Kirmes in Züllighoven

Das zweitkleinste Dorf feierte das größte Fest in der Gemeinde Wachtberg

Das zweitkleinste Dorf feierte das größte Fest in der Gemeinde Wachtberg

Ein Platzkonzert gab der Spielmannszug „Rheinklänge“ Remagen im Festzelt bei der Kirmes in Züllighoven. Fotos: JOST

Das zweitkleinste Dorf feierte das größte Fest in der Gemeinde Wachtberg

Das Ponyreiten war ebenso beliebt wie die Traktorausstellung am Rande der Kirmes in Züllighoven.

Das zweitkleinste Dorf feierte das größte Fest in der Gemeinde Wachtberg

Der Junggesellenverein Leimersdorf und der Kegelclub „Hau wech den Drech“ Eggerode stellten sich dem Wettnageln bei der Kirmes in Züllighoven.

Züllighoven. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Zuspruch, den unsere außergewöhnlich große Kirmes gefunden hat – aber jedes Jahr können wir so einen Aufwand nicht betreiben“, zeigte sich Helmut Paterno erleichtert, dass die dreitägige Großveranstaltung im riesigen Festzelt am Ortsrand von Züllighoven von und so vielen Gästen angenommen worden war. „Wir haben sogar wahrscheinlich eine schwarze Null geschrieben“, freute sich der Vorsitzende des Ortsvereins Züllighoven darüber, dass die hohen Ausgaben auch wieder reingekommen waren.

Denn eine derartig große Kirmes im zweitkleinsten Wachtberger Dorf hatte es zuletzt 1986 gegeben, auch damals ein unvergessliches Erlebnis. Anlässlich des 50. Geburtstags der Gemeinde Wachtberg hatten die Vereinsmitglieder Alex Merzbach und Mark Hochgürtel die Idee, noch einmal ein solches Fest auf die Beine zu stellen und das Vorhaben auch mit Unterstützung des 70 Mitglieder starken Vereins auch umgesetzt. Wenn auch die Hauptlast der Arbeit und Verantwortung auf den Schultern des zehnköpfige Orgateams lag.

Kölner Karnevalshits und Mundartkracher

Los ging es schon am Freitagabend mit einer sehr gut besuchten „After Work Party“ mit DJ Nycco, bei der bis in die frühen Morgenstunden hinein getanzt, gefeiert und gesungen wurde. Und das anscheinend derart laut, dass aus dem benachbarten Berkum die Polizei wegen angeblicher Ruhestörung in Marsch gesetzt wurde, vor Ort aber feststellte, dass alles im grünen Bereich war. Noch ausgelassener war die Stimmung am Samstagabend beim Auftritt der „Karobuben“, die als Einheizer das Publikum mit ihren großartigen Versionen bekannter Kölner Karnevalshits ordentlich vorglühten. „Kumm, schmieß der Jang rinn, Andy. Diss Naach ess alles drin!“, so lautete schließlich das Motto, mit dem die bekannte BAP-Coverband MAM die Hits der Kölner Supergruppe fast originalgetreu in das 1000-Mann-Zeit feuerte.

Schon am Nachmittag hatte Bürgermeisterin Renate Offergeld (SPD) gemeinsam mit Vizebürgermeister und Ortsvertretungs-Chef Paul Lägel (SPD) sowie dem Ortsvereins-Vorsitzenden Helmut Paterno und Geschäftsführer Siegfried Vogel die Kirmes mit dem Fassanstich offiziell eröffnet. Die Bürgermeisterin schnitt gleich darauf eine Torte an, die Ursula Weerenbeck mit Fotomotiven aus dem Drachenfelser Ländchen Auftrag gegeben hatte. Offergeld war es auch, die am Sonntagnachmittag als Glücksfee den Hauptgewinn bei der großen Tombola zugunsten der Einrichtung „Move“ zog und damit den offiziellen Teil der Kirmes beendete.

Hauptpreis ging in die Ferne

Der Hauptpreis ging übrigens nach Schöppingen bei Münster, denn von dort war der Kegelclub „Hau wech den Drech“ Eggerode mit neun Mann und einer Frau zufällig bei der Züllighovener Kirmes gelandet und hatten als Dauergäste in den drei Tagen unzählige Freundschaften geschlossen. Unter anderem mit dem Junggesellenverein Lannesdorf, mit dessen Mitgliedern sich die feierfreudigen Kegler lustige Wettbewerbe an den Wurf- und Spielbuden, im Menschenkicker und beim Wettnageln lieferten.

Neben dem Ponyreiten und Entenangeln interessierten sich nicht nur die Kinder für die sehenswerte Ausstellung von historischen Traktoren und PS-starken Rennfahrzeugen am Rande der Kirmeswiese. Der Godesberger Motorclub hatte nämlich nicht nur seinen überlangen VW-Käfer als Cocktailbar zur Verfügung gestellt, sondern zeigte auch drei sehr erfolgreiche Rundstrecken-Rennautos wie einen VW Golf I sowie zwei Ex Cup Seat Leon. Die Traktorfreunde Rheinbach waren mit einem Dutzend mehr oder weniger betagte Trecker vorgefahren, auf denen so mancher Nachwuchs-Treckerfahrer gerne einmal Probe sitzen durfte. Eine kleine Schar Schaulustiger wurde Zeuge, wie Klaus Schröder seinen Lanz Bulldog aus dem Jahr 1940 mithilfe einer Lötlampe unter dem Glühkopf und mit dem riesigen Lenkrad als Anlasserkurbel lostuckern ließ. „Damals war Traktorfahren noch echte Arbeit“, lauteten die Kommentare einiger Nostalgiker.

Dorfhymne „Züllighoven klein“

Der Sonntagmorgen hatte mit einem evangelischen Wortgottesdienst begonnen, bei dem Dechant Dr. Diethard Römheld den kurz für den erkrankten Priesterkollegen vertrat. Teils lustig, teils besinnlich waren die musikalischen Darbietungen des bekannten „Eifeltroubadors“ Günter Hochgürtel , der erstaunlicherweise weder verwandt noch verschwägert ist mit der bekannten Züllighovener Familie Hochgürtel. Im Anschluss ließ es sich das Orgateam der Züllighovener Kirmes nicht nehmen, die einzigartige Dorfhymne „Züllighoven klein“ vorzutragen. Geschrieben hatte der Berkumer Spediteur Anton Meyers das Lied in den 1950er Jahren, eine Melodie hatte sich dann später „dazu gesellt“, wie sich Paul Lägel erinnerte. Doch diese war nur noch dem Züllighovener Urgestein Franz Schmitz bekannt. „In den Proben versuchte Hans Schmitz, uns die „Töne beizubringen, was auch leidlich gelungen ist“, schmunzelte Vizebürgermeister. Mit Franz Schmitz an der Gitarre stimmte der Orgachor die Hymne an, und viele Einheimische fielen spontan mit ein. Das gefiel den Veranstaltern so gut, dass man die Gesangseinlage in Zukunft häufiger bringen möchte. Eine Kirmes in dieser Dimension werde es aber frühestens in fünf Jahren wieder geben, machte Paterno unmissverständlich klar.