Gefahrenstelle alte B 9 - Stadteinfahrt Sinzig

Eine Grenzmauer als Bremse für zu schnelle Kraftfahrzeuge

Von Hans Josef Moeren

09.10.2017 - 11:41

Sinzig. Die Grenzmauer stand einst nicht wenigen Kraftfahrern im Wege, als sie aus Süden kamen und auf der gerade verlaufenden alten B 9 Sinzig ansteuerten. Es war die Grenzmauer zwischen den Grundstücken Koblenzer Straße Nr. 86 (Anwesen Keinhorst) und Koblenzer Straße Nr. 88 (Anwesen Scherer). Das Grundstück Keinhorst war mit einem Wohnhaus und einer Tankstelle bebaut, das Grundstück Scherer mit einem zweistöckigen massiven Wohnhaus aus Ziegelsteinen.

Grund für die Grenzmauer als Verkehrshindernis war, dass die von Süden fast gerade verlaufende alte B 9 an der Linde nach Westen abknickte und direkt danach die Lindenstraße in die Koblenzer Straße einmündete. Der aus Süden kommende Verkehr wurde hier zur Weiterfahrt über die Lindenstraße geleitet. Diese Verkehrsführung bereitete nicht wenigen Kraftfahrern Probleme, die mit der auf der geraden Strecke gefahrenen Geschwindigkeit die Kurven nicht ausfahren konnten.


Lastwagen im Wohnhaus


Unsanft aus dem Schlaf gerissen wurden die Bewohner des Hauses Scherer, als am 6. März 1964 nachts kurz nach 4 Uhr das Haus bebte und Mauern einstürzten. Was war geschehen?

Ein mit Karolin schwer beladener Lastzug mit Anhänger war ungebremst in voller Fahrt die Gartenmauer niederreißend gegen die Ecke des Wohnhauses Scherer gerast und hatte dort die beiden Eckzimmer im Erdgeschoss und in der ersten Etage vollständig aufgerissen.

Dadurch stand plötzlich das Mobiliar der vorderen Räume im Freien. Das Führerhaus des Lastzuges lag unter Steintrümmern eingedrückt und verschüttet. Der Fahrer des Lastzuges konnte schwer verletzt aus dem demolierten Führerhaus geborgen und ins Krankenhaus gebracht werden. Im Haus wurde niemand verletzt.

Für den langjährigen Eigentümer des beschädigten Hauses mag es in Bezug auf die Schadensregulierung ein Trost gewesen sein, dass das Anwesen schon im Hinblick auf den Neubau der B 9 durch Kaufvertrag und dessen Vollzug in das Eigentum der Straßenverwaltung übergegangen war und die Beschädigung des Hauses schon als Vorgriff auf den wenig später erfolgten vollständigen Abriß anzusehen war.


Abfluss von Wermut in der Straßenrinne


Wermut floß in Strömen als in der Nacht zum Freitag, dem 6. März 1964, an der Sinziger Linde 60.000 Flaschen auf die Straße fielen. Was war hier geschehen? Ein Lastzug kam aus Richtung Koblenz, verfehlte die rechtzeitige Einfahrt in die Lindenstraße und kippte in der scharfen Kurve um. Dadurch kamen 1400 Kisten des italienischen Getränks ins Rutschen und schütteten den Ruheplatz um die Linde herum zu. Fast die Hälfte der Ladung im Werte von über 40.000 Mark flossen aus den zerbrochenen Flaschen durch die Gosse ab. Angemerkt wird dazu in der Presse, dass zahlreiche Sinziger den Ort des Missgeschicks bei den Aufräumungsarbeiten umstanden. Einige davon werden bestimmt gedacht haben, an wie viel Abenden hätte man die abfließende Menge genießen können. Seitdem der Verkehr über die neue B 9 rollt und die Straßenführung an der Linde geändert und die berüchtigte Grenzmauer nicht mehr im Wege steht, kam es an dieser Stelle nicht mehr zu Verkehrsunfällen und zum Leidwesen von Weinfreunden auch nicht mehr zu einem sinnlosen Abfließen von Wermutwein in einen Kanal.

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