Kreis Ahrweiler lässt sich Zeit mit fairtrade-Zertifizierung

Erst wenn alle Kommunen das fairtrade-Siegel besitzen, soll der Kreis an die Reihe kommen

Kreis Ahrweiler.Der Kreis Ahrweiler will als „fairtrade-Landkreis“ zertifiziert werden – aber erst, wenn alle hauptamtlich geführten Kommunen im Kreis ihrerseits ihre Urkunde als „fairtrade-Town“ besitzen. Das beschloss der Kreistag bei neun Gegenstimmen in seiner jüngsten Sitzung.

Ausgangspunkt war ein Antrag der Grünen-Fraktion, die Zertifizierung des Kreises Ahrweiler als fairtrade-Landkreis in die Wege zu leiten. „Nur wenn es gelingt, dass Menschen überall auf der Erde in Frieden von ihrer Arbeit leben können und eine soziale Grundsicherung haben, können die große Anzahl von Flüchtenden vermieden und die weltweiten Probleme gemeinsam angegangen werden“, argumentierten die Grünen. Ein Weg dazu sei die Förderung des Handels mit Fairtrade-Produkten. Die Auszeichnung „Fairtrade Landkreis“ werde vom Verein TransFair Deutschland mit Sitz in Köln zunächst für zwei Jahre vergeben.

Kosten können als geringeingeschätzt werden

Die Kosten der Zertifizierung könnten nach Ansicht der Grünen als gering eingeschätzt werden: In der eigenen Beschaffung des Kreises genüge zunächst der Genuss von fair zertifiziertem Kaffee und eines anderen Produkts wie etwa Tee oder Orangensaft in der Verwaltung und bei den Sitzungen der Kreisgremien, wobei weitere Maßnahmen wünschenswert werden. Viele der weiteren Bedingungen seien mit der „Fairtrade School“ Are Gymnasium oder dem Weltladen Remagen Sinzig bereits erfüllt, die anderen Vorgaben wie 24 Geschäfte und 12 Gastronomien im Kreis, die faire Produkte anbieten, seien realistisch. Hier könne der Kreis auch auf die Vorarbeiten der hiesigen „Fairtrade Towns“ Adenau, Remagen und Sinzig zurückgreifen, die ähnliche Voraussetzungen erfüllen mussten und in diesen Bereichen schon Anbieter akquiriert hätten.

Das ging den Fraktionen von CDU, FWG und FDP jedoch zu schnell. Deshalb brachten sie einen gemeinsamen Antrag ein, zunächst die hauptamtlich geführten Kommunen im Kreis als „fairtrade-Town“ zu zertifizieren, bevor der Landkreis an der Reihe sei. „Wir halten eine Zertifizierung des Kreises für einen wichtigen Baustein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Zukunft“, erläuterte CDU-Fraktionsvorsitzender Karl-Heinz Sundheimer den gemeinsamen Antrag. „Für uns ist es jedoch wichtig, dass zunächst alle kreisangehörigen Kommunen diese globale und nachhaltige Solidarität entsprechend angehen.“ Sobald sich die Kommunen für einen solchen Zertifizierungsprozess entschieden hätten, solle der Kreis auf den bereits etablierten Strukturen der Fairtrade-Towns vor Ort basierend seine Initiative starten und so den gesamten Kreis Ahrweiler mit seinen Kommunen nach vorne bringen.

Produzenten mit einemfairen Preis beteiligen

Eine solche Zertifizierung sei auch Bestandteil des EMAS-Prozesses, den die drei Fraktionen mit der gemeinsamen Klimaschutzinitiative in der Kreistagssitzung vom Oktober 2019 angestoßen hätte. Fairer Handel setze an den Ursprüngen der Wertschöpfungskette an und beteilige auch die Produzenten mit einem fairen Preis für die Produktion an der Wertschöpfung. „So können gerade in ärmeren Ländern Ausbeutung verhindert, sichere Arbeitsplätze geschaffen und Entwicklungsmöglichkeiten vor Ort geboten werden“, so Sundheimer. Allerdings müsse eine solche Zertifizierung mehr sein als symbolische Politik. Daher hielten es die drei Fraktionen für unabdingbar, dass entsprechende Initiativen aus der kommunalen Ebene heraus entstehen müssten und damit ein Bewusstsein vor Ort bei den Menschen und Institutionen wachse. „Wenn in der kommunalen Familie deutlich erkennbar wird, dass das Thema aufgenommen und mit dem hierzu nötigen Engagement angegangen wird, soll der Kreis die lokalen Akteure in der gemeinsamen Aufgabe tatkräftig unterstützen und eine Zertifizierung für den Kreis beantragen.“ Erste Ansätze seien ja mit den bereits zertifizierten Fairtrade-Towns Adenau, Remagen und Sinzig vorhanden.

Ähnlich sah es auch SPD-Fraktionschef Christoph Schmitt, „denn nach dem Motto ‚global denken, lokal handeln‘ kann man die Bürger damit für dieses wichtige Thema sensibilisieren.“ Dabei müsse man die Sache aber gemeinsam als Landkreis mit allen Kommunen angehen. „Der Prozess muss von unten wachsen, damit der überhaupt funktioniert“, war auch FDP-Fraktionssprecher Ulrich van Bebber überzeugt. Und Dr. Johannes Hüdepohl (AfD) mahnte, dabei nicht die regionalen Produkte durch einen Beschaffungszwang zu benachteiligen.