Hausener HCV feiert sein 50-jähriges Jubiläum

„Der Hausener Karneval macht noch immer unheimlich viel Freude!“

Die aktuelle Session bringt einen echten Höhepunkt in der Hausener Karnevals-Geschichte

17.12.2018 - 11:51

Hausen. Langsam aber sicher nähert sich die Hoch-Zeit der närrischen Session und damit ein echter Höhepunkt in der Hausener Karnevals-Geschichte: Der HCV Hausen feiert im kommenden Jahr sein 50-jähriges Bestehen.

Gern erinnert sich der heutige Präsident Hans Weber noch an die Anfänge des Vereins, dessen Hauptinitiator sogar ein Familienmitglied war: „Harry Garm war der Lieblings-Onkel meiner Frau Cornelia“, berichtet er, „1969 gründetete er gemeinsam mit dem damaligen Gemeinderat den HCV.“ Gebürtig stammte Garm aus Stettin. Die Liebe hatte ihn nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Hausen verschlagen – Hans Weber hält das für eine wunderbare Fügung: „Harry war als Soldat in Paris stationiert, die Tante meiner Frau arbeitete dort als Telefonistin. Die beiden lernten sich kennen und lieben – das war nicht zuletzt ein großes Geschenk für die Hausener Vereinsgeschichte“, lacht Weber. Harry Garm habe sich von Anfang an in der Heimat seiner Frau Zuhause gefühlt und sich auf vielfältige Weise in das Gemeinschaftsgeschehen eingebracht. Als Trainer, Betreuer, Manager und „Mädchen für alles“ kümmerte er sich intensiv um den TuS Hausen, initiierte in den 70er Jahren sogar das erste Dorffest, das es ab dann viele Jahre in Folge geben sollte. „Harry war ein großer Menschenfreund und passionierter Vereinsmensch – und er war durch und durch Karnevalist“, berichtet Hans Weber. Obwohl er gesundheitlich bereits sehr angeschlagen war, fungierte Garm in der Session 1996 noch als Sitzungspräsident, „das war sein großer Wunsch gewesen“, kurze Zeit später sei der beliebte Wahlhausener, der für alle Kinder des heutigen Mayener Stadtteils „Onkel Harry“ war, seiner schweren Krankheit erlegen.


„Ein großes Geschenk für die Hausener Vereinsgeschichte“


Mit der Zeit und ihren Menschen wandeln sich Vereine. Auch der Karneval als Institution hat sich stark verändert in den vergangenen Jahrzehnten und vielerorts an Stellenwert verloren. „Das beobachten und bedauern wir sehr“, sagt Hans Weber, der sich noch lebhaft daran erinnern kann, wie er als Kind voller Aufregung auf dem bunt geschmückten Fahrrad gemeinsam mit vielen anderen Kindern vor dem Hausener Umzug hergefahren ist. Seine Familie ist noch heute komplett vom närrischen Virus infiziert. 1996 waren Hans Weber und seine Frau Conny Prinzenpaar, zehn Jahre später regierte Sohn Sven als Prinz das närrische Volk, weitere zehn Jahre später war Tochter Heike die erste allein regierende Prinzessin der

Mayener Karnevalsgeschichte. Den Webers liegt der Karneval nicht nur im Blut, er steckt hier auch förmlich im Gemäuer: Die Familie lebt in der ehemaligen Wirtschaft von Hans Webers Großeltern, die einst ein wichtiger Treffpunkt für die Hausener Dorfgemeinschaft gewesen ist. Hier fand die Kirmes statt, hier wurde alles Mögliche gefeiert, gemeinsam ferngesehen, gelacht, geweint und getanzt, diskutiert und gestritten – und sich am Ende immer wieder vertragen.


