Bürgerinitiative „Wir gegen Bahnlärm“

Gedanken zum 24.Internationalen Tag gegen Lärm

Weißenthurm.Ein altes Sprichwort besagt: Lärm macht nichts Gutes und Gutes macht keinen Lärm. Dies bedenkend und in dem Wissen, dass Lärm nicht nur die Lebensqualität schädigt, sondern auch krank macht, ist es insbesondere geboten, am 24. Internationalen Tag gegen Lärm am 28. April mit allem Nachdruck darauf hinzuweisen, dass man dem schädlichen und krankmachenden Lärm - wo immer erforderlich – zu Leibe rücken muss – denn auch die noch immer anhaltende Corona-Pandemie lehrt alle: „Gesundheit ist fast alles und ohne Gesundheit ist fast alles nichts!“

Es sind neben anderen Ursachen wie Industrielärm, Fluglärm, Lärm von Rheinschiffen, Windturbinen oder Freizeitaktivitäten insbesondere zwei Lärmquellen, unter denen hier in der Region sehr viele Menschen extrem leiden – unter dem Straßenverkehrslärm und dem Schienenverkehrslärm.

Wurden ursprünglich die Gemeinden damit beauftragt, Lärmaktionspläne für Straße und Schiene aufzustellen, hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) bereits vor einigen Jahren die Zuständigkeit für die Aufstellung eines bundesweiten Lärmaktionsplanes für die Haupteisenbahnstrecken des Bundes übernommen, um die Kommunen von dieser Aufgabe zu entlasten.

Zur weiteren Entlastung der Kommunen hat in diesem Jahr das Umweltamt von Rheinland-Pfalz auch die Erstellung von Lärmaktionsplänen hinsichtlich des Straßenverkehrslärms an sich gezogen.

Hierzu stellt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm Thomas Przybylla fest: „Trotz der erfreulichen Entlastung der Kommunen, obliegt es nach meinem Verständnis aber weiterhin den Städten und Gemeinden, die vom Umweltamt Rheinland-Pfalz und Eisenbahn-Bundesamt erstellten Lärmaktionspläne für Straße und Schiene übereinander zu legen, Lärm-Hot-Spots zu identifizieren und Problemlösungskonzepte für die eigene Kommune zu erarbeiten.“

Dies ist auch dringend erforderlich, denn laut Umweltbundesamt sind in Deutschland beim Straßenverkehrslärm ganztags 2,3 Millionen Menschen Lärmpegeln von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt und nachts leiden 2,6 Millionen Menschen unter einem Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel.

Die Welt-Gesundheits-Organisation (WHO) empfiehlt für die durchschnittliche Lärmbelastung durch Straßenverkehr, 53 Dezibel und für die durchschnittliche nächtliche Lärmbelastung durch Straßenverkehr, 45 Dezibel nicht zu überschreiten.

Beim Schienenverkehrslärm sind rund eine Million Menschen in Deutschland ganztags Lärmpegeln von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt und nachts leiden über zwei Millionen Menschen unter einem Lärmpegel von mehr als 55 Dezibel.

Hier empfiehlt die WHO, die durchschnittliche Lärmbelastung durch Schienenverkehr von 54 Dezibel und die nächtliche Lärmbelastung von 44 Dezibel nicht zu überschreiten, da oberhalb dieser Schallpegel neben Schlafstörungen, auch schädliche gesundheitliche Auswirkungen zu erwarten sind.

Besonders belastet sind die Menschen, die sowohl vom Straßenverkehrslärm, als auch vom Schienenverkehrslärm betroffen sind, so wie dies in vielen Kommunen im Mittelrheintal gegeben ist.

Aus Sicht der Bürgerinitiative „WIR gegen Bahnlärm in der VG Weißenthurm e.V.“ ist es ein katastrophales verkehrspolitisches Versäumnis in den vergangenen Jahrzehnten, dass im Mittelrheintal als der meistbefahrenen Güterzugtrasse Europas und der gefährlichsten Bahntrasse Deutschlands, der Schienengüterverkehr weiterhin auf über 150 Jahre alten Bahntrassen mitten durch dicht besiedelte Städte und Gemeinden gepresst wird. Im Gegensatz dazu wird der Straßenverkehr seit etwa 80 Jahren auf eigens geschaffenen Autobahnen und Umgehungsstraßen, größtenteils um Städte und Siedlungen herumgeführt.

Dazu stellt der Vorsitzende der Weißenthurmer Bürgerinitiative Rolf Papen fest: „Man stelle sich vor, der gesamte LKW-Verkehr, der in Kolonnen über die Autobahnen A 3 und A 61 rollt, würde heute noch über die alten Bundesstraßen B 9 und B 42 mitten durch Ortschaften geführt – eine irrwitzige Vorstellung, - aber genau dies geschieht nach wie vor im Schienengüterverkehr in rücksichtsloser, einfallsloser und unverantwortlicher Weise!“

Papen ist darüber hinaus der Überzeugung, dass nur der unverzügliche Bau eigener Güterzugtrassen außerhalb von Städten und engen Flusstälern, den Erfordernissen des weltweit zunehmenden Güterverkehrs gerecht wird und die dringend gebotene Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene gewährleistet - und er fügt an: „Geschieht dies in absehbarer Zeit nicht, werden sich im Mittelrheintal bei weiter stark zunehmendem Güterzugverkehr unweigerlich die äußerst negativen Konsequenzen wie Niedergang der Lebensqualität, Abwanderung und damit Verödung der Ortskerne sowie Rückgang des Tourismus verstärkt fortsetzen – ganz zu schweigen von den damit einhergehenden Gesundheitsschäden und Gefahren.“

Verbandsgemeinde und Bürgerinitiative bedauern sehr, dass aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie die bereits zur Tradition gewordene Mahnwache zum Tag gegen Lärm vor der Verwaltung der VG Weißenthurm auch in diesem Jahr ausgesetzt werden muss. Sie sind sich aber auch am 24. Internationalen Tag gegen Lärm 2021 darin einig, dass es auch zukünftig erforderlich sein wird, sich mit ganzer Kraft für eine Verringerung des Lärms, insbesondere des Straßenverkehrslärms, als auch des Bahnlärms zu engagieren.

Dabei ist neben der Instandhaltung von Straßen und Schienen die Verringerung der Geschwindigkeiten bei Ortsdurchfahrten sowohl auf der Straße, als auch auf der Schiene, eines der wirksamsten Mittel.

So ist zum Beispiel in Weißenthurm mit der Geschwindigkeitsreduzierung im Bereich der Hauptstraße auf 30 km/h ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gelungen. Auf der parallel durch die Stadt führenden Eisenbahntrasse hingegen rasen nach wie vor in unverantwortlicher Weise Personenzüge mit bis zu 160 km/h und Güterzüge - selbst mit Gefahrgut - mit bis zu 120 km/h durch die Wohngebiete. Dies führt trotz der lobenswerten Umrüstung vieler Güterwaggons auf sogenannte „Flüsterbremsen“ noch immer zum deutlichen Überschreiten der seitens der WHO empfohlenen Lärmobergrenzen!

Hier zu der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm Thomas Przybylla: „Wir haben in den letzten 10 Jahren hinsichtlich der Lärmreduzierung gemeinsam mit unserer Bürgerinitiative viel erreicht. Aber das Thema Lärm, ob auf Straße oder Schiene, wird uns auch in Zukunft weiter fordern, zum Wohle der Menschen in unserer Verbandsgemeinde und im Mittelrheintal von Bingen bis Bonn.“

Pressemitteilung

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