Die Anne-Ehl-Stiftung realisiert auf dem „Römer-Areal“ in Andernach ein Jahrhundertobjekt

Drei Gebäude mit vielen Perspektiven

Drei Gebäude mit vielen Perspektiven

Die Projektbeteiligten, die Stadtspitze und Vertreter der städtischen Gremien erfüllen die Tradition des ersten Spatenstichs.MKA

Drei Gebäude mit vielen Perspektiven

Stifter Bernhard Ehl (links) fühlt sich Andernach verbunden. Neben ihm Oberbürgermeister Achim Hütten (Mitte) und Dr. Wolfram Haymann.

Drei Gebäude mit vielen Perspektiven

Jetzt kann es losgehen: Der Bauherr erhielt von Oberbürgermeister Achim Hütten das offizielle Baustellenschild.

Andernach. „Hier entstehen ein Hotel mit 42 Zimmern und einer Panorama-Lounge mit Rheinblick sowie zwei Wohngebäude (Mehrgenerationen-Haus) mit 26 Mietwohnungen und ein Innovation- und Business-Camp für Startups - Büros für junge Unternehmer“. So steht es auf dem großen Baustellen-Transparent an der Rheinfront des ehemaligen Weissheimer-Geländes, heute „Römer-Areal“. Diese Information klingt deutlich besser als so manche Verheißung der vergangenen Jahre, denn jetzt startet die Realität.

Der erste Spatenstich zum Großprojekt der Anne-Ehl-Stiftung wurde am vergangenen Freitag durch die Projektbeteiligten, die Stadtspitze und weitere Kommunalvertreter vollzogen. Die Bäckerjungenstadt fiebert nun der für Ende 2019 geplanten Fertigstellung des imposanten Gebäudekomplexes entgegen, den der Andernacher Architekt Andreas Rahmig als „Neubau mit philanthropischem (menschenfreundlichem) Ansatz“ beschreibt.

Nach langjährigen städtischen Bemühungen um die Vermarktung der attraktiven Freifläche am Rhein finden die Geschicke des Geländes der früheren Firma Weissheimer, deren „Bausünden“-Silos im Jahr 2008 abgerissen wurden, offenbar ihr Happy End. Das Projekt der gemeinnützigen Anne-Ehl-Stiftung wird wohl als eines der größten privaten Bauprojekte in die Stadtentwicklungsgeschichte eingehen.

Aus Anlass des symbolischen Akts auf dem Baugelände erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Anne-Ehl-Stiftung, Dr. Wolfram Haymann, die Konzeption des Bauvorhabens und zeigte sich überzeugt vom Erfolg der mit 15 Millionen Euro kalkulierten Investition. Für die Realisierung der Baumaßnahme wolle die Stiftung ohne Fremdkapital auskommen. Der Wirtschaftsprüfer erzählte vom August 2016, als die Anne-Ehl-Stiftung von dem Bauvorhaben Kenntnis erlangte. Er schloss mit dem Dank an die Stadtverwaltung und städtischen Gremien für den reibungslosen Entscheidungs- und Vertragsabwicklungsprozess. Seine Anerkennung galt auch dem Andernacher Architekten Andreas Rahmig (Entwurf) und dem ebenfalls hier ansässigen und für die Ausführung verantwortlich zeichnenden Architekturbüro Seelbach und Schäfer. Oberbürgermeister Achim Hütten verwies auf das lange Ringen um die Entwürfe zum Bauvorhaben „Römer-Areal“. Letztlich seien jedoch alle Wünsche der Stadt hinsichtlich eines gemeinnützigen Mehrwerts im Bereich Touristik, Wohnen und Wirtschaftsförderung berücksichtigt worden.

Stiftungsgründer Bernhard Ehl (78), der die Stiftung seiner verstorbenen und in Andernach aufgewachsenen Tochter Anne gewidmet hat, begründete sein gemeinnütziges Engagement: „Ich hatte in meinem Leben viel Glück, vielleicht auch ein paar gute Ideen und konnte so ein erfolgreicher Unternehmer sein. Spätestens in meinem Alter kommt man dann auf die Idee, der Region und der Gesellschaft etwas zurückzugeben.“

Inzwischen starteten die Erdarbeiten für das danach wachsende „aufgelockerte Bauensemble“, das die rheinseitige Skyline der Stadt gewinnend mitprägen wird. Die nach Fertigstellung zur Verfügung stehenden Wohnungen, Gewerbeflächen und das Hotel stellen die Erfüllung des Projektziels Wirtschafts- und Tourismusförderung sowie die Berücksichtigung des sozialen Aspekts für Andernach sicher. In den ursprünglichen Plänen der Anne-Ehl-Stiftung war kein Hotel vorgesehen. Auf Wunsch der städtischen Gremien wurde die Konzeption entsprechend modifiziert.

Das Hotel: In etwa zwei Jahren wird im östlichen Gebäude der drei Türme ein Stadthotel mit internationalem Standard und 42 Zimmern zur Verfügung stehen. Dessen Dachgeschoss wartet mit einer beeindruckenden Panorama-Lounge auf. Nicht nur Hotelgäste können diese über einen Außenaufzug erreichen, der bei Dunkelheit beleuchtet ist und Assoziationen zu Andernachs Kaltwasser-Geysir weckt. Für Tagungen beziehungsweise Veranstaltungen sind zwei multifunktionale Räume vorgesehen. Die Stiftung führt bereits Gespräche mit potenziellen Interessenten aus der Hotelbranche. Eine Parkebene befindet sich im Erdgeschoss.

Der Gewerbebereich: Im ersten Obergeschoss des Hotelgebäudes können junge Unternehmer (Startup-Unternehmen) Büroräume nutzen, in denen sie ihre Zukunftsideen entwickeln. Diesem „Innovations- und Business-Camp Andernach“ steht mit Dr. Edelbert Dold, ehemals Geschäftsführer der IHK Koblenz, ein erfahrener und kompetenter Partner zur Seite.

Die Wohnungen: In bester Lage steht für fast jeden Geldbeutel Wohnraum in 26 Mietwohnungen (40 bis 110 Quadratmeter) in einem „Mehrgenerationenhaus“ zur Verfügung. In diesem sollen Gemeinschaftsflächen im Innen- und Außenbereich die Begegnung und Gemeinschaft fördern. Es werden keine Luxuswohnungen für wenige geschaffen, sondern unterschiedliche Wohnungen zu individuell zumutbaren Mietkonditionen, also Wohnraum für Menschen, die sich gewöhnlich diese Lage nicht leisten können. Bei den Bewerbern für diese Wohnungen wird ein Objektbeirat zum Beispiel ehrenamtlich tätige Menschen bevorzugen.

Das Drumherum: In der Außengestaltung der Anlage spielt das Thema „römische Ausgrabungen“ eine wesentliche Rolle. So soll das ehemalige Teehäuschen mit einbezogen werden und ein kleines, frei zugängliches „Amphitheater“ im Bereich der Römerfunde den Gebäudekomplex abgrenzen. Ein öffentlicher Weg wird vom Rhein zu den Ausgrabungen führen. In Abstimmung mit der Stadt sollen auch Themen wie „essbare Stadt“ und „Geysir“ berücksichtigt werden. Temporäre Ausstellungen zeitgenössischer Skulpturen namhafter Künstler und kulturelle Outdoor-Veranstaltungen versprechen weitere Highlights.