St. Elisabeth in Mayen rüstet sich für die Zukunft mit Demenzbegleitern

„Demenz im Krankenhausist eine Herausforderung“

„Demenz im Krankenhaus
ist eine Herausforderung“

In der „Guten Stube“ im St. Elisabeth Mayen wird mit Hilfe einer Aktivbox der Umgang mit dementen Patienten erleichtert. Dr. Jeni Alecu (v.l.), Renate von Ritter und Agnes Ortmann begutachten den Inhalt. privat

Mayen. „Die Zahlen sind alarmierend: 2009 hatten wir im Durchschnitt zwölf Prozent demente Patienten hier im Krankenhaus, Tendenz steigend. Für das kommende Jahr rechnen wir mit 25 Prozent“, berichtet Renate von Ritter, Fachkraft für Gerontopsychiatrie im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein, St. Elisabeth Mayen. Jeder vierte Patient wird demnach dement - eine große Herausforderung für die Ärzte, Pflegekräfte und die Krankenhausleitung. „Stellen Sie sich vor, Sie haben eine akute Erkrankung, kommen ins Krankenhaus und wissen nicht wie alt Sie sind, wo Sie wohnen, ob Sie verheiratet sind oder Kinder haben. Da kommen fremde Menschen, die Ihnen wehtun, beispielsweise mit einer Spritze, Sie sind ängstlich und unsicher“, so beschreibt Dr. Jeni Alecu, Fachärztin für Innere Medizin und Geriatrie, die Gefühlslage eines dementen Menschen, der in ein Krankenhaus kommt. Meist sei dann auch der Tag- und Nachtrhythmus gestört. Diese Patienten benötigen eine besondere Form von Zuwendung - Zuwendung, für die im hektischen Alltag die Zeit und auch die Ausbildung fehlt. Im Hinblick auf die demographische Entwicklung und die immer älter werdende Gesellschaft muss sich ein Krankenhaus vorbereiten, denn der Prozentsatz der dementen Menschen steigt im hohen Alter rasant an. Einen Zuschuss von den Krankenkassen für diese Patienten gibt es nicht. Vorausschauend begann die Krankenhausleitung eine strategische Entwicklung. Seit einigen Jahren beschäftigen sich der Kaufmännische Direktor, Georg Schmitz, und Pflegedienstleiterin Mechthild Annen intensiv mit dem Thema Demenz. Es wurde eine Arbeitsgruppe „Demenz“ gegründet, die sich aus je einem Mitarbeiter der einzelnen Stationen zusammensetzt. Dieses Team hat auch die „Gute Stube“ verwirklicht, einen Raum, der wohnlich eingerichtet ist und den Demenzbegleitern wie auch den Patienten einen Ort zum Rückzug und zur Ruhe bietet. Renate von Ritter steht als Fachfrau zur Seite: „Jede räumliche Veränderung ist für einen dementen Menschen eine absolute Überforderung.“ Um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten und die Pflegekräfte zu entlasten wurde ein Konzept zur ehrenamtlichen Demenzbegleitung entwickelt. „Wir müssen auf die dementen Menschen zugehen und uns intensiv mit ihnen beschäftigen. Also in Ruhe ins Gespräch kommen, Vertrauen aufbauen, Nähe zulassen, spazieren gehen, um die Mobilisation zu erhalten, oder Gedächtnistraining, um die Erinnerung zu stärken. Oft ist es auch so, dass die Angehörigen mehr Beratung brauchen, als der Patient selbst.“

Demenzbegleiter benötigen

keine speziellen Vorkenntnisse

Das Betätigungsfeld eines Demenzbegleiters ist also weitläufig, aber auch überaus interessant. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht nötig. Die ersten freiwilligen Helfer sind bereits gefunden und starten in diesen Tagen in das Programm. Nach einer einführenden Schulung werden sie einmal pro Woche für drei Stunden im St. Elisabeth tätig sein. Eine von ihnen ist Agnes Ortmann. Die 66-Jährige kennt das Haus. Bis vor vier Jahren hat sie dort als Krankenschwester in der Inneren Medizin gearbeitet. „Ich habe meine demente Mutter über lange Zeit begleitet, deshalb weiß ich, wie wichtig es ist, Zeit für diese Menschen zu haben und Halt zu geben.“ Helfen bei ihrer neuen Aufgabe wird die von Renate von Ritter entwickelte „Aktivbox“. Darin befinden sich Spiele, Bücher oder auch selbst genähte Greifdecken. „Das Anfassen und Spüren fördert die Beruhigung“, weiß die Fachkraft. Agnes Ortmann ist begeistert von den Möglichkeiten, die das St. Elisabeth jetzt dementen Patienten bietet, und freut sich auf die Arbeit.

Freiwillige Helfer willkommen

Wer Interesse an dieser ehrenamtlichen Arbeit hat, kann sich gerne mit Mechthild Annen, Tel. (0 26 51) 83-20 00, E-Mail: mechthild.annen@gk.de, in Verbindung setzen.

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