Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr

Evangelische Kirche soll in neuen Formen näher zu den Menschen gebracht werden

Evangelische Kirche soll in neuen Formen näher zu den Menschen gebracht werden

V.li. Pressesprecher Jens Peter Iven, Fiona Paulus als stellvertretende Vorsitzendeder Evangelischen Jugend im Rheinland und Präses der Jugendsynode, Präses Manfred Rekowski, Oberkirchenrätin Henrike Tetz, Oberkirchenrätin Barbara Rudolph, Oberkirchenrat Bernd Baucks, Vizepräses Christoph Pistorius und Vizepräsident Dr. Johann Weusmann. Fotos: JOST

Evangelische Kirche soll in neuen Formen näher zu den Menschen gebracht werden

Mehr als 200 stimmberechtigte Mitglieder der Evangelischen Kirche im Rheinlandnahmen an der Landessynode im Dorint Parkhotel Bad Neuenahr teil. Dabei wurden nichtnur zukunftsweisende Beschlüsse gefasst, sondern auch gemeinsam gebetet und gesungen.

Bad Neuenahr. Nach zukunftsweisenden Beschlüssen ist die diesjährige Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bad Neuenahr zu Ende gegangen. So entschied das oberste Leitungsgremium, dass die rheinische Kirche in den kommenden zehn Jahren einen Millionenbetrag investieren werde, um Kirche in neuen Formen näher zu den Menschen zu bringen.

Dafür gibt die Evangelische Kirche im Rheinland 600.000 Euro pro Jahr und damit insgesamt sechs Millionen Euro aus. Zusätzlich sollen für diesen Zweck fünf neue Pfarrstellen geschaffen werden, was noch einmal mit insgesamt 5,5 Millionen Euro zu Buche schlage, zusammen sind das also knapp zwölf Millionen Euro. Dieses Investment in die Zukunft der Kirche soll das vielfältige Angebot der Ortsgemeinden ergänzen, so Präses Manfred Rekowski. Die jetzt beschlossenen Fördermittel für Erprobungen seien Anschubfinanzierungen: Kirchengemeinden, Kirchenkreise, Gemeinschaften und Initiativen erhalten von der Landeskirche Projektmittel bis zur Hälfte der entstehenden Personal- und Sachkosten. Die Finanzierung der Pfarrstellen erfolgt durch die Pfarrbesoldung, die Stellen sind auf zehn Jahre befristet.

Höheres Kirchensteueraufkommen erwartet

In ihrer Haushaltsplanung geht die Evangelische Kirche im Rheinland mit ihren mehr als 2,5 Millionen Mitgliedern auch für dieses Jahr von einem vermehrten Kirchensteueraufkommen aus. „Im Jahr 2018 ist das Aufkommen entgegen der Annahme noch einmal gewachsen“, sagte Oberkirchenrat Bernd Baucks bei der Vorstellung seines Finanzberichts. Der Haushaltsansatz für 2019 wurde daher auf 744 Millionen Euro festgesetzt. Dieser Verteilbetrag beinhaltet einen Puffer und liegt deshalb unter dem erwarteten Kirchensteueraufkommen von 755 Millionen Euro. Zum Vergleich: Für das Jahr 2018 werden 737 Millionen Euro an Kirchensteuereinnahmen zur Verfügung stehen, prognostiziert waren 715 Millionen Euro. Der Verteilbetrag ergibt sich nach Abzug der Entgelte für die Finanzämter sowie der Überweisungen aus dem Clearingverfahren an andere Landeskirchen. Das Finanzamtsaufkommen 2019 bezifferte Baucks auf 948 Millionen Euro.

Der Leiter der Abteilung Finanzen und Diakonie im Landeskirchenamt ging in seinem Finanzbericht auch auf das Verhältnis von steigenden Finanzen bei sinkenden Mitgliederzahlen ein. Während die Kirchensteuern im vergangenen Jahr um vier Prozent gestiegen seien, sank die Zahl der Mitglieder von 2,54 Millionen auf 2,5 Millionen. „Derzeit wirken sich damit die wirtschaftlichen Entwicklungen deutlicher auf das Kirchensteueraufkommen aus als die Mitgliedsentwicklung. Wir kennen dieses Phänomen aus den vergangenen Jahren“, sagte Baucks.

