Kleinkunst-Abend im Theater

Die Mischung macht‘s

Die Mischung macht‘s

Corzilius, Dames & Hoff, die „Hausband der Kleinkunstbühne“, verzichtete komplett auf technische Unterstützung. Foto: privat

Neuwied. Einen in vieler Hinsicht außergewöhnlichen Abend erlebten die Zuschauer am letzten Freitag im ausverkauften Schlosstheater. Nicht nur wegen der besonderen Atmosphäre des Theaters, sondern vor allem wegen der Qualität der Künstler und der gelungenen Mischung.

Da traf Musik auf Poesie, Comedy auf Chanson, Zaubern auf Geschnuddels. Während bei den bisher drei Abenden der Kleinkunstbühne im Theater aber jeweils die „üblichen Verdächtigen“ auf der Bühne standen, wurde diesmal auch der Jugend eine Chance gegeben.

Und die nutzten ihre jeweils nur zehn Minuten, um zu zeigen, was sie drauf haben. Da rockte zunächst Glasgow: Vier junge Neuwieder Musiker, getragen von der besonderen Stimme von Max Glatzl. Danach überzeugte Maren Schlicht, die leisere Töne anschlug, mit ihrem neuen Song „I `ve ruined it“ das Publikum ins Melancholische entführte und sicherlich noch eine große musikalische Zukunft vor sich hat.

Man muss kein Prophet sein, um die auch Salomon Hofstötter vorauszusagen, der die Besucher mit seinen witzigen deutschen Liedtexten zum Schmunzeln und Lachen brachte. Mit seinen gerade mal 20 Jahren agiert er sehr professionell, man merkt ihm seine Erfahrung als Moderator von „Kunst gegen Bares“ an und seinen Spaß, mit dem Publikum zu spielen. Egal ob er über seine Erfahrungen im Firness-Studio berichtete oder aktuell über seine neue Situation als verlassener Single.

Ein weiteres Highlight des Abends dann sicherlich Toby Rudolph. Der verzauberte das Theater. Was als simpler Kartentrick begann, entpuppte sich als raffinierte Abfolge von unglaublichen Aktionen, die alle zum Staunen brachte.

Moderator Thilo Distelkamp konnte neben den jungen Leuten aber auch einige „alte Säcke“ ankündigen, die allesamt überzeugten: KD Boden, der mit seinen humorvollen Texten in Mundart alte Zeiten wieder aufleben ließ; kabarettistische Nachrichten gab es von Deichgesicht Gerd Finkemeier und Rainer Zufall streifte in seiner bekannten Art die Gürtellinie.

Viel Applaus erhielten auch die Rocklady Gudrun Dellinger und ihre Ballotellies. Da stimmte einfach alles, von der Songauswahl bis zum letzten Ton, die ihre Erfahrung und ihr musikalisches Gespür für Stimmungen ausspielten.

Eine Überraschung hatte dann auch die letzte Gruppe des Abends dabei: Corzilius, Dames & Hoff, die „Hausband der Kleinkunstbühne“, verzichtete komplett auf technische Unterstützung. Wegen der hervorragenden Akustik des Theaters kamen dabei die stimmlichen Fähigkeiten der drei fantastisch zur Geltung. Als sie zum Schluss noch Janis Joplins „Mercedes Benz“ a-capella auspackten, gab es im Publikum kein Halten mehr.

Den ganzen Abend führte Moderator Thilo Distelkamp souverän und mit viel Geschick durch das Programm. Zum Schluss konnte er dann noch einmal zusammen mit Organisator Gerd Finkemeier brillieren, die sich humoristisch die Bälle genseitig zuspielten und dabei alle Künstler noch einmal auf die Bühne holten. Eine Zugabe gab es natürlich auch noch: New York-New York, umgedichtet als Hommage an die Heimatstadt, die stolz sein kann, solch tolle junge und alte Künstler in ihren Reihen zu haben. Und so gingen die Zuschauer nach mehr als zwei Stunden Kleinkunst begeistert und inspiriert nach Hause.