Ende Januar wurde der Betrieb geschlossen

Finales Aus für Franzen Group

Finales Aus für Franzen Group

Die Firmenimmobilie in Kottenheim steht zum Verkauf. Foto: UWM

 Kottenheim. Vergangene Woche endete die Firmengeschichte der Franzen Group mit Hauptsitz in Kottenheim. Bereits im Juli 2018 hatte der zu diesem Zeitpunkt neu berufene Geschäftsführer CRO (Chief Restructuring Officer), Oliver Nobel, für sechs seiner Gesellschaften einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Mayen gestellt. „Dieser Schritt kam nicht überraschend und hatte sich zuvor bereits angedeutet“, erklärt der vom Gericht bestellte Insolvenzverwalter Jens Lieser nun auf Anfrage von „BLICK aktuell“. Er habe zum damaligen Zeitpunkt ein Unternehmen vorgefunden welches bereits vier Wochen zuvor den Betrieb eingestellt hatte. Letztlich sei dies auch der wesentliche Grund, weswegen sich ein bis dato noch interessierter, strategischer Investor zurückgezogen habe. Auf dem hatten bis zuletzt noch alle Hoffnungen geruht, um die Geschäfte eventuell doch noch zu stabilisieren und eine drohende Betriebsschließung zu verhindern.

Investor zog sich zurück

„Doch in Folge des Betriebsstillstandes hatten sich bereits Kunden umorientiert. Zudem hatten sich viele wichtige Subunternehmer vom Unternehmen abgewandt. Der daraus resultierende „Vertrauensverlust“ spiegelte sich umgehend in deutlichen Verlusten beim Umsatz wieder. Der zuvor interessierte Investor hatte letztlich die Risiken als zu hoch eingeschätzt, sodass er von seinem Übernahmevorhaben abgerückt war. Wenn die Beteiligten nicht mehr an einen Sanierungserfolg glauben und nicht mehr bereit sind, weiteres Geld in die verschuldeten Unternehmen zu geben, dann ist eine Fortführungslösung nicht mehr erzielbar“, bedauert Insolvenzverwalter Jens Lieser.

Zur Franzen Group, dem Familien-Unternehmen aus Kottenheim, gehörten die FRANZEN HOLDING GmbH & Co. KG, die Franzen Industrie- und Gewerbebau GmbH, die Franzen Fassadentechnik GmbH, die Franzen Ingenieur- und Montagebau GmbH, die FRANZEN Verwaltungs-GmbH jeweils mit Sitz in Kottenheim sowie die Franzen Industriebau Rhein-Ruhr GmbH mit Sitz in Oberhausen.

Die über 50-jährige, strategisch stets weiter entwickelte Firmengeschichte begann 1965 als Rolf Franzen das Einzelunternehmen Rolf Franzen Montagebau mit dem Unternehmenszweck als Nachunternehmer für Dacheindeckungen mit Bimsbeton, so genannten Stegzementdielen, gründete. 1979 wurde das Einzelunternehmen Rolf Franzen Montagebau aus strategischen Gesichtspunkten in die FRANZEN Montagebau GmbH umgewandelt. „Die Erstellung von Dach- und Wandbekleidungen im Industrie- und Gewerbebau wurde als Unternehmenszweck definiert“, heißt es auf der noch „online“ geschalteten Webseite des Unternehmens. Da nun auch Ingenieurtätigkeiten angeboten wurden, erfolgte 1997 die Umbenennung in die FRANZEN Ingenieur- und Montagebau GmbH. 1995 kam ein neues Start Up-Handwerksunternehmen, die FRANZEN Dachtechnik GmbH, hinzu. Von da an konnten auch Dachdeckerleistungen angeboten werden. 1997 wurde das Angebot der Unternehmensgruppe durch die Gründung der FRANZEN Industrie- und Gewerbebau GmbH für die Erstellung von schlüsselfertigen Industrie- und Gewerbebauten erneut erweitert.

Die FRANZEN Holding GmbH & Co. KG, die 1998 gegründet wurde, hatte die Aufgabe, die mittlerweile umfangreichen Unternehmensbeteiligungen neu zu ordnen und einheitlich strategisch und kaufmännisch zu betreuen. 2005 wurde die Hoesch Contecna Systembau GmbH, ein Tochterunternehmen von Thyssen Krupp und der größte Wettbewerber im deutschen Markt im Bereich Erstellung von Gebäudehüllen für den Großkraftwerksbau und Industrieanlagen, übernommen, 2008 deren Kerngeschäft in die FRANZEN Ingenieur- und Montagebau GmbH integriert. „Im Jahre 2010 wurde das Unternehmen FRANZEN Italia s.r.l. in Mailand, Italien als Tochter der FRANZEN Ingenieur- und Montagebau GmbH gegründet. Ziel war die intensivere Betreuung des bereits seit mehr als 15 Jahren bearbeiteten Marktes in Italien“, erläutert die Unternehmensweb-Seite auch diesen Schritt.

2014 erfolgte eine konzeptionelle Neuordnung der Unternehmensgruppe durch Konzentration auf die Geschäftsfelder Industrie- und Gewerbebau, Handelsimmobilien, Sanierungen und Revitalisierungen sowie Projektentwicklung. Am 31. Januar 2019 nun wurde der Betrieb geschlossen.

Bei der Franzen Group waren insgesamt ca. 90 Mitarbeiter beschäftigt. Nach Kenntnis des Insolvenzverwalters haben inzwischen nahezu alle Mitarbeiter aufgrund des erheblichen Fachkräftemangels in der boomenden Baubranche eine neue Beschäftigung gefunden. Die Firmenimmobilie in Kottenheim steht zum Verkauf.

Weltweit agiert

Auch in der Stadt Mayen wird die Franzen Group ihre Spuren hinterlassen. Als Generalunternehmerin war sie beispielsweise für den Erweiterungsbau des KSK-Hauptstellengebäudes an der St.-Veit-Straße tätig. Aber auch weltweit, wie beim Messegebäude in Abu Dhabi, dem Airport Gibraltar, dem Stadion Wroclaw im polnischen Breslau, der Porta Nuova in Mailand und sogar für das italienische Lederwaren- und Modeunternehmen Prada war die Franzen Group am Bau beteiligt.