„An Karneval herrschte das pure leben“


„Insbesondere an Karneval herrschte hier das pure Leben“, erinnert sich Hans Weber. Sein Großvater habe erzählt, dass der Veilchendienstag überhaupt der beste Tag gewesen sei. „Da war die Bude immer gerammelt voll“, schmunzelt Weber. Grund sei der Auftritt des Mandolinen-Vereins gewesen, „das war so richtig handgemachte Musik, einer saß am Klavier, einer am Schlagzeug, eine Geige war auch dabei.“ Dort, wo die Männer einst an der Theke saßen, steht heute der Esstisch von Familie Weber, das urgemütliche, damalige „Stüffje“ nebenan ist heute Wohnraum wie auch der ehemalige große Tanzsaal des Gebäudes. „Hier wurde früher auch Theater gespielt“, erzählt Hans Weber ein bisschen wehmütig. Er vermisst den Zusammenhalt, den Gemeinschaftssinn von damals sehr. „Insbesondere der Karneval war ein Gemeinschaftsding, in das sich ganz viele Hausener eingebracht haben“, weiß er. Die Gründer des HCV seien allesamt Vereinsvorsitzende gewesen, „12 Vereine bedeuteten damals also 12 Wagen im Zug. Man kann sich vorstellen, was hier los war.“

Im „Saal Neiß“ fanden die Sitzungen noch bis 2006 statt, in den besten Sessionen waren es drei an der Zahl. „Das hatte natürlich auch eine ganz besondere Atmosphäre“, erinnert sich auch Sven Weber noch gut. Die Räumlichkeiten waren beengt und die Akteure mussten mächtig improvisieren: „In der Küche der Hauseigentümer wurde sich geschminkt, im „Stüffje“ herrschte mächtig Lampenfieber, denn hier hielten sich die auf, die als nächstes ihren Auftritt hatten. Im Flur, im Bad und im Gästezimmer wurde sich umgezogen und die letzten Vorbereitungen für den großen Auftritt getroffen. Der eigentümliche Charme dieser Zeit sei mit dem Umzug der Veranstaltungen in das moderne Bürgerhaus verlorengegangen, sind sich die Webers einig. Insgesamt sei aber auch das Interesse an Büttenreden verlorengegangen.

„Die modernen Karnevalisten bevorzugen heute mehr eine Mischung aus Ballermann und Karneval“, bringt es Sven Weber auf den Punkt. „Es fehlen inzwischen aber auch die, die Büttenreden schreiben und bereit sind, sie vorzutragen“, gibt Hans Weber zu bedenken. Früher habe man das Jahr über Ereignisse und lustige Geschichten aus dem Ort gesammelt, um sie zu einer Büttenrede zusammenzufügen. „Natürlich war da auch mal einer beleidigt – aber insgesamt wurde das alles nicht so ernst genommen wie heute.“ Immer wieder sorgte auch eine eigentümliche Situationskomik für Highlights während einer Sitzung: „Einmal sollten Mitglieder des Elferrates zwei Gartenliegen für den nächsten Sketch aufbauen – sie bekamen die Stühle einfach nicht aufgeklappt“, muss Hans Weber heute noch lachen, wenn er daran denkt. Es habe ewig gedauert, da sei ein Mann aus dem Publikum den verzweifelten Männern zu Hilfe geeilt. „Zack – da stand das Mobiliar, und der Saal hat getobt“.


Das Unperfekte hat es whl ausgemacht


Gerade das „Unperfekte“ habe es vielleicht ausgemacht, vermuten Sven und Hans Weber. Mit der Zeit gingen dem Hausener Karneval nicht nur die Akteure für die Sitzungen aus, auch der Zug wurde immer kleiner. Wagen werden heute nicht mehr gebaut, auch die Fußgruppen starben nach und nach aus. „Früher stellten die Kegelclubs die Fußgruppen“, berichtet Hans Weber, „irgendwann schlossen sich dann mehrere Clubs zu einer Fußgruppe zusammen. Heute haben wir leider gar keine mehr.“ Das Hausfrauen-Ballett, das im selben Jahr wie der HCV gegründet wurde, habe immer für den eigenen Nachwuchs gesorgt – auch die Zeiten sind vorbei.

In diesem Jahr fiel zum ersten Mal der Hausener Umzug aus. „Wir waren der Meinung, dass sich das einfach nicht mehr lohnt“, sagt Sven Weber. „Wenn alles dabei bleibt, wird es den vorerst letzten Zug im kommenden Jahr zum großen Jubiläum geben“, sagt er. In Zukunft will man am Rosenmontag Teil des Mayener Zugs bleiben.

