TheaterTotal brachte mit Romeo und Julia eine energiegeladene Aufführung nach Waldorf

Die Liebe siegt

Die Liebe siegt

Eine starke Truppe: Die Schauspieler bedanken sich für den Applaus. Fotos: HG

Die Liebe siegt

Emsige Küchenparade .

Die Liebe siegt

Julias Vetter Tybalt liegt erstochen am Boden und das Schicksal nimmt seinen Lau

Die Liebe siegt

Romeo und Pater Lorenzo

Die Liebe siegt

Julia und ihre Amme.

Waldorf. Alle Plätze in der Vinxtbachhalle besetzt – anders kennt man es kaum, wenn eine Truppe auftritt, die während ihrer Deutschland-Tournee nicht nur in vielen Städten von Hamburg bis Berlin auftritt, sondern auch in Waldorf, dem kleinen Ort am Vinxtbach. Zum 19. Mal gastierte dort das Bochumer „TheaterTotal“, um erneut die Zuschauer zu begeistern.

Es sind freilich stets andere junge Menschen, die vor Ort die Bühnenbretter erobern. Denn im 1996 durch die Schauspielerin und Regisseurin Barbara Wollrath-Kramer gegründeten „TheaterTotal“, ein gemeinnütziges Theater-Projekt in Bochum, können jährlich dreißig junge Menschen zwischen 17 und 22 Jahren innerhalb von zehn Monaten kreative Berufe ausprobieren, neben Schauspielerei etwa auch Theaterpädagogik oder Kulturmanagement.

Diesmal präsentierten sie „Romeo und Julia“ und hauchten ihrem Shakespeare neues Leben ein. „Es wird sehr warm“, sagte Wollrath-Kramer, hinsichtlich der Temperaturen im Saal. Sie ist für die frische Inszenierung der Tragödie verantwortlich. Mit dem Nachsatz „aber bedenken Sie, es ist auch ein heißes Thema“, hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.

Sehr energiegeladen kam die Aufführung daher. Es wurde gerannt, hart aufgetreten, geklettert und getanzt, mal schreitend, wie beim von gehetztem Personal vorbereitetem Fest der Capulets, mal rasant mit viel Körpereinsatz. Dabei hielt es gar einen blinkenden Knopf nicht mehr an der Robe, so dass er den Besuchern der ersten Reihe vor die Füße kullerte.

Turbulenter Start

Eben boten die Straßen von Verona noch eine südliche Marktszenerie mit schwatzenden Menschen und Blumenverkäuferin, da geht das Getümmel schon los, denn Angehörige der Familien Montague, zu der Romeo zählt und Capulet, Julias Familienverband, stoßen aufeinander. Ihre Familienfehde hat schon viele Blutopfer gefordert und nun das: Die blutjunge liebliche Julia, reizend Imke Siebert, und der oft melancholische Romeo (Maxim Kurze) – „im Ahornwäldchen mehrt er den Tau durch Tränenperlen“ – verlieben sich heftigst ineinander. Dabei fordern Julias Eltern, in der Rolle des diktatorischen Vaters Tristan Taubert und als Mutter, bei der die Bitterkeit über das Erbarmen siegt, Lucy Weßelborg, von der nicht einmal 14-jährigen Tochter, sie möge den Grafen Paris (Yannic Jentzsch) heiraten.

Liebe, Tod, Versöhnung

Julia und Romeo aber vertrauen und folgen ihren Gefühlen. Julia steht, wenigstens zu Beginn, ihre Amme zur Seite. Die wird umwerfend überzeugend von Madeleine Forst gemimt. Romeo erscheint oft im Pulk seiner teils jugendlich übermütigen, teils auf Krawall gebürsteten Freunde, aus denen Mercutio als genialischer Selbstdarsteller herausragt. Doch vor ihnen und den Eltern hält das junge Paar seine Liebe verborgen. Ergriffen lauschte das Publikum der zärtlichen, blumigen Zwiesprache im Hause Julias. Natürlich muss Pater Lorenzo (Leon Brüggemann) eingeweiht werden. Der pfiffige Geistliche traut die beiden, wobei er sich von dem Ehebündnis gleichzeitig die Versöhnung der Familien erhofft. Doch Romeo muss fliehen, nachdem er Julias Vetter Tybalt getötet hat. Julia wiederum täuscht ihren Tod vor, um der Vermählung mit Paris zu entkommen. Romeo soll sie aus der Gruft befreien. Indes glaubt Romeo, den diese Nachricht nicht erreicht, Julia sei tatsächlich tot. Er begeht Selbstmord. Als Julia ihn entdeckt, erdolcht sie sich aus Gram über sein Ende. Die verzweifelten Taten ihrer Kinder führen zuletzt dazu, dass sich die Eltern versöhnlich die Hand reichen.

Das war trefflich in Szene gesetzt, dank des engagierten schauspielerischen Einsatzes, dem Wechsel von ruhigen und ungestümen Handlungen, Musik und Licht. Erstaunen riefen zwei Treppenpodeste hervor, aus deren überraschenden Varianten immer neue Bühnenbilder (Dorothee Bielfeld) entstanden, wie etwa der Kräutergarten Lorenzis oder der hohe Balkon Julias. Bei den Kostümen gab es gelegentlich charmante aktuelle Beifügungen zur historischen Kleidung. So sah es aus, als ob Romeo zur Uniformjacke einen schwarzsamtenen Kaputzensweater trage. Prasselnder Applaus dankte allen Beteiligten für ein rundum tolles Stück. Dass das Theater vor 18 Jahren ins Dorf kam, ist übrigens Gerburg Lübbertsheimer und ihrem verstorbenen Mann Johannes zu verdanken.