Arp Museum Bahnhof Rolandseck blickt auf Arps Plastiken

„Die Natur ist eineversteinerte Zauberstadt“

„Die Natur ist eine
versteinerte Zauberstadt“

Museumsdirektor Oliver Kornhoff und Geschäftsführerin Petra Spielmann vor Arps Formenkosmos aus seinem Atelier in Meudon Ende der 1950er-Jahre. Fotos: HG

„Die Natur ist eine
versteinerte Zauberstadt“

Kürbis aus Hans Arps Garten, ausgestellt zur Eröffnung des Arp Museums Bahnhof Rolandseck.

„Die Natur ist eine
versteinerte Zauberstadt“

Gussform und Gipsguss eines Kürbisses aus Hans Arps Garten in Ronco dei Fiori, Locarno.

„Die Natur ist eine
versteinerte Zauberstadt“

Das LIFE Magazine zeigte den Künstler mit Schlapphut in seinem Atelier bei Paris.

Remagen-Rolandseck. Immer wieder wandelt sich im Arp Museum Bahnhof Rolandseck die Patronatsetage, die dem Bildhauer Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp gewidmet ist. Derzeit konzentriert sie sich unter dem Motto „Die Natur ist eine versteinerte Zauberstadt“ auf Hans Arp als Pionier der organischen Abstraktion und auf seine plastischen Werke ab 1930. Sie leiteten mit ihrer organischen Formensprache eine neue Ära der Bildhauerei ein. Die erste geknetete Figur, von der nur noch ein Foto erhalten blieb, entstand 1929.

„Inspiriert durch die naturhaften Wachstumsprozesse schafft Arp Archetypen des Lebendigen – Sinnbilder einer kontinuierlichen Wandlung der Formen“, betont Kuratorin Astrid von Asten. Ungezählte Künstler haben die Schöpfungen der Natur abgebildet, was Arp fern stand. Er verehrte die Natur. Doch für ihn galt: „Wir wollen nicht die Natur nachahmen. Wir wollen nicht abbilden. Wir wollen bilden. Wir wollen bilden, wie die Pflanze ihre Frucht bildet, und nicht abbilden. Wir wollen unmittelbar und nicht mittelbar bilden.“ Seine Hervorbringungen sollten sich gleichsam von innen, aus einem eigenen Naturprinzip heraus entwickeln.

Arbeitsprozess im Fokus

Der neue Ausstellungsakzent gilt nicht dem künstlerischen Ansatz, sondern dem Arbeitsprozess mit seinen handwerklichen Abläufen. Im Kabinett wird der Versuch unternommen, Arps Werkstatt anschaulich zu machen, seine handwerklichen Methoden sowie verschiedene Werkstoffe und die Rezeptionsgeschichte seines Werks. Dokumentarische Fotografien führen in die Ateliers des Künstlers und halten die Atmosphäre in Arps Werkstätten fest. Ein Regal mit den Arpschen Formfindungen im Atelier von Meudon hat das Museum inszeniert, indem es ein veritables gefülltes Regal vor das vergrößerte Foto setzte. Gipsmodelle und Werkzeuge, Gussverfahren und Gussformen werden gezeigt. Gips ermöglichte dem Künstler einen freien und unmittelbaren schöpferischen Prozess, wie etliche Exponate mit Bearbeitungsspuren in der Ausstellung erkennen lassen. Er nutzte das Material für Modellarbeiten wie auch für eigenständige Kunstwerke. Eine Punktiermaschine machte die vielfache Vergrößerung der Plastiken durch festgelegte Punkte möglich. Hans Arp überließ diese Arbeiten, wie viele überhaupt, seinen Assistenten.

Wer das Arp Museum kurz nach seiner Eröffnung Ende September 2007 besuchte, dem begegnete im Tunnel ein riesiger Kürbis aus dem Garten von Hans Arp in Ronco dei Fiori in Locarno, auf dessen Grund heute die Fondazione Marguerite Arp beheimatet ist. In der aktuellen Ausstellung stößt der Gast auf den Gipsguss und die Gussform des Kürbisses. „So wurde augenzwinkernd und nicht ohne Selbstironie ein Relikt aus dem nicht mehr bestehenden Garten Arps unvergänglich gemacht“, verlautet das Arp Museum.

Eine Handschrift

Im vorderen Ausstellungsbereich der Arp-Etage fällt eine Besonderheit ins Auge. Es sind Sockel, die wie gemacht erscheinen für die organisch geformten Plastiken des Meisters. Mit ihnen gehen seine Gestaltungen aus Gips, Bronze, Holz, Marmor, Zement oder Kalkstein eine Symbiose ein. Das darf nicht verwundern, da Arp die Sockel selbst entworfen hat. Es gibt sie in zweierlei Ausführungen. Sie besitzen eine plane Stand- und Stellfläche. Ansonsten sind sie gerundet und haben geschwungener Einbuchtungen. Gerne hätte Museumsdirektor Oliver Kornhoff die Arpschen Sockel bereits in der Sockel-Ausstellung 2010 gezeigt, aber das Geld für das Nachgießen fehlte. Das Arp Museum hat sie nun mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Arp Museums Bahnhof Rolandseck eigens anfertigen lassen und stellt sie in diesem Umfang erstmals aus. Insgesamt gibt es sechs von ihnen im Museum. Die Vorlagen dafür finden sich im Bestand des Vereins Stiftung Arp, und die Sockel wurden in Beton bei Noack gegossen. Auch die massiven Gussformen sind mitausgestellt.

Die Ausstellung wird im Arp Museum Rolandseck bis 5. Januar 2020 zu sehen sein: dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.