Duo „Elle et il“ im Heckenbacher Kirchencafe‘

„Erinnern sie sich noch an den lieben Gott?“

Heckenbach. Erinnern sie sich noch an den lieben Gott? Das fragt Rainer Maria Rilke in einer Erzählung vor weit mehr als 100 Jahren. Eine Frage, die auch Heute noch ihre Berechtigung hat. An Sonntagen bleiben die Gotteshäuser leer, Kirchen werden profaniert ja sogar abgerissen. Land auf, Land ab, mag dass so sein, nicht in Heckenbach. Da füllen sich die Kirchenbänke jeden 3. Sonntag im Monat bis über die letzten Bänke hinaus. So auch am 15.Januar diesen Jahres. „Kirchencafe‘“Zeit!

Auch an der Ahr hat es sich herumgesprochen: In Heckenbach ist der Gottesdienst ein ganz besonderes Fest, für alle Sinne. Das Fluthelfer Ehepaar und Musikerduo „Elle et il“ (frz. Sie und Er) Ariane und Stefan Templin, hatten sich dann auch spontan und aus der Begeisterung für ihren Glauben bereit erklärt, einen Gottesdienst in dieser lebendigen Gemeinde musikalisch zu gestalten. In die noch von der Nachtluft erfüllte Kirchenstille, hob sich dann auch an diesem Januarmorgen, sanft wie ahnender Frühlingswind Arianes Stimme, begleitet von Stefans Gitarrenklängen. Bezaubert von dieser Musik, ja umarmt von den Klängen, sah man bei den Besuchern frohe, ja helle Gesichter, deren Blicke sich glücklich begegneten und eine Hand sich zur nächsten tastete. Ein Sprichwort sagt: „Gott schläft im Stein und erwacht im Menschen.“

Die Musik des Duos war wie ein kleiner Kiesel, den einer in einen Teich wirft, sich tief in die Seele senkt und den Glauben zum Klingen bringt.

Was ist da Zeit, was ist da Raum?! Eine Stunde ist da wie eine Minute, wie ein Hauch. Noch lange nach dem Ende des Gottesdienstes, saß man zusammen im Kirchencafe, immer noch unter dem Eindruck dieser Feier und keiner hatte Lust nach draußen, in die von uns allen „gestaltete“ Welt zu gehen. Nicht vergessen seien die herzerfrischend provokanten Ansprachen von Frau Anja Neißner! Immer wieder versteht Sie es meisterhaft, das Evangelium „auf Augenhöhe“ mit unserem Jetzt zu bringen. Wenn Frauen aus dieser Gemeinde es fertigbringen, Monat für Monat, und das über Jahre, Christen aber auch Zweiflern ihre Begeisterung für den Glauben zu vermitteln, dann darf eine Frau Neißner auch provokant sein und eine kleine Geschichte erzählen. Sie hat zu Weihnachten eine Grußkarte bekommen, auf deren Bildseite die heilige Familie abgebildet ist, das Jesuskind in der Krippe, Maria, über das Kind gebeugt, meint da zu Josef: „Josef, es ist ein Mädchen.“

Wilfried Freischem