Gardesitzung bot rheinischen Fastelovend mit allem Drum und Dran
Ehrengarde feierte die „Freunde fürs Leben“
Neuwied. Wenn im Heimathaus die Fähnchen in den Neuwieder Farben geschwenkt werden, dann hat die Ehrengarde zur traditionellen Gardesitzung eingeladen. Nach Grün-Weiß in der Vorwoche und vor Rot-Weiß am kommenden Samstag bespielte die Ehrengarde der Stadt Neuwied, als eine von drei närrischen Korporationen, Neuwieds gute Stube. Die Ehrengarde servierte den rheinischen Fastelovend mit allem Drum und Dran. Ob bissige Büttenreden, witzige Sketche, flotte Musik, heiße Showtänze oder zackige Gardetänze. Am vergangenen Samstag kamen alle Jecken auf ihre Kosten. Nach dem gefeierten Einmarsch von Piccolo-, Aktivem-, Reservisten- und Ehrenoffiziers-Korps durften die Kleinsten die Gardesitzung eröffnen. 25 Kinder in Uniformen waren an sich schon ein süßer Anblick. Als die Piccolos dann auch noch tanzten, war die Begeisterung groß. Drei Programmpunkte hatten einige Mädchen von ihnen Zeit, die Uniform gegen das Piratenkostüm zu wechseln. „Piraten Ahoi“ skandierte der Nachwuchs in der Showtanzdarbietung. Zwischenzeitlich hatte Steffi Kugler als Supermodel ihren gelungenen Einstand auf der großen Bühne gefeiert. Das aktive Mariechen der Ehrengarde gewann im August den Talentwettbewerb „Naiwidd geht in die Bütt“. „Dick ist schick und Schönheit braucht eben Platz“ meinte „Hilde
Herrlich“, die das „Kühlschrank gehen Gen“ in sich trägt. Mit den „Hot Pänz“ servierte die Ehrengarde dem Publikum nicht nur eine neue Showtanzgruppe auf Neuwieds großer Bühne. Die Tänzerinnen und Tänzer, zweifache Deutsche Meister, aus der Karnevalshochburg Mülheim-Kärlich rissen die Jecken mit ihrer Darbietung von den Stühlen. Tänzerisch stellten sie auf bekannte Schlager da, wie nach „verliebt, verlobt, verheiratet“ mit der Zeit der Alltag in die Ehe einkehrt. Nach der Nummer für das Auge kommentierte Protokoller Markus Schröder das Zeitgeschehen. Wortgewaltig und unmissverständlich sprach der Präsident der Ehrengarde Tacheles. Das Spektrum reichte von Erdogan über unchristliche Bayern bis zur Ansammlung für Dolle (AfD). Besonders stand das „Frettchen mit Sprachapparat“ in der Schusslinie. Der Protokoller, bedauerte dessen Verschleiß an Ministern, habe sich doch gezeigt, dass der US-Pannenmann nur betreut regieren darf.
Stehende Ovationen
Mit stehenden Ovationen und nicht endenden Applaus dankte das Publikum dem Büttenass. Ebenfalls kein Blatt vor dem Mund nahm Bruder Hans-Martin Schröder. Der Ruhrkumpel konterte die Frotzeleien in Richtung Schärjer. Das Beste am neuen Busfahrplan sei der Ringverkehr. Auf diese Weise komme man immer wieder aus Heimbach-Weis zurück. „Die Elbphilharmonie haben wir geschafft, BER packen wir auch noch“, zeigte sich der Ruhrkumpel für die Fertigstellung des Deichvorgeländes wenig zuversichtlich. Natürlich kümmerte er sich auch im den Gestank im Distelfeld und die leere Matthiaskirche. Auf Wolke sieben schwebt das Neuwieder Prinzenpaar. Prinz Frank II. der lustige Maurermeister vom Aubach und Prinzessin Moni I. vom Hexenberg ins Narrental (Sterz) ließen die Karnevalisten an ihrem Höhenflug teilhaben. Es wurde gesungen, getanzt und Party gemacht. Der Auftritt der Prinzengarde Rote Funken war eine Augenweide. Für die Freunde der Ehrengarde war die
nächste Nummer der Höhepunkt des Abends. Die Gardisten zelebrierten den traditionellen Stippeföttche Tanz und die Mariechen schmissen die Beine. Eine schweißtreibende Angelegenheit für die Männer in den Uniformen aber auch für das Publikum, dass es bei diesem Anblick nicht auf den Stühlen hielt. Wie die Piccolos so gab es auch mit Teilen des aktiven Korps wenig später ein Wiedersehen. Zum Motto des Abends „Freunde fürs Leben“ rockten die Traumtänzer die Narhalla. An berühmte Freunde fürs Leben wie Winnetou und Old Shatterhand, Dick und Doof, Biene Maja und Willi erinnerte die Hallendeko. Ganz groß eingerahmt waren Mini und Windi. Für das Genre Humor und Klamauk gingen Günter Kutscher und Fredi Winter an den Start. Dieses Mal ließen die Naiwidder Originale als Angler kein Auge trocken. Ein prächtiges Bild gab das Husarencorps Grün-Weiß Linz 1965 ab. Die Husaren von Rheinabwärts marschierten mit Tanzpaar, unzähligen Mariechen und eigenem Musikzug ein. Für die Freunde des traditionellen Karnevals waren die Landsknecht Trommeln und Naturfanfaren ein Hochgenuss. Den Karobuben geht der Ruf als einer 1A Kölschen Partyband voraus. Zurecht, wie die Neuwieder Karnevalisten nach einem fulminanten Finale bestätigten. Die Karobuben sorgten für Begeisterungstürme und ließen selbst zu später Stunde keine Müdigkeit im Publikum aufkommen. Mit der Gardesitzung ist das Ehrenoffiziers-Korps angewachsen. Das Moderatoren-Duo Fredi Winter und Günter Kutscher stellten Manfred Wertgen und Michael Mang als neue Mitglieder vor. Durch 44 Jahre aktive Mitgliedschaft und langjährige Kommandantur hat der Irlicher einen großen Anteil an der Entwicklung der Ehrengarde. Bürgermeister Mang verdiente sich die Ehrung durch seine Tänze im Aktiven Korps und der verlässlichen Unterstützung bei den ganzjährigen Aktionen. Bekanntlich ist die Ehrengarde außerhalb der Session vielfach als Historiengruppe „Wiedische Grenadiere“ im Einsatz.
FF