Pfarrer Bernd Westermann wurde in den Ruhestand verabschiedet

„Der Westerwald istimmer meine Heimat geblieben!“

„Der Westerwald ist
immer meine Heimat geblieben!“

Pfarrer Bernd Westermann wurde in einem feierlichen Gottesdienst aus dem Amt verabschiedet. Foto: -GBA-

Montabaur. Pfarrer Bernd Westermann wurde im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes in der Pfarrkirche St. Peter in Ketten in den Ruhestand verabschiedet. „Ob einer Ernst macht, sieht man nicht in den großen Entschlüssen, sondern an der kleinen Arbeit, tagaus, tagein.“ Mit diesem Zitat von Romano Guardini unterstrich der Festprediger des Gottesdienstes, Pfarrer Horst Krahl, Westermanns Zuverlässigkeit. Krahl kennt Westermann seit 1982, als dieser als Neupriester zu Krahl in die Gemeinde St. Andreas in Wiesbaden zum einjährigen Praktikum kommt. „Ich habe von ihm gelernt“, erinnerte sich Krahl dankbar an Westermanns Ausbildungszeit zurück. Schon in der Regel des Heiligen Benedikt werde der Rat gegeben, bei wichtigen Entscheidungen die Jüngeren um Rat zu fragen. „Leider gibt es heute zu wenig Jüngere“, bedauerte Krahl. Und er gab auch einige Anekdoten zum Besten. Westermann sei mit einem viel zu großen Schreibtisch gekommen, und er habe ihn in ein Wagner-Konzert mitgenommen. „Danach hat es gut getan, auch mal Mozart zu hören!“, bemerkte Krahl schmunzelnd.

Die Schuhe binden

Eine jüdische Geschichte erzähle, dass ein Rabbi, Aron, seinem Schüler nichts mehr beibringen könne und zu seinem Kollegen Moshe schicke. Der sei damit beschäftigt gewesen, seine Schuhe zu binden. Der Schüler kehrt zu seinem ursprünglichen Lehrer zurück. „Warum hast du mich zu Rabbi Moshe geschickt? Er sprach nicht ein Wort mit mir!“ Antwort des Rabbis Aron: „Das Wichtigste ist immer das, was du gerade tust…“ „Vielleicht binden Seelsorger nur Schuhe zu, tun, was getan werden muss, tun ihre Pflicht“, fasste Pfarrer Krahl das berufliche Tun Westermanns zusammen. Und er zog einen Vergleich zu einer Familie. „Da gibt es kleine und große Zeichen der Zuneigung. Und wenn sie nur ein einziges Mal unterbleiben, ist das Erstaunen groß.“

Guter Prediger

Der zentrale Satz des Tagesevangeliums lautete: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5). Diesen Satz habe die Mutter Jesu bei der Hochzeit zu Kana zu den Dienern gesagt. Jesus hat sie aufgefordert, die leergegangenen Weinkrüge mit Wasser aufzufüllen. Zum Tun gehöre auch die Weitergabe des Evangeliums in Wort und Tat, war sich Krahl sicher. „Bernd Westermann ist ein guter Prediger: gläubig, überzeugend, und mit manchmal frechen Einlagen. Das Wasser in den Krügen würde von Gott nur in Wein verwandelt, „wenn wir sie vorher mit Wasser gefüllt haben. Denn schon das Alte Testament überliefere die Glaubenserfahrung: „Gott hat sich schon vorher längst an uns festgemacht.“ In diesem Sinne habe sich Westermann auch anlässlich seiner Primiz den richtigen Spruch ausgewählt: „Vielmehr habe ich euch Freunde genannt.“ (Joh 15,15). „Bernd Westermann hat viele Freunde: in der Familie, in der Gemeinde, und unter den Priestern.“ Für Westermanns Ruhestand wollte Krahl nicht öffentlich Ratschläge geben, sondern wünschte ihm bleibende Freundschaft mit Jesus und Gottes Segen.

Christa Windeck dankte als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats für Westermanns „zeit- und lebensnahe Predigten“, in denen er der Gemeinde gerne in klaren Worten den Spiegel vorgehalten habe. Er sei zudem ein „perfekter Organisator“, der sie manchmal an die Präzision eines Uhrwerks erinnert habe.

Pfarrerin Anna Meschonat dankte Pfarrer Westermann für seine „Hingabe“, seine „klaren Worte“, und für seinen Humor. In ökumenischer Verbundenheit wünschte sie: „Dass sie jetzt im Ruhestand das Glück haben, dass sie viele Samen, die Sie gesät haben, aufgehen sehen.“

Patrick George, Ortsbürgermeister von Stahlhofen, betonte stellvertretend für das Bürgermeisterkollegium: „Der Pastor Westermann ist einer von uns!“ Das habe der beliebte Seelsorger vor allem durch seine Wünsche in Wäller Mundart zum Ende vieler Gottesdienste bewiesen.

In seinen Dankesworten begründete Pfarrer Westermann seinen vorzeitigen Weg in den Ruhestand mit seiner neurologischen Erkrankung. Obwohl er es immer mit dem lateinischen Leitsatz „Ubi bene, ibi patria“ („Wo es dir gut geht, da ist dein Zuhause“) gehalten und es auch so empfunden habe, besonders getragen von einem ökumenischen Miteinander, so sei der Westerwald immer seine Heimat geblieben.

Musikalisch wurde der Abschiedsgottesdienst durch den Kirchenchor St. Bartholomä Gackenbach unter der Leitung von Zita Munderloh gestaltet. Die Orgel spielten Andreas Loheide und Ralf Cieslik. Die Dankesworte des Limburger Bischofs überbrachte Domkapitular Georg Franz. Beim sich anschließenden Umtrunk im Forum St. Peter spielte das Daubacher Blasorchester.

Zur Person

Bernd Westermann wurde am 3. Januar 1956 in Dernbach im Westerwald geboren. Aufgewachsen ist er als Sohn eines Gastwirts in Heiligenroth. Nach dem Abitur 1975 studierte er bis 1980 Theologie, 1981 erhielt er das Weihesakrament. Stationen seines priesterlichen Wirkens waren unter anderem Wiesbaden-Dotzheim, Höhr-Grenzhausen, Schlangenbad und Gemeinden in der heutigen Pfarrei Montabaur. Bischof Georg Bätzing betonte besonders in seinem Dankschreiben: „Sie sind aus Westerwälder Holz geschnitzt. Sie sagen frei, was sie denken.“