Launiger und informativer „Gesprächskreis Ahrwein“ im stationären Hospiz im Ahrtal

„Führnehmste Nahrung“für Geist und Gesundheit

„Führnehmste Nahrung“
für Geist und Gesundheit

Nach dem Vortrag gab es in geselliger Runde ein Glas Wein. Foto: privat

Bad Neuenahr. Das, was der Ahrweiler Stadtschreiber Johann Schöneck vor 400 Jahren als „hiesiger Gegend fürnehmste Nahrung“ bezeichnete, ist einmal mehr Thema bei Gesprächskreis Ahrwein gewesen. Diesmal im Fokus stand „Der Wein in der Kulturlandschaft Ahr und seine Wirkung auf die Gesundheit“. Dass der „Gesprächskreis Ahrwein“ im stationären Hospiz in Bad Neuenahr abgehalten wurde, kam nicht von ungefähr. Schließlich ist dort derzeit die Ausstellung „Wein und Kunst“ mit Werken des Fotografen Hans-Jürgen Vollrath, des Grafik-Designers Stephan Maria Glöckner und der Malerin mit Weinfarben auf Weinfiltern, Christa Nelles, zu sehen. Sie alle haben sich auf ihre Art mit dem Thema Ahr-Wein und Ahr-Weinlandschaft befasst. Die Kunstwerke boten den Rahmen für einen ebenso informativen wie launigen Abend im vollen Mehrzweckraum des Hauses. In der vor drei Jahren eröffneten Einrichtung für Menschen am Lebensende hießen der Geschäftsführer der Hospiz im Ahrtal gGmbH, Christoph Drolshagen, und Monika Lessenich, Vorstandsmitglied des Hospiz-Vereins Rhein-Ahr, viele Freunde des seit zehn Jahren ehrenamtlich organisierten Gesprächskreises Ahrwein willkommen. Ihr besonderer Gruß und Dank galt Ahr- Weinkönigin Annika Schooß und den beiden Referenten des Abends: Paul Gieler, Regierungsdirektor im Wissenschaftsministerium a.D. und gelernter Winzer, sowie Dr. Gerhard Kreuter, ehemaliger Chefarzt im Krankenhaus Maria Hilf. „Wir befinden uns an der Polargrenze des Weinbaus“ stellte Gieler fest und räumte auch gleich mit der weitverbreiteten Meinung auf, dass Wein an der Ahr seit den Römern kultiviert werde: „Trotz der vielen Erdbewegungen in den letzten Jahrzehnten – Stichwort: Flurbereinigung - haben wir hier keine Nachweise gefunden.“ Den ersten Nachweis für Weinbau, und nicht bloß den Genuss von möglicherweise von woanders mitgebrachtem Wein, sah er in einem Dokument über eine Schenkung von zwei Wingerten an das Kloster Prüm aus dem Jahr 762, also in der Karolingerzeit. Unterhaltsam war der historische Rückblick auch durch das Einflechten vom Max Bewers „Ahrlied“ als poetischer roter Faden, durch Zitate von Literaten wie Ernst Moritz Arndt und Bildern vom Zeichner und Lithograph Jean-Nicolas Ponsart 1831 bis hin zum Ahrweiler Maler Franz Ulrich 1999 vom Ahrtal, das Gieler als „Studienkammer der Düsseldorfer Landschaftsmaler“ bezeichnete. Er berührte aber auch durch Schilderungen dramatischer Ereignisse wie das eines Hochwassers im Jahr 1804 und Klagen der Winzer in der Folgezeit. Heute sorgen die besonderen Gegebenheiten der „Klimaoase Ahrtal“ für beste Weine mit auch im Jahrgang 2018 wieder herausragenden Oechlse-Graden, allen voran die „Königstraube Spätburgunder“. Dass diese Weine auch gesundheitlich von Nutzen sein können, verdeutlichte Gerhard Kreuter. „Alkohol ist Gift, aber besonders der Wein ist moderat genossen Arznei“, stellte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar. Er verwies auf nationale und internationale Studien als Beleg für

seine Aussagen, lockerte den medizinischen Teil aber auch immer wieder durch Wein-Zitate zum Schmunzeln auf. Bereits 1892 sei Wein auf Rezept verordnet worden, sagte Kreuter. Heutzutage empfehle er, je nach Alkoholgehalt des Weines, 0,3 bis 0,4 Liter Wein pro Tag für Männer und 0,2 bis 0,3 Liter Wein für Frauen, idealerweise langsam zum Essen genossen. Moderater Weingenuss komme Herz, Hirn und Gefäßen zugute. Er senke die Sterblichkeitsrate bei Herzinfarkt und Schlaganfall um 20 bis 25 Prozent, schütze vor Diabetes Typ II sowie vor Alzheimer, und: „Weintrinker leben länger“. Besonders stellte der Mediziner die Bedeutung der Polyphenole im Wein heraus, die als Antioxidantien wirkten. Viel Applaus gab es für die Referenten und danach in geselliger Runde natürlich auch einen guten Tropfen von der Ahr.