Arbeitskreis Heimat + Tourismus Engers eröffnet Förderung

EU-Gelder sollen in die Stadtteile fließen

Neuwied-Engers. Da hat die EU seit 1991 eine Initiative LEADER gestartet, mit der der ländliche Raum nachhaltig gefördert werden soll. Doch hierfür wurden auch Hürden eingebaut, die bestimmte Gebiete von einer Teilnahme ausschließen. Und unter diese Einschränkungen fiel auch die Stadt Neuwied. Denn es ist eine Obergrenze von 60.000 bei der Zahl der Einwohner festgelegt, die von einer Stadt nicht überschritten werden darf, wenn sie an einer Förderung teilhaben will. Da Neuwied jedoch derzeit bei knapp 65.000 Einwohnern liegt, fiel die Stadt aus der Förderung heraus. Diese Mitteilung erhielt Josef Kretzer, Vorsitzender im ‚Arbeitskreis Heimat + Tourismus Engers‘, wenn er mit Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern der Stadtverwaltung darüber sprach. Doch für ihn war es unverständlich, dass Kommunen, wie Linz oder Leutesdorf, Mitglied sein durften, die über eine vergleichbare Struktur verfügten wie Engers oder Oberbieber, die nicht daran teilhaben sollten. Er hatte sich auch das operationale Programm von LEADER eingehend angesehen und festgestellt, dass dieses Programm wie zugeschnitten war, auf die Stadtteile von Neuwied. Und je mehr er sich damit beschäftigte, je mehr wuchs bei ihm die Überzeugung, dass es von den Machern dieses Programms nicht gewollt war, dass ganze Regionen davon ausgegrenzt werden sollten. Diese Frage stellte er dann auch dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium und dem für LEADER zuständigen Regionalmanagement. Von beiden Stellen kam dann auch schnell die Antwort, und diese war dann die große Überraschung, denn sowohl das Wirtschaftsministerium als auch das Regionalmanagement teilten mit, dass es wohl zutreffend sei, dass die Stadt Neuwied in ihrer Gesamtheit nicht förderungsberechtigt sei, jedoch alle Neuwieder Stadtteile, die vor der Eingemeindung nach Neuwied eine eigene Bürgermeisterei hatten, das Förderprogramm in Anspruch nehmen könnten. Freudig verkündete Josef Kretzer seinen Mitgliedern im Arbeitskreis, aber auch der Stadtverwaltung Neuwied, dieses positive Ergebnis. Von Seiten des Arbeitskreises wurde eine Materialsammlung der im Kreis Neuwied erfolgten Förderungen erstellt, aus der ersichtlich ist, welche Bandbreite dieses EU-Programm hat und welche Vorhaben, die bisher in den Stadtteilen auf Eis liegen, künftig realisiert werden können. Um die Dimension dessen, um was es hier geht zu erkennen, verweist Josef Kretzer z. B. auf die Errichtung des Aussichtsturms auf dem Malberg, die mit einer Summe von über 300.000 Euro gefördert wurde. Der Engerser Ortsbeirat hat diese Chance erkannt und einen einstimmigen Beschluss gefasst, der LEADER-Region Rhein-Wied beizutreten. Die vom Bauamt, bei dem der Sektor ‚Förderungen‘ etabliert ist, in einem Gespräch mit den Mitgliedern im Arbeitskreis, Josef Kretzer und Anton Krüger, vorgetragenen Bedenken sind offenbar zwischenzeitlich ausgeräumt, denn auch in der Neuwieder Verwaltung sind jetzt Bemühungen im Gange, eine Mitgliedschaft der Stadtteile auf den Weg zu bringen. Und hier drängt die Zeit, denn für LEADER ist mit dem Jahr 2021 eine neue Förderperiode angelaufen, die bis 2027 gilt. Da die Mittelzuweisungen für die einzelnen Regionen sich nach der Einwohnerzahl der beteiligten Kommunen rechnet, muss umgehend gehandelt werden, damit für die künftigen Anträge auch die erforderlichen Mittel zugewiesen werden können. Nach der Auffassung des Arbeitskreises Heimat + Tourismus Engers bietet sich hierbei die LEADER-Region Rhein-Wied mit Sitz in Linz an, denn die in der Rheinschiene liegenden touristischen Interessen und Möglichkeiten sind oft gleichgelagert und versprechen damit eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Erfreulich ist auch, dass örtliche Vereine, ja selbst Privatpersonen, Anträge einbringen können, sofern die Projekte der ‚Förderung des ländlichen Raums‘ dienen. Neuwied kann damit erhebliche Mittel, die die Stadt bisher aus dem eigenen Haushalt zahlen musste, über LEADER erhalten und auch die enormen Kosten für die Erhaltung und Renovierung des historischen Alten Rathauses in Engers wären für die Stadt Neuwied erheblich gemindert worden, hätte zu dieser Zeit die Mitgliedschaft in der LEADER-Region bestanden.