Vortrag von Alexander Thon M.A. bei der Kaiser Ruprecht Bruderschaft

Franz von Sickingen-Ein Vorkämpfer der Reformation

Franz von Sickingen-
Ein Vorkämpfer der Reformation

Belagerung von Burg Nanstein 1523. Kupferstich nach einem 1528 angefertigten Wandteppich.

Franz von Sickingen-
Ein Vorkämpfer der Reformation

Grabmal Franz‘ von Sickingen in der Kirche St. Andreas in Landstuhl.Alexander Thon M.A., Lahnstein

Winningen. Mit mehreren Veranstaltungen würdigt die Kaiser Ruprecht Bruderschaft zu Rhens 2017 das 500-jährige Jubiläum der Reformation. Vorträge und Exkursionen beleuchten Leben und Wirken der Reformatoren und ihrer Zeitgenossen, die für einen radikalen Umbruch in der Geschichte und den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit sorgten. In der ersten Veranstaltung referierte der Lahnsteiner Historiker und Schriftführer der Bruderschaft, Alexander Thon M.A., im „Roten Ochsen“ in Rhens über den pfälzischen Adligen und „letzten Ritter“ Franz von Sickingen (1481-1523). Auf der Grundlage eines viel beachteten Begleitbands zur großen Sonderausstellung des Landesmuseums Mainz, die 2015 als zentrale Veranstaltung des Landes Rheinland-Pfalz zum Reformationsjubiläum mit großem Erfolg gezeigt wurde, präsentierte Thon in einem zahlreich bebilderten Vortrag Leben und Wirken des Sickingers.

Dabei wurde deutlich, dass der oft als übler Haudegen missdeutete Pfälzer von Beginn an auf die zahlreichen Besitztümer und Finanzmittel seiner Familie zurückgreifen konnte. Mitglieder des Geschlechts von Sickingen waren schon zuvor an vielerlei Orten in der Rheinpfalz, im Elsaß und sogar im Rheinland zu Amt und Würden und damit zu Geld gekommen: So amtierten beispielsweise Sickinger 1466 und 1500 als Amtmann in den kurpfälzischen Städten Bacharach und Kaub. Auf dieser Basis gelang Franz ein rasanter Aufstieg als eine Art Söldnerführer, wobei er sich selbst als Vorkämpfer für die alte, nur dem römisch-deutschen König verbundene Ritterschaft verstand. In diesen Zusammenhang gehören auch die Aufenthalte zahlreicher Reformatoren auf der sickingischen Ebernburg bei Bad Kreuznach, welche der Anlage den Namen einer „Herberge der Gerechtigkeit einbrachten. Wie stark der pfälzische Ritter sich den reformatorischen Ideen verpflichtet fühlte, lässt sich daran erkennen, dass der Kaplan Johannes Oekolampad mit Wissen und Willen des Burgherren am 25. Mai 1522 hier den ersten Gottesdienst in deutscher Sprache auf deutschem Boden zelebrieren konnte. Ungeachtet seiner fortschrittlichen theologischen Geisteshaltung scheiterte Franz von Sickingen aber letztlich an den Auseinandersetzungen mit den umliegenden Territorialherren: Auf seiner Burg Nanstein über Landstuhl von einer Koalition Erzbischof Richards von Trier, Kurfürst Ludwigs V. von der Pfalz und Landgraf Philipps I. von Hessen mit den modernsten Geschützen der damaligen Zeit belagert, wurde er am 6. Mai 1523 lebensgefährlich verletzt und starb am folgenden Tag. Wenn er mit seinen Zielen auch scheiterte, so hat doch insbesondere in der Rheinpfalz das Andenken an ihn überdauert. Dem Vortrag schloss sich eine lebhafte, lang anhaltende Diskussion an, die veranschaulichte, wie sehr das Leben Franz‘ von Sickingen auch heute noch fasziniert. Der Referent ermunterte dazu, sich auf die Spuren des „letzten Ritters“ zu begeben. Außerdem lud er zu der am 6. April in der Rheinischen Landesbibliothek in Koblenz beginnenden Ausstellung „Von Koblenz bis Bonn – Burgen am unteren Mittelrhein“ ein, die sich vertiefend den mittelalterlichen Befestigungsanlagen in diesem Gebiet widmet. Als nächste Veranstaltung bietet die Kaiser Ruprecht Bruderschaft am 5. April um 18 Uhr im Hotel-Restaurant „Zum weissen Schwanen“ in Braubach einen weiteren Vortrag an, der im Rahmen eines Dämmerschoppens stattfindet. Referent Ernst Lutz wird zum Thema „Königsfrieden – Lektion für heute?“ sprechen. Der Vortrag ist öffentlich, alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Nähere Informationen: Klaus Siegfried Weber, Bruderschaftskanzler, Tel. (0 26 06) 9 63 38 08, E-Mail: klaus.s.weber@t-online.de oder unter www.k-r-b.de.