32. Oktoberfest in Sessenbach

Der Pfarrer trieb den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass

Der Pfarrer trieb den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass

Ein Blick ins proppenvolle Festzelt.Fotos: WR

Der Pfarrer trieb den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass

Beim Fassanstich (von links): Pfarrer Alfred Much, Marco Klein, Klaus Strüder, Rudi Hoppen, Manfred Wehmeyer.

Der Pfarrer trieb den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass

Zwei fesche Madl aus dem Westerwald.

Der Pfarrer trieb den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass

Sylvia Thomas und Wolfgang Mohr bei einem Duett.

Sessenbach. „Wahnsinn“ von Wolfgang Petry war einer der Partykracher beim 32. Oktoberfest in Sessenbach. Mit dem Schlagwort „Wahnsinn“ kann treffend beschrieben werden, was sich am Wochenende in Sessenbach ereignete. Die Stimmung und die Feierfreude waren nicht zu toppen, diese Veranstaltung kann mit Fug und Recht als eines der resonanzstärksten Events im Westerwald bezeichnet werden. Sitzplätze waren nur durch vorherige Reservierung zu bekommen, und waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Die Besucher kommen aus dem gesamten Westerwald sowie aus dem Umfeld bis nach Koblenz und Neuwied. Im rappelvollen Festzelt herrschte ein herrliches Chaos, die Gäste standen vor der Riesentheke in Dreier- und Vierer-Reihen Schulter an Schulter.

Was 1987 mit dem ersten Oktoberfest begann, hat sich von Jahr zu Jahr kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen zum 32. Mal veranstaltet, lässt sich getrost von einer gewachsenen Tradition sprechen. Trotz des großen Erfolgs und der überwältigenden Resonanz wirkt alles noch irgendwie familiär. Viele Vereine, Gruppen und Familien kennen sich inzwischen, da sie seit Jahren Stammgäste in Sessenbach sind. Ein Programm gibt es nicht, lediglich der Fassbieranstich wird abgewartet: Danach wird nur noch gefeiert und geschwoft.

Hat da jemand heimlich geübt? Unglaublich, dass Pfarrer Alfred Much den Zapfhahn mit einem einzigen Schlag in das Fass trieb, ohne auch nur einen Tropfen des edlen Gerstensaftes zu verspritzen. Unter dem Jubel des Partyvolks folgte der traditionelle Ausruf „O’zapft is“, dem Pfarrer Much noch ein kleines Trinkgedicht folgen ließ. Somit hatte das Oktoberfest auch noch den Segen von ganz oben erhalten. Was konnte nun noch schiefgehen? Schließlich haben Kirche und Bier seit Jahrhunderten eine starke Verbindung. Waren es nicht Mönche in den Klöstern, die wesentlich zur Entwicklung des Biers beigetragen haben? Ortsbürgermeister Rudi Hoppen hatte zuvor die Besucher begrüßt und auf das Fest eingestimmt. In extra für das 32. Oktoberfest hergestellten Maßkrügen wurden 30 Liter Festbier unters Volk gebracht, das beste Bier ist halt immer noch das Freibier.

Nach dem großen Erfolg 2018 spielten bereits zum zweiten Mal die „Original Taubertaler Musikanten“ in Sessenbach auf. Kaum hatten die 20 Musiker die ersten Töne von sich gegeben, sprang ein Großteil der Besucher auf die Bänke, um zu klatschen und zu schunkeln. Wie es sich für ein Oktoberfest gehört, gab es zunächst über eine Stunde „Dicke-Backe-Musik“ auf die Ohren, unter anderem die Polka „Böhmischer Traum“, „Die schöne Fischerin vom Bodensee“, der „Vogelbeerbaum“ und das „Tiroler Land“. Es folgten weitere Märsche, Polkas und Jodellieder. Als Geschenk hatten die Musikanten das „Westerwald-Lied“ mitgebracht, das sie an diesem Abend vorstellten. Da bebte das Zelt, schließlich ist dieses Lied die „Nationalhymne“ des Westerwalds. Bereits an dieser Stelle müssen die gesanglichen Qualitäten von Sylvia Thomas und Stefan Thorwarth hervorgehoben werden, die als Duo stimmlich immer auf der Höhe waren und dabei die Gäste andauernd zum Mitsingen herausforderten. Nach dem traditionellen Teil legten die „Taubertaler Musikanten“ noch einen Zahn zu: Sie ritten die Abteilung Attacke auf die Ausdauer der Besucher, als sie das Genre wechselten und zur Party-Rock-Pop-Schlager-Musik umschalteten. Nun hielt es zu den Hits von Wolfgang Petry, Andreas Gaballier, Matthias Reim, Spider Murphy Gang, den Ärzten, den Toten Hosen, AC/DC, Neil Diamond und anderen niemand mehr auf den Sitzen oder Bänken. Der Clou bei dieser Art von Musik war die Mischung aus Rockband und Trachtenkapelle. Die harten Riffs einer Rhythmusgitarre im Einklang mit Tuba, Trompeten und Drums, das hatte was. Fast alle Tische im Festzelt wurden auf ihre Tragfähigkeit getestet, alles hüpfte und sprang auf ihnen herum. Eine Party kann eigentlich nicht besser gefeiert werden, da die Musiker bis auf eine kleine Pause von 20 Minuten rund sechs Stunden am Stück bis zum bitteren Ende spielten. „Ich bin sehr dankbar für einen grandiosen Abend, der so auch nur durch das Zusammenwirken von mehreren Faktoren gelingen konnte. Da ist an erster Stelle der Vereinsring Sessenhausen zu nennen, der aus den Mitgliedern von tonART, dem Mandolinenverein sowie dem Sportverein Union 74 besteht“, meinte Ortsbürgermeister Rudi Hoppen. „Des Weiteren die vielen Helfer und das fantastische Publikum, das uns wieder ein Fest ohne jede körperliche Auseinandersetzung bescherte. Die Besucher konnten sich wieder über ein gemütliches Fest in familiärer Atmosphäre freuen.“