Zehnthaus-Kolumne (21)

Das „Stumpfe Kreuz“ Teil I

Das „Stumpfe Kreuz“ Teil I

Stumpe Kreuz vor 1937. Copyright: Sammlung Michels

Das „Stumpfe Kreuz“ Teil I

Wegekreuz. Foto: Scholz

Das „Stumpfe Kreuz“ Teil I

Entwurf Klosterwerkstätten Maria Laach 1967. Foto: Archiv Gemeinde Swisttal.

Neben den bei der Gemeinde Swisttal eingetragenen Bau- und Bodendenkmälern gibt es in Odendorf eine überschaubare Zahl von Bauten und Objekten mit historischer Aussagekraft.

Am Ortsausgang von Odendorf Richtung Palmersheim oberhalb des Orbachs finden wir etwas zurückgesetzt von der Landstraße 11 ein Objekt mit orts- und heimatgeschichtlicher Bedeutung – das „Stumpfe Kreuz“. Das Wegekreuz firmiert umgangssprachlich auch unter „Stoompe Krüz“, „stumpe Krüzche“, „stuppe Krüzche“ oder „tumpen Kreuz“.

Die Quellenlage zur Entstehungsgeschichte des Kreuzes ist nicht sehr ergiebig und teilweise auch widersprüchlich. Nach einer älteren Überlieferung soll 1617 ein Bürger Namens Josef Stumpf an dieser Stelle gestorben sein und den Erzählungen nach, nicht nur um Mitternacht, hier ein Geist sein Unwesen getrieben haben. Anderen Überlieferungen zufolge soll ein Holzkreuz zum Gedenken an einen hier zu Tode gekommenen römischen oder napoleonischen Soldaten errichtet worden sein. Die Errichtung des Kreuzes könnte also in die Zeit zwischen 1794 und 1814 zu datieren sein, als das Rheinland unter französischer Herrschaft stand. Der ursprüngliche Grund für die Aufstellung eines Gedenkkreuzes zwischen Odendorf und Palmersheim lässt sich anhand der verfügbaren Quellen leider nicht mehr ermitteln.

Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges soll hier ein einfaches Holzkreuz mit der aufgemalten Inschrift „Hier ruht ein französischer Soldat“ gestanden haben. Nach 1918 musste das Kreuz wegen völliger Verwitterung erneuert werden. Dieses wurde im Zweiten Weltkrieg jedoch überrollt, sodass der Ortsausgang nach Kriegsende 1945 eine Zeitlang ohne Kreuz blieb.

Die Quellenlage zur jüngeren Ortsgeschichte ist schon wesentlich besser und erlaubt detailliertere Einblicke in die Entwicklungsgeschichte dieses Denkmals. Am 16.03.1955 fand in der Gastwirtschaft Esser eine Sitzung des Odendorfer Gemeinderates unter der Leitung von Bürgermeister Heinrich Merzbach statt. Auf der Tagesordnung stand u.a. der Antrag von Josef von Sturm auf Wiedererrichtung des „Stumpfen Kreuzes“ an der Flamersheimer Straße zwischen den Gemeinden Odendorf und Palmersheim.

Der Original-Beschluss:

„Auf Anregung des Josef von Sturm beschließt die Gemeindevertretung einstimmig, das „Stumpfe Kreuz“ an der Flamersheimer Straße wieder herstellen zu lassen. Die Ausführung soll in Akazienholz sein und mit der Aufschrift „Heute mir, morgen Dir“ versehen sein. Nach alter Überlieferung soll dieses Kreuz, welches schon früher am selben Platz stand, bei einem römischen Heerzug einem an dieser Stelle tödlich verunglückten römischen Soldaten mit der gleichen Aufschrift errichtet worden sein.“

Das Kreuz wurde also rund zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am historisch verbürgten Standort wiedererrichtet. 1962 sollen die Odendorfer an derselben Stelle ein T-förmiges Holzkreuz zur Mahnung errichtet haben. Dazu lässt sich kein Quellenmaterial finden. Es könnte sich hierbei um das Kreuz gehandelt haben, dessen Errichtung man 1955 beschlossen hatte.

Sammlung Zehnthaus/Archiv der Gemeinde Swisttal