Wolfram Mayer, Leiter der Stadtbücherei, tritt in Kürze in den Vorruhestand ein

Der städtische Bücherwurm sagt „Tschüss!“

07.11.2019 - 10:33

Andernach. Im kommenden Jahr feiert Andernachs Stadtbücherei ihr 70-jähriges Bestehen. Ihr heutiger Leiter, Wolfram Mayer, hat sie in den letzten drei Jahrzehnten durch die Zeit geführt. Der, vielen „Leseratten“ in der Region bekannte, Diplom-Bibliothekar tritt in Kürze in den Vorruhestand ein. Er übergibt den Stab an seinen Nachfolger Frank Merken. Mit Wolfram Mayer sprach BLICK aktuell über sein zurückliegendes Berufsleben.


Mit Anfang 30 an den Mittelrhein


Die Stadtbücherei im modernen lichtdurchfluteten Anbau des Historischen Rathauses gilt in Andernach und seiner Umgebung als kultureller Treffpunkt. Ein breit gefächertes Medienangebot mit mehr als 40.000 Büchern, CDs, CD-ROMs, DVDs, Zeitschriften und Zeitungen findet sich hier auf drei Etagen. Außerdem stehen im Rahmen der Onleihe Rheinland-Pfalz rund 100.000 digitale Medien wie beispielsweise E-Books zur Verfügung.

Wolfram Mayer, 1957 in Esslingen/Neckar geboren und heute wohnhaft in Bad Breisig, steht seit dem Jahr 1990 in der Verantwortung für die Bibliothek der Bäckerjungenstadt. Nach seinem Studium wirkte er zunächst in der württembergischen Stadt Mengen. „Auf die Andernacher Ausschreibung wurde ich in einer Fachzeitschrift aufmerksam. Die Stellenbeschreibung hat mich gereizt - es war eine größere Bibliothek, mit einem umfangreicheren Medienbestand als in Mengen.“, begründet der künftige Rentner seine damalige Entscheidung für den Stellen- und Ortswechsel. Wir fragen, was er damals in Andernach angetroffen habe: „Die damalige Bibliothek hatte noch einen handschriftlich geführten Zettelkatalog. Neben den Büchern gab es noch Zeitungen, Zeitschriften und Hörkassetten“, erinnert er sich. Die EDV habe dann im Jahr 2000 Einzug gehalten. „Kurz nach meinem Start in Andernach sind wir vom Provisorium am Marktplatz in den neuen Anbau des Historischen Rathauses umgezogen.“ BLICK aktuell: Welche herausragende Veränderung gab es in den vergangenen 30 Jahren für Wolfram Mayer und sein Team, das heute aus sechs Voll- bzw. Teilzeitkräften sowie einer Auszubildenden besteht? „Die wichtigste Veränderung, auf die wir stolz sind, ist die Anbindung an die Onleihe Rheinland-Pfalz. Wir gehörten zu den ersten zehn Bibliotheken, die sich daran beteiligt haben. Ein wichtiger Schritt: Wir erzielen inzwischen mehr als ein Drittel der Ausleihen über die digitale Onleihe. (Anmerkung: Die Onleihe Rheinland-Pfalz ist ein Verbund von rheinland-pfälzischen Bibliotheken, die elektronische Medien zur Ausleihe anbieten. Sie ist sozusagen eine rund um die Uhr geöffnete virtuelle Zweigstelle der Stadtbibliotheken)


Eine Stadtbücherei im 21. Jahrhundert


Ob die Stadtbücherei denn auch im Zeitalter der digitalen Medien noch von der Bevölkerung angenommen wird, möchten wir wissen. „Wir hatten im vergangenen Jahr 38.000 Besucher, die auch teilweise unseren Bestand nutzten. Wir verzeichnen zwar einen Rückgang bei der Ausleihe der physischen Medien, aber andererseits eine Zunahme bei der Nutzung der Onleihe“, berichtet Mayer. Auch im Bereich der Kinder-und Jugendmedien habe die Nachfrage um 3,5 % zugenommen. „Die Funktion der Bibliotheken hat sich gegenüber früher verändert. In erster Linie verstehen wir uns nicht als Medienverleih, sondern als Wohlfühlort. Die Leute kommen z.B. hierher, um zu kommunizieren, sich beraten zu lassen oder in unserem mediterranen Lesegarten physisch oder virtuell eine Zeitung oder eine Zeitschrift zu lesen. Mittlerweile haben wir hier auch freies WLAN und geben bei Bedarf Tablets zur internen Nutzung aus.“ Und wie bewertet der „Bücherwurm“ die digitalen Medien? „Ich halte zwar immer noch gerne ein physisches Buch in den Händen, sehe aber auch die Vorteile der digitalen Medien. So wird z.B. die Benachteiligung der ländlichen Bevölkerung aufgehoben. Auf dem Land hat man meist keine Bibliothek. Im Übrigen nehme ich selbst auch meine E-Books mit in den Urlaub.“ Wolfram Mayer, dessen Schwerpunktaufgaben im Aufbau des Bibliothekbestands und der Veranstaltungsarbeit lagen, nimmt noch seinen Resturlaub in Anspruch und startet dann im Februar in die Freizeitphase seiner Altersteilzeit. Im Jahr 2022 tritt er schließlich in den Rentenstand ein. Wir fragen, ob er sich auf den Ruhestand freut? „Ich freue mich sehr darauf.“ Er lacht. „Endlich habe ich dann mehr Zeit zum Lesen. Ich möchte auch gerne an der Bonner Uni Vorlesungen in Kunstgeschichte besuchen. Außerdem liebe ich es, im Sommer zu paddeln.“ Natürlich wird der 62-Jährige seinem ehemaligen Dienstort verbunden bleiben, möchte auch die Stadtbücherei weiter nutzen. Seinem Nachfolger, dem Dipl. Bibliothekar Frank Merten (52), legt er das ans Herz, was er sich gerne gewünscht hätte: „Dass es ihm, mit einer entsprechenden Personalausstattung, gelingt, mehr Leseförderungs-Veranstaltungen durchzuführen.“

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