Festnachmittag für Helfer und Betroffene in Bachem

Eine ungeahnte Kraftvon Nachbarschaftshilfe

Eine ungeahnte Kraft
von Nachbarschaftshilfe

Stärkung für fleißige Helfer: Die Grillmeister servierten Bratwurst. Foto: ROB

Eine ungeahnte Kraft
von Nachbarschaftshilfe

Ortsvorsteher Ulrich Stieber richtete seine Worte an die Helfer. Foto: ROB

Eine ungeahnte Kraft
von Nachbarschaftshilfe

Das Fest war gut besucht. Foto: ROB

Bachem. Südlich der Ahr wird gerne und viel gefeiert. In Bachem gibt es ein reges Vereinsleben und das schlägt sich in einem packevollen Terminkalender nieder. Die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß ist so vernarrt ins Brauchtum, dass sie ihren Karnevalszug schon eine Woche vor dem Weiberdonnerstag durch den Ort ziehen lässt. Früher ging der am Veilchendienstag an den Start. Für die feierfreudigen Ahrtaler war das nach fünf Tagen „Alaaf“ wohl zu viel des Guten. So sicherte die Vorverlegung die Gästezahlen und beugte dem nagenden Kopfschmerz vor, der sich nach einem zünftigen Rosenmontag ganz obligatorisch hinter der Stirn festsetzt. Und dann gibt es noch das Weinfest mit seinem ganz eigenen Umzug. Der findet in der Dunkelheit statt und tausende Lichter säumen die Straßen. Man ist eben kreativ in Bachem. Diese Ideen entstammen einem besonderen Nährboden: Einer vitalen und engagierten Dorfgemeinschaft.

Ein etwas anderes Fest

Kürzlich wurde in Bachem wieder gefeiert. Aber nach dem Hochwasser ist vieles anders als sonst. Das Ziel des Festes auf dem Dorfplatz: Danke sagen. Der Ortsvorsteher Ulrich Stieber, der selbst in der Flutnacht um sein Leben kämpfte, nutzte die Gelegenheit und zollte seinen Respekt vor „den privaten Engeln mit Schippe und Gummistiefeln“ und den „harten Kerlen mit schwerem Gerät“. Für Stieber steht fest: Ohne die Helfer wäre man nicht dort, wo man jetzt wäre. Denn in Bachem sieht es wieder ganz gut aus, was freilich auch an der Tatsache liegt, dass das „Frühburgunderörtchen“ teilweise in Hanglage liegt. Doch das Grauen der Flutnacht machte nicht am Ortsschild halt. Zwei Menschen aus Bachem starben in der Schicksalsnacht. So mischte sich auch bei dem Fest am Backes ein Gefühl aus Trauer und Dankbarkeit. Aber auch unfassbarer Optimismus.

Denn bei all diesen schockierenden Erlebnissen, überwiegt doch das gute Gefühl, dass im Dorf zusammengehalten wird, wie Stieber erklärt. „Alte und junge Menschen sammelten Spenden, die Frauen kochten gemeinsam und kredenzten deftiges Frühstück für die nötige Kraft, die für die sprichwörtliche Eimerkette notwendig war. Der Essenstand wurde zum Kommunikations- und Planungszentrum, hier wurde sich auch die Seele „freigequatscht“. Der Ortsteilchef fand bei seiner Eröffnungsrede zum Helferfest nur ein Fazit: „Für euer überirdisches und starkes Engagement habt ihr Euch die Goldmedaille verdient.“

Tatsächlich folgten viele Helfer von nah und fern und auch Betroffene der Einladung am Dorfplatz. Der Ortsbeirat sorgte für kalte Getränke und als Dank war alles „all inclusive“. Cola und Wein, Bier und Wasser konnte sich jeder Helfer aus der Kiste nehmen und schließlich im großzügigen Pavillon Platz nehmen. So kam es dann auch. Ein Rotkreuzler aus Schwerte gönnt sich eine Bratwust neben einem Bachemer Urgestein mit „Juude Ruude“, also Spätburgunder, im Glas und ein schwer tätowierter Biker genießt sein kaltes Pils mit einer Familie aus dem Ort, wo der Kirschkuchen ganz hoch im Kurs steht. Untermalt wurde die Szene mit Blasmusik. Typisch Ahrtal beben.

„Bachem ist stAHRk“

Bachem wurde – wie so viele Dörfer an der Ahr – ein Schmelztiegel der Solidarität. Alle jene Menschen vereint zwei Eigenschaften: Hilfsbereitschaft und Verbundenheit in einer Katastrophe, die dieser Landstrich und das ganze Land niemals zuvor erleben musste. Ein Leitsatz verbindet die Menschen zusätzlich: „Bachem ist stAHRk“ hängt in bunten Lettern auf einem Bettlaken an einem Haus am Platz. Und kaum ein Motto beschreibt die Erfahrungen der letzten Wochen besser.ROB