Trotz aller traurigen Entwicklungen geben die Webers und die vielen Anhänger des Hausener Karnevals aber nicht auf. Im Gegenteil! „Ich denke, wir haben die Zeichen der Zeit erkannt und fühlen uns in der Lage, auch den neuen Anforderungen gerecht zu werden“, sagt Sven Weber. Inzwischen haben die Hausener Karnevalisten eine Mädchenparty ins Programm aufgenommen, bereits die zweite war in Windeseile ausverkauft. „In dieser Session sind Olli P., ‚De Hofnarren‘“ und ‚Ina Colada‘ die Highlights“, freut sich Weber, der noch mehr Positives zu berichten hat: „Wir haben unheimlichen Zulauf in der Kindertanzgruppe: Aktuell sind 35 Kids ab vier Jahren dabei. Das fördern wir von Herzen gerne, indem wir in kommenden Jahr erstmals wieder eine Kinderparty veranstalten.“


Das Erbe von Harry weiterführen und ehren


Harry Garm habe gerade die Jugendarbeit sehr am Herzen gelegen, „für uns bedeutet das also zum einen, das Brauchtum zu erhalten“, so die Webers einhellig, „aber auch, das Erbe von Harry weiterzuführen und zu ehren.“ Heute macht der HCV gemeinsame Sache mit den Hausener „Husaren“, die sich 1981 gründeten. „Die Alten wollten eine so enge Zusammenarbeit nie“, sagt Hans Weber, „aber wir finden, das ist in diesen Zeiten eine gute Sache und die Gestaltung unseres Karnevals funktioniert Hand in Hand wirklich gut.“ Dass sich in Zukunft wieder mehr Menschen für einen lebendigen Karneval stark machen und vielleicht einmal Anteile des klassischen Karnevals wieder lebendig werden, wünschen sich die Webers. „Die Menschen, die aktiv mitmachen und etwas vorbereiten ebenso wie die, die Veranstaltungen besuchen, fehlen aktuell einfach“, sagt Hans Weber. Ihm tue es zudem leid, sagt Sohn Sven, dass die Mühe, die sich Akteure bereits ab dem Sommer machten, um etwas anbieten zu können, so wenig wertgeschätzt würde. „Die Menschen machen das aus Überzeugung, investieren so viel private Zeit, Mühe und Herzblut und dann wird es so wenig angenommen – das ist doch sehr schade.“ Aber natürlich sei auch das Anspruchsdenken gewachsen, „wenn Sie freitagsabends den Fernseher einschalten, sehen Sie auf jedem zweiten Kanal einen Comedian“, so der ehemalige Prinz. Gemeinsam mit der Familie und den Mitstreitern freuen sich die Webers jedenfalls auf ihre Jubiläums-Session, die mit einem starken Programm aufwartet:

Am Freitag, 25. Januar, geht es los mit dem „Biwak“, einer beliebten Veranstaltung, die einst Sache der Mayener Stadtsoldaten war. Nachdem sich die Stadtsoldaten im vergangenen Jahr aufgelöst haben, haben die Hausener Karnevalisten die Veranstaltung kurzerhand übernommen.

Sie ist die Karnevalseröffnung im Bürgerhaus Hausen mit viel Musik und zahlreichen Darbietungen: „Hier bekommen unter anderem Tanzgruppen aus der Umgebung die Möglichkeit, sich zu präsentieren“, sagt Sven Weber. Weiter geht es am Freitag, 8. Februar, mit der „Blau-Weißen-Fastnachtsparty“ und heimischen Tanz- und Musikgruppen. Am Samstag, 16. Februar, steht die große Jubiläums-Kappensitzung ins Haus, an der sich auch viele ehemals Aktive noch einmal aktiv beteiligen. Am Sonntag, 17. Februar, steigt dann die große Kinderparty, gefolgt von der Mädchenparty am Sonntag, 24. Februar. Am Sonntag, 3. März, heißt es dann in Hausen zum vorerst letzten Mal: „De Zoch kütt“ – Einheimische und Besucher dürfen sich auf einen fulminanten Karnevalsumzug mit anschließender „After-Zoch-Party“ im Bürgerhaus freuen. „Trotz allem sehen wir die Zukunft sehr positiv“, sind sich Hans und Sven Weber einig, „es kommen immer wieder neue Ideen auf und insgesamt macht uns der Hausener Karneval noch immer unheimlich viel Freude.“

Karten zu den verschiedenen Veranstaltungen (die Mädchensitzung ist ausverkauft) gibt es bei Hans Weber, Tel. (0 26 51) 47 13.

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