WaterLove nimmt Kommunen, Schulen und Unternehmen an die Hand

Ein neues Umweltbewusstsein schaffen

Ein neues Umweltbewusstsein schaffen

Natalie Blonkalla, Gründerin von WaterLove, bei der Präsentation ihrer Ideen. MKA

Ein neues Umweltbewusstsein schaffen

Ein angeschwemmter Schuh im Rheinsand: Es ist beängstigend, wie rücksichts- und gedankenlos mit der Natur umgegangen wird.

Andernach. Für die natürliche Umwelt ist es sprichwörtlich „fünf vor Zwölf“, für Natalie Blonkalla zeigte die Uhr 17.17, als sie am Samstag rund 50 Interessenten im kleinen Saal der Mittelrheinhalle die Zielrichtung und die Ideen des von ihr gegründeten, gemeinnützigen Unternehmens „WaterLove“ (gUG) näherbrachte. Die Firma will dabei mitwirken, die Zeiger der Umweltuhr anzuhalten oder gar zurückzudrehen. Die 34-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau, Firmengründerin und Geschäftsführerin des Start-up-Unternehmens widmet sich jetzt professionell den Themen Müll, Wasser, Umwelt und Nachhaltigkeit. Mit monatlichen Aufräumaktionen will sie ein neues Bewusstsein für die Umwelt und den Umgang mit Müll schaffen.Wer die junge Umweltaktivistin kennt, der weiß, dass sie sich fürs „Aufräumen“ nicht zu schade ist. Mancher hat schon von ihren Aktionen unter dem Namen „Andernacher R(h)einheit“ gehört oder gar dabei mitgewirkt. Mit Enthusiasmus organisiert Blonkalla (geborene Karij) seit 2017 in Andernach, in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum, vielen fleißigen Mitstreitern und dem städtischen Bauhof, Aufräumaktionen an kilometerlangen Rheinufer-Bereichen. Berge von Plastikmüll, Glas, aber auch Fahrräder, Matratzen, Kühlschränke und Reifen füllten die Container. Einen kleinen Infomarkt zum Thema Nachhaltigkeit hat es in diesem Zusammenhang auch schon gegeben. Bad Hönningen und Bad Ems wurden auf die Aktivitäten der Andernacherin aufmerksam, bald kam es auch in diesen Orten zu Aktionen. Ihre „Dreck-weg-Tage“, ihre Vorträge in Schulen und Nachhaltigkeitsmärkte sprechen sich so langsam in der Region rund. Wie hatte das alles begonnen? Bei ihren geliebten Spaziergängen am Rhein fiel Blonkalla immer wieder der am Ufer angeschwemmte Müll ins Auge. Sie fragte sich: Was passiert, wenn der liegenbleibt und wieder ins Wasser gelangt? Bei ihrer Recherche stieß sie auf erschreckende Informationen. Jährlich landen acht Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer und belasten die Tiefsee und Meeresböden. Das Meiste davon verteilt sich, für das Auge nicht erkennbar, im Wasser und auf dem Meeresgrund als Mikroplastik - hochtoxische zerriebene Plastikabfälle, Kunstfasern, Abrieb von Autoreifen, Mikroplastik in Kosmetika und anderes. 80 Prozent des Plastikmülls, der in den Ozeanen landet, schwemmen die Flüsse der Welt hinein. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es im Jahr 2025 dreimal so viel Plastik wie Fische im Meer gibt. So verenden jährlich etwa eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger. Durch den Verzehr von Fisch und Trinkwasser ist auch die Gesundheit des Menschen gefährdet. Das wollte Blonkalla nicht einfach so hinnehmen. Mit der Gründung des gemeinnützigen Unternehmens WaterLove, das übrigens Spendenbescheinigungen ausstellen kann, wird die Alleingesellschafterin Blonkalla ab jetzt mit einem professionellen Konzept auch überregional Städten und Gemeinden, Schulen und Unternehmen dabei unterstützen, ein neues Umweltbewusstsein zu prägen: „Es ist an der Zeit, anders zu produzieren, anders einzukaufen und anders mit unserem Müll umzugehen.“ Ihrem Dreck-weg-Tag hat sie einen neuen Namen gegeben: Zielgruppenbezogen heißt dieser nun „WaterLove Day“ (Kommunen), „Waterlove School“ (Schulen) oder „WaterLove Business“ (Unternehmen). Wer an den regelmäßig vorgesehenen Aktionstagen interessiert ist, kann sich über die Internetseite www.waterlove.world anmelden beziehungsweise einen Kontakt herstellen.

Allein in Deutschland werden jährlich rund 2,8 Milliarden Becher genutzt, für deren Produktion 43.000 Bäume gefällt werden müssen. Das Nervengift der achtlos weggeworfenen Kippen von etwa 300 Millionen täglich in Deutschland gerauchten Zigaretten wird ins Wasser gespült. Der jährliche Reifenabrieb von 46.000 bis 69.000 Tonnen ist gesundheitsschädlich. Auch hierfür gibt es Lösungsansätze. Blonkalla gab Infos zu den WaterLove-Projekten „ToGo-Becher“, „Zigarettenkippen“ und „Reifen“. Auf www.waterlove.world werden diese Problemfelder ebenfalls dargestellt. Neben konkreten Lösungen hat WaterLove aber auch noch eine Vision: Im Rhein, dem weltweit am stärksten belasteten Gewässer, könnte der Mikroplastik-Partikelanteil eventuell durch technische Installationen an Brückenpfeilern verringert werden. Natalie Blonkalla möchte daher einen Teil eingehender Spenden monatlich für dieses Projekt zurückstellen. Nach noch zu leistender Überzeugungsarbeit an Technischen Hochschulen sei es das Ziel, engagierte Ingenieure zu gewinnen, die den Wunschtraum auf technische Umsetzbarkeit prüfen.

Dem jungen Unternehmen ist es zu wünschen, dass sein Einsatz für einen rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt Früchte trägt. Schließlich sollen sich auch nachfolgende Generationen noch des Lebens erfreuen. Schon der chinesische Philosoph Konfuzius wusste: „Wer nicht an die Zukunft denkt, der wird bald große Sorgen haben.“