„Musik für Menschen“

Dominik Susteck gastierte in Sinzig

Dominik Susteck gastierte in Sinzig

Dominik Susteck an der Orgel in Köln.Foto: Michael Muck Kremtz und Boris Heinrich

Sinzig. In der Reihe „Sinziger Orgelkonzerte St. Peter 2019“ spielte am Donnerstag, 4. Juli der Kölner Organist Dominik Susteck. Damit erklang nach fast 35 Jahren wieder zeitgenössische Orgelmusik in St. Peter. Zur Aufführung kam das sechsteilige Werk „Raumgestalten“, das D. Susteck 2018 komponiert hat und bei den „Orgel-Mixturen“ in Köln uraufgeführt wurde: „Wie formt und strukturiert Musik Räume? Wie beeinflusst sie das Raum-Erleben? In seinem neuen Orgel-Zyklus „Raumgestalten“ fixiert der Komponist Dominik Susteck abstrakte Strukturen und natürliche Gestalten – er entfaltet das Thema aber auch bis in apokalyptische Dimensionen“ (DLF), so wird das Werk in der Programmankündigung beschrieben. D. Susteck wurde 1977 in Bochum geboren und studierte von 1998 bis 2005 in Essen, Köln und Saarbrücken Kirchenmusik, Musiktheorie, Komposition und Orgel. Danach hatte er Lehraufträge in Essen, Düsseldorf und Weimar, Gastdozenturen an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, der Hochschule für Kirchenmusik Dresden sowie beim Erzbistum Köln, beim Bistum Essen und beim Bistum Mainz. Seit 2007 ist er als Organist und Komponist an der Kunst-Station Sankt Peter in Köln tätig. Als Komponist und Organist wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet: 2004 Erster Preis beim Äolian Trio Composition, 2008 Klaus Martin Ziegler Preis, Kassel, 2010 Erster Preis beim Kompositionswettbewerb „orgel plus“ der Hochschule für Musik, Mainz, zuletzt erhielt er 2018 den Schneider-Schott Musikpreis, wobei A. Heidenreich in seiner Laudatio Sustecks künstlerischen Mut und seine Risikofreude lobte: „Auch du verteidigst Bach gegen seine Liebhaber.“ Susteck mache „Musik für Menschen, nicht für das Jenseits“ (Mainzer Allgemeine Zeitung, 18.09.2018). Er meint damit sicher auch, dass Susteck nicht aus der kirchenmusikalischen Tradition (Stichwort Gregorianik) kommt. Schon als Kind während des Klavierunterrichts hat er selber komponiert, was seine Klavierlehrerin zum Glück förderte.Während seines Studiums hat er selbstverständlich die serielle und experimentelle Musik der 70iger Jahre kennen- und lieben gelernt. Musikalisch ist er in dieser Tradition beheimatet.

Das kann man schon als Alleinstellungsmerkmal für einen Kirchenmusiker bezeichnen. Deshalb gibt es in seinen Kompositionen auch keinen Akzentstufentakt und traditionellen Rhythmus, wohl aber „Zeitlängen, Zeitabschnitte, Zeitdauern. Wichtig ist für mich zu sagen: Man extrahiert erst einmal die Tradition aus der Musik. Dann bleibt immer noch genug Tradition übrig, die man sozusagen aus Versehen bedient.“ (M. Gassmann (Hg.), Werkzeuug der Stille II, Köln 2007, 24) Als Vertreter der zeitgenössischen Musik ist er Klangschöpfer und Klangforscher, beides sowohl bei seinen Kompositionen als auch in den Improvisationen. Dabei ist die Orgel das ideale Instrument, zumal er täglich die mordernste Orgel der Welt für zeitgenössische Musik in St. Peter in Köln zur Verfügung hat. Umso interessanter ist es nun, dass er zum ersten Mal auf dem 1972 erbauten Vorgängerinstrument, der Walcker-Orgel von St. Peter in Sinzig konzertieren konnte. Es war spannend, was er dieser Orgel an Klängen abgewinnen konnte, denn auch die Sinziger Orgel ist in ihrem Klangspektrum durch perkussive und geräuschhafte Elemente erweitert und hat einige Besonderheiten wie Tastenfessel, Mixturensetzer, Registermanual, frei programmierbare Koppeln und Melodiekoppeln. D. Susteck hat es selbst einmal so ausgedrückt: „Das Instrument Orgel klingt nicht mehr nach Orgel, sondern zeigt sich als farbiges, wendiges und dynamisches Wesen.“ Die Zuhörer waren begeistert, was da nach langer Zeit der Abstinenz zeitgenössischer Orgelmusik in Sinzig auf sie zugekommen war. Der Sinziger Organist und Organisator der Orgelkonzertreihe Timo Ziesche drückte es so aus: „Ich wußte, dass ich ein sehr schönes Instrument zur Verfügung habe, aber dass man solche Töne aus ihm herauslocken kann, dieses Geheimnis muss mir D. Susteck noch verraten“.