Ex-General Ben Hodges zu Gast in der Oberst-Hauschild-Kaserne in Kürrenberg

Ehemaliger Chef der US-Soldaten Europas beleuchtete die Weltlage

Ehemaliger Chef der US-Soldaten Europas beleuchtete die Weltlage

Ein abschließendes Shakehands zwischen Ex-General Ben Hodges (l.) und dem Zentrums-Kommandeur Dr. Ferdi Akaltin nach einem informativen Vortrag. Foto: WE

Mayen/Kürrenberg. Es ist für das in der Mayener Oberst-Hauschild-Kaserne beheimatete Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr keine Seltenheit, im Rahmen der Nato-Zusammenarbeit zur Aus- und Fortbildung Soldaten fremder Streitkräfte zu Gast zu haben. Aktuell lief in der vergangenen Woche eine Weiterbildung für Offiziere aus Staaten der Nato-Ostflanke. Und für diesen Lehrgang war ein ganz besonderer Gast als Referent angereist: Generalleutnant a. D. Frederick Benjamin „Ben“ Hodges. Der Drei-Sterne-General war von November 2014 bis Dezember 2017 Oberkommandierender der US-Landstreitkräfte für Europa und befehligte damit aus der Clay-Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim die gut 30.000 verbliebenen amerikanischen Soldaten, von denen die meisten in Deutschland stationiert sind. Ben Hodges hatte schon als kommandierender General nie ein Blatt vor den Mund genommen. Er trat in deutschen Talkshows auf von Maybrit Illner oder Anne Will und gab zahllose vielbeachtete Interviews beispielsweise dem renommierten Wall Street Journal oder der BBC. Regelmäßig warnte Hodges vor der zunehmenden Bedrohung Europas durch aggressiver werdende Politik Russlands, forderte mehr militärisches Engagement des Westens und eine intensivere Kooperation innerhalb der Nato. In aller Deutlichkeit ließ Hodges eine deutsche Bundesverteidigungsministerin wissen, für ein Land mit Führungsrolle in Europa seien Hubschrauber, die nicht fliegen und unbrauchbare Flugzeuge nicht zu akzeptieren. Aber auch das heimische Pentagon irritierte Hodges mehrfach, wie beispielsweise mit der keineswegs scherzhaft gemeinten Äußerung, er müsse 30.000 amerikanische Soldaten so aussehen lassen wie 300.000, um der zunehmend aggressiveren Politik Russlands etwas entgegen zu setzen und eine Umkehr einzuleiten, der unter den Präsidenten George W. Bush und Barack Obama eingeleiteten massiven Truppenreduzierungen. Vermutlich hat Hodges sich mit all dem seinen vierten Stern verdorben, den sein Nachfolger inzwischen erhalten hat. Aber auch im Ruhestand blieb Ben Hodges Europa stets verbunden. Er zog zwar zurück in seinen Heimatstaat Florida, arbeitet aber inzwischen für das Center for European Policy Analysis, einer US-amerikanischen Denkfabrik mit dem Schwerpunkt Sicherheitspolitik und Osteuropa, und verbringt daher einen großen Teil des Jahres auch in Deutschland. Just kam Hodges von einer 6-wöchigen Reise durch Estland, Polen sowie Rumänien und weiteren Nato-Partnerländern der Ostflanke zurück, in denen er mit hohen und höchsten Militärs und Außenpolitikern gesprochen hatte und damit der speziellen Offiziersweiterbildung Informationen aus allererster Hand vermittelten konnte. Hodges wiederholte in seinem freihändig gehaltenen Vortrag aber auch altbekanntes, wie beispielsweise seine bereits 2016 erhobene Forderung „eine Art militärischen Schengen-Raum“ einzurichten, um die schnelle Bewegungsfreiheit von US-Truppen und Ausrüstung mit Fahrzeugen zu ermöglichen. Auch wenn sich das Thema des Referats lediglich auf die Nato-Ostflanke bezog, so ließ der prominente Gast dennoch seinen Blick auf die gesamte Weltlage schweifen. So ist Hodges sich beispielsweise sicher, dass der chinesische Präsident Xi Jinping in absehbarer Zeit Taiwan zurückholen wird und seine Ansichten dazu, was das für die westliche Welt bedeuten wird von den Verantwortlichen in Berlin und Washington nicht geteilt werden. Zum Ende seines Vortrags rief Hodges die Zuhörer der Fortbildung sowie aktive, ehemalige und befreundete Offiziere des Zentrums dazu auf, Fragen zu stellen aus seinem gesamten Kenntnisbereich aber dabei bitte den amerikanischen Sport auszuklammern. Nach einem ausgiebigen Interview von Radio Andernach bot Ex-General Ben Hodges den dann schon im Casino des Ebbi-Riedel-Hauses versammelten Offizieren bei einem Drink noch reichlich Gelegenheit zu weiteren Diskussionen.