Interessante Menschen der Verbandsgemeinde im BLICK:

Das „Wirgefühl“ muss da sein

Das „Wirgefühl“ muss da sein

Pia Zeyen ist Vorsitzende des Orgelförderverein Hl. Dreifaltigkeit Weißenthurm.Fotos: Archiv/Privat

Das „Wirgefühl“ muss da sein

VG Weißenthurm. Der Orgelförderverein Hl. Dreifaltigkeit Weißenthurm hat in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Aktionen das kulturelle Leben in der 3-B-Stadt in besonderer Art und Weise geprägt. Die Jahreshauptversammlung, das Orgelfrühstück am Muttertag, das Familiengrillen an Fronleichnam, die Orgelfahrt nach Worms, die Türkollekten an Ostern und zu Kirmes, das Oktoberfest, der Weihnachtsbasar und das Adventssingen: All diese Aktionen mussten im Jahr 2020 coronabedingt leider abgesagt oder verschoben werden. Was sich hingegen nicht geändert hat: Die Motivation und das Engagement, mit dem sich der rührige Vorstand sein Vereinsziel erreichen möchte. Bereits rund 135.000 Euro konnte bisher an Spenden eingesammelt werden. Die Vereinsvorsitzende Pia Zeyen äußerte sich in „Blick aktuell“ zur aktuellen Situation.

1. Ihr fränkischer Akzent ist nicht nur sympathisch, sondern auch untypisch für eine Weißenthurmer Mitbürgerin. Es gab einmal eine Filmserie „Ein Bayer auf Rügen“ – welche Erfahrungen haben Sie als „Bayerin am Thur“ gemacht?

Es gab am Anfang schon gewisse Verständigungsschwierigkeiten. Hier gibt es kein Viertel Eins, hier ist es Viertel nach Zwölf. So war ich bei manchen Verabredungen zu spät oder zu früh. Dann natürlich die „Fasnacht“. Nach einigen „Übungsstunden“ in der Feuerwehr zur „Alaafprobe“ habe ich es dann auch geschafft, Alaaf zu rufen. Meine Erfahrungen in Thur sind einfach zu erklären. Ich bin angekommen und aufgenommen worden. Wie heißt es so schön? „Des basst scho!“

2. Sie sind Vorsitzende des Orgelförderverein Hl. Dreifaltigkeit Weißenthurm. Wie weit ist der Verein noch von seinem Ziel, der Restaurierung der historischen Klaus-Orgel, entfernt?

Es klafft noch eine Lücke, doch diese lässt sich schließen. Viele Ansprechpartner beim Bistum, Denkmalamt und vor allem bei der Orgelwerkstatt Klais stehen aufgrund der Kontaktbeschränkungen nicht ohne Weiteres zur Verfügung. Das erschwert wichtige Gespräche doch erheblich. Nicht alles kann telefonisch oder per Videokonferenz geklärt werden. Doch wir bleiben dran, mit den ortsansässigen Banken und dem Bistum sind wir in Kontakt.

3. Der Orgelförderverein Hl. Dreifaltigkeit ist in der Vergangenheit durch viele kreative Ideen, Aktionen und Veranstaltungen in Erscheinung getreten. Was unternimmt der Verein in der derzeitigen Corona-Situation, um weiterhin auf sein wichtiges Anliegen hinzuweisen?

Jetzt aktuell stehen wir vor der Herausforderung, dass wir alle geplanten Events absagen mussten. Dabei war es um das Orgelfrühstück an Muttertag, die Orgelfahrt nach Worms sowie das Konzert mit Tom Alaska besonders schade. Diese geselligen Veranstaltungen sollten als „Nebeneffekt“ uns auch weitere finanzielle Mittel bringen. Weihnachtsmärkte sind auch alle abgesagt, aber wir wollten doch die von unseren Mitgliedern selbst gebackenen Plätzchen, hausgemachten Marmeladen usw. an den Mann bzw. die Frau bringen. Da hatten wir schließlich die Idee einen „Basar@Home“ zu organisieren. Wir haben ein kleines aber feines Sortiment zusammengestellt, das anhand eines Bestellscheins zur Abholung oder Anlieferung geordert werden kann. Das ist schon ganz gut angelaufen.

4. Wie zufrieden sind Sie mit der Unterstützung durch den öffentlichen Bereich (auch Politik) für den Verein?

Vereine, Banken und vor allem Firmen unterstützen uns. Das ist ein schönes Gefühl, dass alle Interesse an Ihrer „Thurer Kirche“ haben. Auch der Stadtbürgermeister, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde bis hin zum Landrat sind uns immer zugetan und unterstützen, wo es geht. Auch die Wahlkreisabgeordneten haben immer ein offenes Ohr. Da können wir uns nicht beklagen.

5. Gibt es auch Hürden, beispielsweise im Vereinsrecht oder in der Bürokratie, die dem Verein die Tätigkeit erschweren?

Die gestellten Anträge bei Bund, Land und Bistum erfordern einen Finanzierungsplan und viel Geduld. Durch Corona ist dann auch das persönliche Gespräch nur eingeschränkt möglich. Aber... wir sind dran und haben Ausdauer.

6. Die geplante Neustrukturierung des Bistums Trier wurde nach Protesten von Gläubigen in Rom durch den Vatikan gestoppt. Am 20. November 2020 hat Bischof Dr. Stephan Ackermann nun mitgeteilt, dass das Umsetzungsgesetz vom Oktober 2019 zurückgezogen werde. Sind Sie zufrieden mit dieser Entscheidung?

Sehr, die Kirche muss vor Ort stattfinden. Für unser großes Restaurierungsvorhaben ist eine funktionierende Verwaltung in der Pfarrei wichtig. Es liegt sehr viel an den handelnden Personen vor Ort. Weißenthurm hat viele gut funktionierende Gremien die eigenverantwortlich handeln, sich selbst organisieren. Das ist eine gute Grundlage, um das Gemeindeleben zu erhalten. Wir müssen uns selbst organisieren und dafür braucht man ein „Mann/Frauschaft“ die das Zepter in die Hand nehmen. Selbst die Verantwortung übernehmen und entscheiden. Ich hoffe, dass Weißenthurm so eine „Mannschaftsaufstellung“ organisiert bekommt, ...und eine/er ist Spielführer.

7. Ungeachtet der räumlichen Veränderungen der Pfarreien ist unzweifelhaft, dass es einer Neuausrichtung der Seelsorge und des kirchlichen Lebens vor Ort bedarf. Wie kann Ihrer Meinung nach der steigenden Anzahl von Kirchenaustritten und der sinkenden Zahl von Gottesdienstbesuchern entgegengewirkt werden?

Es muss ein Gefühl von Gemeinschaft gepflegt werden, das „Wirgefühl“ muss da sein. Das sollte auf verschiedene Schultern verteilt werden, was in Weißenthurm ja auch schon teilweise praktiziert wird.

Wir müssen Kommunionkinder begleiten, Gottesdienste gestalten, Senioren betreuen, Feste organisieren. Wir müssen uns selbst organisieren, so können wir entgegenwirken, dass die Pfarrgemeinde auseinanderfällt. Sprich, wir brauchen eine starke „Mannschaft“ die an einem Strang zieht. Es müssen neue zeitgemäße Strukturen entwickelt werden, die die Menschen vor Ort mitnimmt und begeistert.

-KH-