Fleischerhandwerk fordert schärferes Tierschutzgesetz statt einer Tierwohlabgabe

„Das Tierschutzgesetzmuss auf den Prüfstand!“

Kreis Ahrweiler. „Die „Borchert-Kommission“ hat sich im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit der Frage beschäftigt, wie angesichts des großen Preisdrucks bei Lebensmitteln tierischer Herkunft eine bessere Tierhaltung erreicht und finanziert werden kann. Im Ergebnis empfiehlt die Kommission, den Landwirten mehr Zuschüsse zu zahlen. Das Ganze soll entweder durch eine Abgabe auf alle tierischen Lebensmittel oder durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischerzeugnisse von 7% auf 19% finanziert werden. Das lehnen wir, das Fleischerhandwerk, strikt ab.

Die jetzt vorliegenden Vorschläge führen entweder zu einem Bürokratiemonster oder bestrafen diejenigen, die schon heute nach höheren Standards arbeiten. Viele handwerkliche Metzgerbetriebe zahlen ihren Landwirten jetzt schon mehr als den Durchschnittspreis für ihre Schlachttiere, damit es diesen gut geht. Wir achten auf Regionalität und kurze Transportwege, um den Stressfaktor bei den Tieren so gering wie möglich zu halten. Dies ist gut für die Tiere, die Landwirte und unsere Fleischqualität. Die Dokumentations- und Nachweispflichten, die ein Aufschlag auf jedes Kilogramm Fleisch oder Wurst zwangsläufig auslösen würde, sind von einem Handwerksbetrieb kaum zu leisten. Eine Erhöhung der MwSt. auf Fleisch wäre zwar deutlich einfacher umzusetzen, hätte aber fatale Folgen.

Die MwSt. ist umso höher, je hochwertiger das Produkt ist. Der prozentuelle Aufschlag würde die Preisdifferenz zwischen billig und hochwertig noch vergrößern. Am Ende tragen diejenigen wieder die Hauptlast der Tierwohlabgabe, die sich heute schon um gute Bedingungen bemühen. Erfolgsversprechend aus unserer Sicht ist ein anderer Weg: Das Tierschutzgesetz muss auf den Prüfstand! Das hätte den großen Vorteil, dass die Verbesserungen dann für alle Nutztiere gelten und nicht nur in den Ställen der freiwillig teilnehmenden Bauern.

Allerdings geht das nur schwer in einem nationalen Alleingang. Zu groß ist die Gefahr, dass Tiere dann dort gehalten werden, wo die Standards niedriger und deshalb kostengünstiger sind. Billiges Fleisch wird dann auf den deutschen Markt drängen. Dies würde dann die Tierhaltung in Deutschland im Extremfall deutlich erschweren.

Es braucht deswegen eine europäische Lösung. Wir fordern von der Bundesregierung ein entschlossenes Vorgehen, denn Tierschutz und Tierwohl ist in ganz Europa gleichermaßen geboten. Wenn die Tierschutzstandards europaweit so gesetzt sind, dass sie den ethischen Anforderungen genügen und gesellschaftliche Akzeptanz finden, dann braucht man weder eine Abgabe noch eine Mehrwertsteuererhöhung. Alle sind dann an die Vorschriften gebunden, was zu einer gleichmäßigen Verteilung der Lasten führt. Wenn man wirklich etwas für mehr Tierschutz und Tierwohl tun möchte, wird man an neuen europaweit geltenden Tierschutzgesetzen nicht vorbeikommen.

Damit die Bauern das alles schaffen können, muss nach unserer Ansicht auch die Lenkung der Landwirtschaftsförderung überdacht werden. Der Fokus muss hier deutlich mehr als bisher auf Regionalität und gute Haltungsformen gelegt werden.

Bis das alles umgesetzt sein kann, bleibt dem Verbraucher nur, von sich aus auf gute Haltung und bestmöglichen Tierschutz zu achten.

Unsere Fleischereien haben den Vorteil, dass man nachfragen kann. Wir laden alle Verbraucher ein, kritisch zu sein und Auskunft zu verlangen, wo und wie die Produkte entstanden sind, die auf den Tisch kommen.

Wir sind die Fleischer Ihres Vertrauens!“

Pressemitteilung

Dagmar Groß-Mauer,

Fleischermeisterin,

Obermeisterin der

Fleischerinnung Ahrweiler,

Landesinnungsmeisterin

des Fleischerverbandes

Rheinland-Rheinhessen