Bürgerinitiave „Lebenswerte Stadt“ präsentierte die Ausstellung „Heimat im Blick“ in Bad Neuenahr

Die Heimat als individueller Begriff

Die Heimat als individueller Begriff

Die Mitwirkenden des Abends (v.l.n.r.): Axel Hausberg, Markus Hartmann, Dr. Dagmar Hänel, André Gerth und Daniel Robbel.KG

Die Heimat als individueller Begriff

In der Ausstellung präsentierten zahlreiche Bürger Bad Neuenahr-Ahrweilers ihre Definition von Heimat.

Die Heimat als individueller Begriff

BI-Initiator Markus Hartmann bei seiner Begrüßung.

Die Heimat als individueller Begriff

Dr. Dagmar Hänel vom LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte.

Bad Neuenahr. Kaum ein Wort kann soviel bedeuten wie das Wort „Heimat“. Für manche Menschen heißt es gleichzeitig „zu Hause“, andere verbinden damit den Ort an dem man aufgewachsen ist, die Gesichter vertrauter Personen, Traditionen, Bräuche und viele andere Facetten. Aufgrund der Vielschichtigkeit des Begriffs rief nun die Bürgerinitiative „Lebenswerte Stadt“ die Einwohner Bad Neuenahr-Ahrweilers auf, ihre Definition von Heimat zu erläutern. „Zeigen Sie uns ihren Lieblingsort“, hieß die Überschrift, die sich Markus Hartmann, Initiator der BI, und seine Mitstreiter für die Fotoaktion überlegt hatten. Die Bürger waren aufgefordert, besonders bezeichnende Orte der Kreisstadt abzulichten und einzusenden. Das Resultat konnte sich sehen lassen: Bei der Ausstellung konnten am Samstag und Sonntag rund 40 Einsendungen im Ringhotel Goldener Anker der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zu den Impressionen erläuterten die Einsender jeweils in kurzen, knackigen Texten ihre Beweggründe für die Wahl ihrer Motive. Ebenfalls nutzten einige Teilnehmer die Möglichkeit des Videointerviews. In rund dreiminütigen Sequenzen erläuterten insgesamt sieben Bürger aus Bad Neuenahr-Ahrweiler ihren Ansichten des Begriffs „Heimat“. Weit über 50 Personen besuchten die Ausstellung. Und auch die Mitmach-Aktionen wurden seitens der Besucher gut angenommen: So konnten die Ausstellungsgäste ihren persönlichen Lieblingsort auf einer Karte von Bad Neuenahr-Ahrweiler markieren. Die Ausstellung war Teil des Tags des Offenen Denkmals, einer bundesweiten Aktion zum 9. September jeden Jahres, dass von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Jahre 1993 ins Leben gerufen hatte.

Positive Resonanz

Markus Hartmann freute sich über die Resonanz, der einiges an Arbeit vorausging. Zuvor hatte die Bürgerinitiative kräftig die Werbetrommel gerührt. Die Aktion wurde auf einschlägigen lokalen Social-Media-Kanälen beworben und über Plakate bekannt gemacht. Erfolgreich waren auch die Resultat einer Kooperation der BI mit dem Krupp Verlag: In einer sechsteiligen Serie in der Heimatzeitung „BLICK aktuell“ wurde der Heimatgedanke unterstrichen und die Bürger zum Mitmachen aufgefordert. Für die Zukunft ist eine Wiederholung des Projekts geplant.

Feierliche Eröffnung

Vor der eigentlichen Ausstellung am Sonntag hatte die Initiative am Samstagabend zur feierlichen Ausstellungseröffnung in den Innenhof des Hotels Goldener Anker geladen. Unter der Moderation des stellvertretenden Chefredakteurs von BLICK aktuell, Daniel Robbel, wurde den Gästen ein abwechslungsreiches Programm präsentiert. Markus Hartmann unterstrich in seinen einleitenden Worten die Vielfältigkeit des Begriffs „Heimat“ insbesondere im Bezug auf die weiter fortschreitende Globalisierung. „Heute liegt manchmal ein modernes „Denglisch“ leichter auf der Zunge als heimischer Dialekt“, wusste Hartmann und stellte die Frage: „Ist deshalb der Begriff Heimat überholt?“. Sicher sei, dass der Begriff individuell auszulegen ist und für jeden eine andere Bedeutung habe. In diesem Zusammenhang unterstrich Hartmann auch die Arbeit der Bürgerinitiative, die in ihrer Arbeit das Thema „Heimat“ stets unterstreicht. Hauptredner des Abends war Dr. Dagmar Hänel, kommissarische Leiterin des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte mit Sitz in Bonn. Die studierte Volkskundlerin unterstrich, dass auch die Wissenschaft den Begriff „Heimat“ ebenfalls nicht allumfassend definieren kann. Eine gängige Theorie beschreibt zwar, dass die persönliche Wirkung des Begriffes auf den jeweiligen Menschen mit geografischen und sozialen Prozessen einhergehe. Dennoch sei dies nur Teil eines Versuches einer Definition. Zu großen Teilen erklärt sich der Begriff „Heimat“ in der individuellen Wahrnehmung des Einzelnen. Hänel ging in ihrer Präsentation auch auf die Politisierung von Heimat ein. Gerade bei den jüngsten Migrationswellen bekomme das Wort eine neue Komponente. Dies ließe sich auch an der Neuschöpfung von Posten wie dem des Heimatministers erkennen.

Zustimmung und Skepsis

Zu diesem Thema konnten auch die Gäste der Feierstunde in einer kleinen Diskussion ihre Meinung beisteuern. Moderator Daniel Robbel fragte die Besucher über die Wirkung, die das Wort Heimat auf die Menschen hat. Grundsätzlich stellten die Gäste fest, dass der Begriff positiv besetzt sei; eine gewisse Skepsis gegenüber des andauernden Globalisierungstrend lasse sich aber nicht von der Hand weisen. Axel Hausberg informierte als Ortskurator der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in seiner Rede über die Aktion im Rahmen des Tag des offenen Denkmals und André Gerth erläuterte seine Arbeit als Organisator der „Heimat im Blick“-Ausstellung. Gerth unterstrich in seinen Worten auch die Bedeutung des Wirkens des Bürgerinitiative; insbesondere in Bezug auf die geschichtsträchtigen Gebäude der Stadt, die vom Abriss bedroht sind. Zuletzt informierte Markus Hartmann über den „Abreißkalender“, der von der Bürgerinitiave gestaltet wurde und auch über diese zu beziehen ist. Der Kalender für den Monat Oktober zeigt abgerissene Gebäude der Stadt oder solche, die vom Abriss bedroht sind. Somit beendete Hartmann einen stimmigen Abend der übrigens auch musikalisch begleitet wurde. Der Sänger und Songwriter Christoph Rieger aus der Grafschaft präsentierte zwischen den einzelnen Wortbeiträgen Songs bekannter Interpreten sowie Stücke aus eigener Feder, die zur Thematik des Abends passten und durchaus zum Nachdenken anregten.