„Gruppe’93“ präsentiert Jahresausstellung in der Stadtgalerie
„Das Meer“ in seiner schaurig-schönen Vielfalt
16 Künstler präsentieren Gemälde, Fotos, Plastiken, Radierungen und Drucke in bemerkenswerter Abwechslung
Neuwied. „Das Meer“ – für viele Menschen der Inbegriff für Weite und Freiheit. Für Urlauber ist das Meer Entspannung pur, für Bootsflüchtlinge dagegen die Entscheidung über Leben und Tod. Das Meer als riesige Müllhalde ist zum Inbegriff für unsere Konsum- und Wegwerfgesellschaft geworden. All diese vielfältigen Facetten zeigt die Jahresausstellung der „Gruppe’93. Bildende Künstler Neuwied e.V.“. Die Neuwieder Künstlervereinigung hat sich in diesem Jahr diesem spannenden Thema angenommen und präsentiert die Werke noch bis zum 21. Juli in der Stadtgalerie in der ehemaligen Mennonitenkirche von 1768. Die sechzehn Künstler/innen präsentieren eine bemerkenswerte Abwechslung. Zu sehen sind Gemälde, Fotos, Plastiken, Radierungen und Drucke. Petra Neuendorf und Ulrich Christian, musikalisch umrahmt von Andras Orban (Klavier) und Viktoria Nyulasz (Querflöte), führten vergangenen Donnerstag in die Ausstellung ein. Danach ließ das große Publikum die Werke auf sich wirken. Die Künstler standen den Besuchern für anregende Gespräche zur Verfügung.
Sichtlich war der ein oder andere von der Strahlkraft ergriffen. Das „Mädchen und das Meer“ ist nur eines von mehreren großformatigen Bildern von Sybille Lenz, das Lust auf Koffer packen macht. Auch Lilo Laschik bedient Sehnsüchte. Man kann förmlich die Meeresbrise spüren, wenn man die schaukelnden Boote am Steg betrachtet. Ganz im Gegensatz dazu nicht bunt, sondern in Schwarz und Grau gehalten ist das Werk mit dem Titel „Läuft wie geschmiert“. Frieda Wionzek hat darin das Elend ölverschmierter Vögel verarbeitet. Sigrid Langert zeigt die Verschmutzung durch Plastikmüll. Typische Plastikartikel hat die Künstlerin in Keramik nachgebildet. Ihre interessanten Reusen machen auf die Überfischung aufmerksam. Einen richtigen Hingucker hat Knut Mans unter dem Titel „Neptunus“ geschaffen. Marianne Dick befördert die Schönheiten aus dem Wasser ans Tageslicht. Ihre roten Korallen stehen für die atemberaubende Schönheit des Meeres. Der Hai dagegen ist der Inbegriff für die Gefahren der Ozeane. Unter dem Titel „Hai Five“ kann man im großen Saal gefahrlos auf die Tiere zugehen. Die Unberechenbarkeit des Meeres lässt sich bei Daniela Porz erahnen. Sie hat „Überfahrt-Waben“ geschaffen.
Den Künstlern über die Schulter schauen
Wer auf Tuchfühlung mit den Ausstellern gehen möchte, sollte den Termin am 26. Mai um 11 Uhr nicht verpassen. Bei „Künstler bei der Arbeit“ lassen sich einige Mitglieder der Gruppe’93 über die Schultern schauen. Einen besonderen Leckerbissen hatte Marie Schäfer aus der Gruppe‘93 am Sonntag auf die Beine gestellt. Sie bereitete ihrer Theatergruppe „Die Fischstäbchen“ eine große Bühne. „Das Meer“ wurde in der Stadtgalerie lebendig, als die Kinder der Margareten-Grundschule den „kleinen und großen Regenbogenfisch“ aufführten, in dem es vor allem um Freundschaft ging. An der Grundschule in Heimbach-Weis leitet Marie Schäfer die beliebte Theater AG. Ihre Fotografien zum Thema gehören benfalls zu den Exponaten der Jahresausstellung. Mit „Das Meer“ führt die Gruppe’93 eine geschätzte Tradition auch im Jahr eins nach dem 25-jährigen Jubiläum fort. Im Wechsel findet die Jahresausstellung mit immer wieder neuen Themen im Roentgen-Museum bzw. der Stadtgalerie statt. Die vom 2003 verstorbenen Otto Buhr, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler am Mittelrhein, gegründete Gruppe gehört zu den wichtigsten Akteuren der heimischen Kunstszene. Viele Mitglieder stellten auch bei „Kunst im Karree“ vor gut zwei Wochen aus. Mittwochs von 12 bis 17 Uhr, donnerstags bis Samstag von 14 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 11 bis 17 Uhr sind die Werke der insgesamt 16 Künstler/innen zu sehen. Gruppentermine können unter Tel. (0 26 31) 2 06 87 oder per E-Mail an stadtgalerie@neuwied.de vereinbart werden. Die Exponate der Mitglieder aus der Gruppe’93, Norbert Bleidt, Ulrich Christian, Marianne Dick, Helga Gans-Eichler, Lilo Laschik, Sigrid Langert, Sybille Lenz, Knut Mans, Marie Schäfer, Franz von Stockert, Ursula Voigt-Pfeil, Lois Michele Wetzel, Gerhard Wienss und Frieda Wionzek werden von den Arbeiten der Gastkünstler Daniela Porz und Andreas Kollig ergänzt.
FF