Vorstandswahlen beim Festausschuss des Andernacher Karnevals

Der neue Präsident ist der alte Vize

Der neue Präsident ist der alte Vize

Der Festausschuss des Andernacher Karnevals mit seinem neuen Vorsitzenden und Präsidenten Jürgen Senft (Mitte). Nicht im Bild ist Tim Lahnstein. MKA

Der neue Präsident ist der alte Vize

Die 600-Jahr-Feier mit dem, wetterbedingt auf den Sommer verschobenen Karnevals-Umzug, wird man wohl noch lange mit der Präsidentschaft von Lutz Schnitzendöbel verbinden.

Andernach. Der Kapitän hat das (nicht sinkende) Narrenschiff verlassen und das Ruder an seinen Nachfolger übergeben: Der frühere Vizepräsident des Festausschusses des Andernacher Karnevals e.V. übernahm das Amt des Vereinsvorsitzenden und Präsidenten von Lutz Schnitzendöbel, der acht Jahre in Andernach die karnevalistischen Fäden in der Hand hielt.

Dem Brauchtum verpflichtet

Nachdem Mitte April in einer Mitgliederversammlung eine neue Wahl stattfand, stellt sich die Struktur des Festausschusses nun wie folgt dar: Präsident/Vorsitzender Jürgen Senft, Vizepräsident Werner Peusens, Geschäftsführer Michael Strahl, Schatzmeister Peter Laumann, Zugleiter übergangsweise noch Jürgen Senft, stellvertretende Zugleiter Alfred Korb (Hallenmeister) und Tim Lahnstein (Technik), Medienbeauftragte Patrick Stemmler und Dietmar Sauer, zur besonderen Verwendung Rolf Thelen. Lutz Schnitzendöbel, der seinen Vorsitz aus gesundheitlichen Gründen aufgab, wird dem Gremium in den nächsten Monaten weiterhin unterstützend zur Seite stehen.

Medienvertretern gegenüber erläuterte Jürgen Senft die Aufgaben des Festausschusses, ein Gremium, das vor 63 Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, das närrische Brauchtum in Andernach zu bewahren, den Andernacher Karneval und die Umzüge zu organisieren und verschiedene närrische Veranstaltungen durchzuführen. Der Ausschuss bündelt die unterschiedlichsten Aktivitäten der Karnevalsgesellschaften und koordiniert sie im Sinne gemeinsamer Ziele. Die Aufgaben stellen sich heute in einer beachtlichen Dimension dar. Über 4.000 organisierte und ehrenamtlich wirkende Karnevalisten in der Kernstadt sind alljährlich für das Gelingen einer fröhlichen und eindrucksvollen Karnevalssession zu begeistern und zu verschiedenen Anlässen „unter einen Hut“ zu bringen. Dabei darf die rühmliche, bereits über 600 Jahre währende Tradition der Andernacher Faasenacht, nicht aus den Augen verloren werden. Die närrische Hochburg am Mittelrhein lockt in jedem Jahr viele Tausend Närrinnen und Narren in die Säle und bis zu 25.000 Menschen an die Strecke des Rosenmontagszugs. Dies ist sowohl eine Bestätigung des Einsatzes aller Beteiligten in den Karnevalsgesellschaften als auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Festausschuss-Präsident Jürgen Senft dankte den närrischen Gesellschaften, der Stadtverwaltung, den Sponsoren und den Medien für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit.

Andernachs närrische Adresse

Senft informierte auch über das Sicherheitskonzept, dass der Festausschuss bereits vor dem letzten Rosenmontagszug mit der Stadtverwaltung erarbeitet hat. Vor dem Hintergrund der allgemeinen Gefährdungslage sei der Schwerpunkt dabei die weitgehende Gewährleistung der externen Sicherheit gewesen, die sich zum Beispiel in der Absicherung von Zufahrtsstraßen zeigte. Auch am Festausschuss-Domizil in der Füllscheuer gebe immer wieder einiges zu tun. „Wir haben hier in den letzten Jahren ein ordentliches Paket geschaffen“, verwies Jürgen Senft auf den bemerkenswerten Gebäudebestand des Festausschusses. Rückblick: In den 1990er-Jahren, als der Festausschuss und die Wagenbauer noch ihr Domizil in den mittlerweile abgerissenen ehemaligen Sperrholzwerken hatten, wurde es eng in der dortigen Halle. Der Zielstrebigkeit, dem geschickten Finanzmanagement der damaligen Festausschussverantwortlichen und dem handwerklichen Engagement vieler Idealisten war es letztlich zu verdanken, dass 1995 eine angemessen große Halle in der Füllscheuer errichtet werden konnte. Zur Freude aller Rosenmontagszugbesucher kamen später weitere Wagenbauergruppen hinzu, sodass im Jahr 2007 eine Erweiterung der Halle notwendig wurde. Der Festausschuss verfügt auch über einen stattlichen vereinseigenen Fuhrpark (Traktoren/Anhänger). So ist eine TÜV-gerechte Fahrzeugbestückung des Rosenmontagszugs und, damit verbunden, das geforderte Maß an (innerer) Sicherheit, gewährleistet und den Wagenbauern eine große Belastung genommen. Der Fuhrpark bedingte einen nochmaligen Anbau an das Gebäude. Außerdem gibt es seit 2014 in einer 375 Quadratmeter großen Leichtbauhalle eine Unterstellmöglichkeit für bis zu zwölf Prunkwagen.

Niemals geht man so ganz

Lutz Schnitzendöbel, ehemaliger Psychiatrie-Fachpfleger und gebürtiger Weißenthurmer (Anmerkung: aber „gedääfter Annenacher“), war schon in jungen Jahren dem Karneval verbunden und kann auf eine respektable Karnevalskarriere zurückblicken: Spielmann bei den Blauen Funken, Prinzenbegleitung, im Jahr 2008 närrische Tollität (Prinz Lutz I. der lachende Musikant aus dem Netteland), Festausschussmitglied, Leiter des Rosenmontagzugs und schließlich, seit dem Jahr 2010, der siebte Festausschusspräsident. „Vor dieser Aufgabe hatte ich Bammel. Die Zusammenarbeit mit den Karnevalsgesellschaften ist manchmal nicht einfach. Es gibt Interessenkonflikte – jedem ist sein eigenes Hemd am nächsten“, gesteht der Karnevalist gegenüber „BLICK aktuell“ und auf die Frage nach den Höhepunkten seiner Amtszeit: „Highlights waren für mich die 600-Jahr-Feier der Andernacher Faasenacht mit dem prunkvollen Triumphzug im Sommer und die hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadtspitze, auch hinsichtlich der Liegenschaften, auf denen wir Pächter sind.“ Auf einige Dispute mit den karnevalistischen Gesellschaften hätte er jedoch verzichten können. Was macht denn der Ex-Präsident, dessen letzte zwölf Jahre so von Karneval geprägt waren, in seinem Ehrenamts-Ruhestand? Schnitzendöbel: „Ich achte auf die Signale meines Körpers. Meine Teilnahme an bestimmten Dingen muss ich von meinem täglichen Befinden abhängig machen.“ Kürzlich hat er ein Psychologiestudium mit dem Bachelor erfolgreich abgeschlossen. „Als ich mit 63 in Rente ging, wollte ich nicht vor dem Fernseher sitzen oder Kreuzworträtsel lösen. Daher hatte mich bei der Uni eingeschrieben.“ „BLICK aktuell“ bat den Alt-Präsidenten, noch einen Abschlussappell an Andernachs Karnevalisten zu richten. „Geht ehrlicher und fairer miteinander um!“, formuliert er spontan seine Bitte.