„Musik in alten Dorfkirchen“ in Höhr-Grenzhausen

Flook brachte Irland in den Westerwald

Flook brachte Irland in den Westerwald

Das sind Flook (v. l.): Sarah Allen, Ed Boyd, John Joe Kelly, Brian Finnegan. Fotos: WR

Flook brachte Irland in den Westerwald

Die evangelische Kirche in Höhr-Grenzhausen bot einen stimmungsvollen Rahmen für den Auftritt der vier Musiker.

Flook brachte Irland in den Westerwald

Dicht gedrängt saßen die Besucher im bis auf den letzten Platz besetzten Gotteshaus. Foto: Uli Schmidt

Höhr-Grenzhausen. Ein sehr zufriedener Arrangeur der Erfolgsgeschichte „Musik in alten Dorfkirchen“, begrüßte über 300 Zuschauer in der restlos ausverkauften evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen. Uli Schmidt ist Vorsitzender der Kleinkunstbühne Montabaur und hat es dank seines Engagements geschafft, im Westerwald ein großes Stück vom Kulturkuchen zu servieren.

Der Mann muss Kontakte in die ganze Welt haben, denn anders lässt es sich nicht erklären, dass es ihm immer wieder gelingt, Gruppen und Bands, die der Weltmusik huldigen, in den Westerwald zu verpflichten. Schmidt ließ in seiner kurzen Begrüßung die bisherigen Stationen von „Musik in alten Dorfkirchen“ nochmals Revue passieren und berichtete, dass fast alle Konzerte ausverkauft waren.

In der evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen wurde diese Feststellung eindrucksvoll untermauert, denn neben den regulären Kirchenbänken waren an den Seiten viele Notstühle aufgestellt, auf den Treppen hoch zur Empore saßen Besucher dicht an dicht, und die Empore war natürlich bis auf den letzten Platz besetzt. Als krönenden Abschluss der 24. Weltmusikreihe kündigte Uli Schmidt echte Hochkaräter an: Die legendäre Gruppe Flook aus Irland, die nach einer kreativen Pause wieder zu umjubelten Livekonzerten in der ganzen Welt unterwegs ist. Das Konzert von Flook fand im Rahmen des „Kultursommers Rheinland-Pfalz“ statt und wurde von Kommunen, Kirchen und Sponsoren unterstützt.

Flook brachte irisch-keltisches Feeling nach Höhr-Grenzhausen

Als die vier Musiker die Kirche betraten, schlug ihnen sofort großer Beifall entgegen, das war bereits ein Gradmesser für das folgende Konzert.

Je länger das Konzert andauerte, desto stärker wurde der Applaus, auch bei musikalischen Soli während der Stücke brandete häufig Szenenapplaus auf. Flook trat in folgender Besetzung auf: Sarah Allen (Bassquerflöte und Akkordeon), Brian Finnegan (Low Whistle und Tin Whistle), Ed Boyd (Gitarre) und John Joe Kelly (Bodhrán). Die Musiker erzeugten mit ihren flötenlastigen Stücken bei den Besuchern ein Gefühl, das sie in eine andere Welt versetzte. Träumen war absolut angesagt, es begann eine Reise in eine andere Zeit, nämlich in die des Mittelalters, die unweigerlich mit der irisch-keltischen Musik verbunden ist. Mit etwas Fantasie konnte man sich vorstellen, über die Highlands von Schottland zu reiten oder auf der Grünen Insel auf einer Burg oder in einem Schloss zu leben. Diese Gedanken konnte der Verfasser des Artikels leibhaftig verspüren, da seine Sitznachbarin keine Sekunde stillhalten konnte, ohne Pause ekstatisch zur Musik zuckte.

Flook wird von angesehenen Musikmagazinen als „Supergruppe“ der Neunzigerjahre bezeichnet, hat auch renommierte Musikpreise gewonnen, unter anderem den „BBC Folk Award Album oft he Year“ und wurde 2006 von der BBC als „Best Group oft he Year“ ausgezeichnet. Bei diesen Rezensionen stimmte es nicht verwunderlich, dass Flook zu einer der populärsten und gefragtesten Bands der Weltmusik-Szene avancierte. Nach der kreativen Pause hat Flook nicht so weiter gemacht wie bisher. Die Musiker sind ihrem Stil zwar treu geblieben, haben sich aber musikalisch weiterentwickelt.

Auf der Bühne wirkt Flook wie ein Gesamtkunstwerk, tief beeindruckend wird eine spürbare Harmonie innerhalb der Gruppe sichtbar. Die Einsätze der Instrumente werden durch fast unsichtbaren Blickkontakt gesteuert, der ohne Misstöne das Ganze zu einem wahren Hörgenuss verschmelzen lässt Getragen von der Sympathie, die den Musikern entgegenschlug, fand von Beginn an eine starke Verbindung zwischen der Band und den Besuchern statt. Abwechselnd kündigten die Bandmitglieder den jeweils folgenden Song an, erklärten die Entstehung und Bedeutung und schmückten dazu ihre Worte mit heiteren Anekdoten. Sarah Allen erzählte zum Beispiel, dass einer der „Monty Pythons“ ihr Nachbar sei, der leider schwer erkrankt war und stark an Gewicht verloren hat. Als er hörte, dass sie zum Konzert nach Deutschland fahren wollte, sagte er zu Sarah, sie solle ihm eine Kiste deutschen Bieres mitbringen, dann ginge es ihm wieder besser.

Niemand im Publikum konnte sich der geballten Spielfreude und der geballten Lebenskraft von Flook entziehen. Beim Rundblick von der Empore konnte man nur in glückliche Gesichter schauen, Miesmuffel hatten an diesem besonderen Abend null Chance. Ins Auge fiel die Beinhaltung von Sarah Allen, die häufig, nur auf einem Bein stehend, das andere angewinkelt, minutenlang die Querflöte spielte. Mit dieser Beinhaltung wurde Ian Anderson, der Leader der britischen Rockband Jethro Tull, weltberühmt.

Das grandiose, über zwei Stunden dauernde Konzert wurde nach einigen Zugaben mit einem fast zehnminütigen Solo von John Joe Kelly beendet, der seine Bodhrán fast unvorstellbar rhythmisch „bearbeitete“, immer wieder begleitet durch brausenden Szenenapplaus des restlos begeisterten Publikums.