Abschluss der Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum

„Es geht am Ende nicht um kirchlicheRegelungen, sondern um den Menschen“

„Es geht am Ende nicht um kirchliche
Regelungen, sondern um den Menschen“

Die Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Prof. Dr. Jozef Niewiadomski, Martin Werlen und Pater Dr. Martin Kleer erörterte die Zukunft des Priesterberufts. Fotos: DU

„Es geht am Ende nicht um kirchliche
Regelungen, sondern um den Menschen“

Bischof Dr. Stephan Ackermann (rechts) beim morgendlichen Festgottesdienst.

Lantershofen. Sein 50. Jubiläum feiert in diesem Jahr das in Lantershofen ansässige Studienhaus St. Lambert, ein Priesterseminar, in dem spätberufene Männer auf dem dritten Bildungsweg katholische Theologie studieren. 1972 von Bischof Dr. Bernhard Stein gegründet, hat sich das Studienhaus St. Lambert zu einer in seiner Art deutschlandweit einzigartigen Einrichtung entwickelt, an der bislang über 530 Priester ihren Studienabschluss gemacht haben. Den Abschluss der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr bildete jetzt die „Festakademie“, zu der zahlreiche Ehemalige, Dozenten, Wegbereiter und Freunde des Studienhauses nach Lantershofen gekommen waren – darunter auch der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der von 1999 bis 2006 als Regens das Studienhaus leitete und den morgendlichen Festgottesdienst zelebrierte.

„Ein Beruf der Zukunft hat

etwas mit Menschen zu tun“

In seinem anschließenden Festvortrag ging der Schweizer Benediktiner Martin Werlen, der als Abt zwölf Jahre lang das berühmte Kloster Einsiedeln führte, auf den Priesterberuf als „Beruf der Zukunft“ ein. „Ein Beruf mit Zukunft, hat etwas mit Menschen zu tun. Etwas, das sich nicht automatisieren lässt. Pflege und Seelsorge sind Zukunftsberufe in einer alternden Gesellschaft. Seele und Seelsorge bedeutet, für den ganzen Menschen da zu sein. Wer Gott ins Zentrum stellt, stellt den Menschen ins Zentrum - wer den Menschen ins Zentrum stellt, stellt Gott ins Zentrum. Ein Priester muss nah bei den Menschen sein, so wie Jesus es auch war. Es geht am Ende nicht um kirchliche Regelungen, sondern um den Menschen“, so Martin Werlen, der sich schon in seiner 2012 veröffentlichten Schrift „Miteinander die Glut unter der Asche entdecken“ für mehr Kompetenzen für Klöster, weniger Traditionalismus in der Kirche, mehr Glaubwürdigkeit ohne Anspruch auf Besitz der Wahrheit, Zulassung von mehr Dialog, Erweiterung des Kreises der Entscheidungsträger, klare Beachtung der Menschenrechte, Offenheit für Kritik, neue Regeln für Bischofsernennungen, Revision der Zölibatsvorschriften, Zulassung von Frauen zum Priesteramt, Neuregelung der Kompetenzen der Kardinäle und ein neues Beratungsgremium für den Papst ausgesprochen hat.

Kunstausstellung zum

Jubiläums-Auftakt im Mai

Auch die folgende Podiumsdiskussion mit Prof. Dr. Ursula Nothelle-Wildfeuer, Prof. Dr. Jozef Niewiadomski, Martin Werlen und Moderator Pater Dr. Martin Kleer erörterte die Zukunft des Priesterberufs in Zeiten von Priestermangel und immer größer werdenden Pfarreien. Auch hier wurde deutlich, dass der Priester nah an den Menschen sein muss und nicht als „überhöhtes Wesen“ wahrgenommen werden sollte, das „nur“ den Gottesdienst zelebriert. Begonnen hatten die Jubiläumsfeierlichkeiten des Studienhaus St. Lambert bereits im Mai, unter anderem mit einer Kunstausstellung der Bibliothekarin Barbara Boos sowie dem Besuch der Bischöfe Dr. Georg Bätzing, Dr. Felix Genn, Robert Brahm, Jörg Michael Peters und Dr. Stephan Ackermann.