn auch lange Zeit nur per Online- Zoom- Proben, aber auch das lief besser, als ich es erwartet hatte.

Ich habe meine anderen beruflichen Verpflichtungen dann einfach um die Probentermine in Mayen herumgelegt. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Das stimmt tatsächlich, und dieses Projekt lag und liegt mir sehr am Herzen.

Was macht aus Ihrer Sicht den besonderen Reiz dieser Inszenierung aus?

Ich denke, dass unsere Entscheidung, den Zuckertoni als Puppe darzustellen, sich voll und ganz einlöst. Wenn der Toni am Anfang des Stückes zum ersten Mal auftaucht, ist das immer wieder ein Gänsehautmoment. Eine Zuschauerin raunte letztens ihrem Mann ins Ohr: „Genau so sah er aus, genau so!“ Das hätten wir mit anderen Mitteln nie erreichen können. Außerdem ist das Stück sehr abwechslungsreich gestaltet, es gibt viele unterschiedliche Arten von Szenen, der Intendant der Burgfestspiele, Daniel Ris, hat uns dramaturgisch stark unterstützt und seine Vision des Projekts nie aus den Augen verloren. Und da die einzelnen Szenen von den TeilnehmerInnen des Projekts geschrieben wurden, ist es wirklich eine sehr persönliche Stückentwicklung aller, das merkt man und das macht es so kostbar.

Herr Küppers, auch wenn noch ein paar Vorstellungen auf dem Plan stehen, können Sie bereits ein Fazit ziehen und was nehmen Sie aus Mayen mit?

Ich habe Mayen sehr schätzen gelernt. Die Menschen hier sind aufrichtig und humorvoll, mit ihrer Region verwurzelt. Ich mag das. Die Idee von Daniel Ris, die Geschichte vom Zuckertoni von Mayener Bürgern erzählen zu lassen, war goldrichtig. Und ich verstehe und schätze das Mayener Platt inzwischen. Wenn ich es auch nie sprechen werde. Denn Mayener Platt kann man, wie ich erfahren musste, wirklich nicht lernen, dazu muss man aus Mayen kommen. Ich werde immer wieder gerne wiederkommen.

Vereinfacht und mit den Worten des Zuckertoni gesagt, ich zitiere:

„Einmal Mayen, immer Mayen!“