Schon jetzt auf

sinkende Einnahmen einstellen

Der rheinische Finanzchef ging in seinem Bericht davon aus, dass sich die Kirchensteuereinnahmen auch mittelfristig weiterhin analog zu den wirtschaftlichen Verhältnissen verhielten. Dieser positive Trend werde allerdings nicht anhalten. In zehn bis fünfzehn Jahren werden nach Baucks Einschätzung die Einnahmen aufgrund der sinkenden Mitgliederzahlen zurückgehen – und das auch deutlich. „Sich darauf einzustellen ist mit den langen Bremswegen, die wir aufgrund des hohen Anteils an Personalverpflichtungen in unseren Haushalten haben, eine langfristige Aufgabe, die bereits jetzt vorausschauend gesehen werden muss“, erklärte Baucks.

Für ihn wirkt sich die 2014 beschlossene Haushaltskonsolidierung der landeskirchlichen Ebene in diesem Jahr positiv aus: „Der landeskirchliche Haushalt ist nachhaltig – ohne strukturelle Defizite – aufgestellt worden“, schreibt er im Haushaltsbuch 2019, der zweiten Ausgabe dieses im vergangenen Jahr erstmals aufgelegten Formats. Das überplanmäßige höhere Kirchensteueraufkommen biete die Möglichkeit, notwendige Reserven aufzubauen, um auch für die Zukunft Schuldenfreiheit zu sichern. „Auch in Zukunft wird Haushaltskonsolidierung notwendig bleiben“, sagte er. Auch eine kleiner werdende Kirche müsse in der Lage sein, die Versorgung von Pfarrern sowie Kirchenbeamten unabhängig vom laufenden Haushalt zu sichern. Die im Verlauf der vergangenen vier Jahre aus Mehreinnahmen an Kirchensteuern auf 70 Prozent angewachsene Kapitaldeckung der Versorgungskasse entspreche diesem „ungeschriebenen Generationenvertrag“. Für die Beihilfe sei dieses Kapitaldeckungsprinzip allerdings noch nicht erreicht.

Vertreter der

Jugend zeigten sich begeistert

Die Evangelische Kirche im Rheinland verpflichtete sich außerdem zu einer vielfältigen Kinder- und Jugendarbeit. Diese richte sich an alle Kinder und Jugendlichen und umfasse die Verkündigung des Wortes Gottes, das gesellschaftliche Engagement sowie die sozial-diakonische Arbeit. In ihrem Beschluss zur Kinder- und Jugendarbeit, der aus der zuvor stattgefundenen ersten Jugendsynode der rheinischen Kirche erwachsen ist, sagt die Landessynode 2019 daher „verlässliche Ressourcen“ für eine wirksame Kinder- und Jugendarbeit zu. Die Schaffung, Erhaltung und Stärkung von Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit solle als „Gemeinschaftsaufgabe“ verstanden werden, die alle Ebenen der Kirche miteinander verbindet, also Kirchengemeinden, Kirchenkreise und Landeskirche, so der Präses. Geprüft werden sollen Möglichkeiten wie Anschubfinanzierung oder Fundraising, um Kinder- und Jugendarbeit zu unterstützen. Finanzielle Konsequenzen wird auch der Punkt umfassen, die Kinder- und Jugendarbeit „stärker als bisher inklusiv aufzustellen“. Über die Finanzierung wolle die Kirchenleitung nun mit Priorität beraten.

In einem weiteren Beschluss hatte die Synode die Kriminalisierung der Seenotrettung verurteilt. Die rheinische Kirche schloss sich stattdessen dem „Bündnis Seebrücke“ an. Die von Bündnissen und Akteuren der Zivilgesellschaft getragene Bewegung setzt sich für sichere Fluchtwege ein, für eine Entkriminalisierung der Seenotrettung und die menschenwürdige Aufnahme derjenigen, die auf der Flucht sind. Um möglichst viele Schiffbrüchige aus dem Mittelmeer zu retten, will sich die rheinische Kirche an einem neuen Schiff der Organisation „SOS Méditerranée“ beteiligen, das beschloss die Synode. Die Kirchenleitung werde entsprechende Möglichkeiten prüfen. Der Vorschlag, sich noch stärker als bisher in der Seenotrettung zu engagieren, war von der ersten Jugendsynode in die Landessynode getragen worden.