Seit 50 Jahren gibt es das Gambrinus-Fest in Mendig, zum 25. Mal wurde es nun gefeiert

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Ganze zwei Schläge benötigte Karl-Josef Esch, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Mayen, beim Fassanstich. Einen Tag zuvor war er zum neuen Ehrenbrauer ernannt worden. Fotos: SK

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Der Brauerchor Mendig kann nicht nur gut singen, sondern auch hervorragend feiern.

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Noch ist die Tür verschlossen: Die vier Herolde (von links) Edgar Girolstein, Frank Herrmann, René Kremer und Michael Helm bewachen den Eingang.

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Das Sonnenlicht blendet ihn: Bier-Gott Gambrinus alias Tim Herrmann ist gerade den dunklen Kellern entstiegen.

Gleich zwei Götter hatten die Hände im Spiel

Zum Wohl (v. l.): Landrat Dr. Alexander Saftig, Jürgen Mittler, der Präsident des Gambrinusfest-Komitees, und Jörg Lempertz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Mendig.

Mendig. Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins: Zahlreiche Besucher und Ehrengäste zählten mit, als mit dem Glockenschlag um Punkt 11 Uhr jemand an der verschlossenen Tür klopfte. Als Bier-Gott Gambrinus alias Tim Herrmann wenig später den dunklen unterirdischen Felsenkellern entstieg, blendete ihn ein wenig die Sonne, doch das spielte an diesem geschichtsträchtigen Tag nur eine untergeordnete Rolle: Seit 50 Jahren gibt es das Gambrinus-Fest in Mendig, zum 25. Mal wurde es nun gefeiert. Sozusagen ein doppeltes Jubiläum, das mit dem „Emporkömmling“ offiziell gestartet wurde. Die vier Herolde Edgar Girolstein, Frank Herrmann, René Kremer und Michael Helm hatten dem Gambrinus zuvor bereitwillig Platz gemacht.

Vor und nach der Eröffnung sorgten der Mendiger Brauerchor unter der Leitung von Anita Reuter sowie die Schützenkapelle Mendig für die musikalische Untermalung. Nico Junglas, Sitzungspräsident der Karnevalsgesellschaft 1903 Obermendig, und Timo Schubach, in gleicher Position tätig bei der Karnevalsgesellschaft 1897 Niedermendig, traten als Moderatoren auf. Unterstützt wurden sie vom Präsidenten des Gambrinusfest-Komitees, Jürgen Mittler, der seit 2013 die (organisatorischen) Fäden in der Hand hält „und der Veranstaltung zu neuer Blüte verholfen hat“, so Junglas.

Früher gab es in der damals 2800 Einwohner zählenden Stadt Mendig sage und schreibe 28 Brauereien. „100 Mann pro Brauerei, das ist ein Schnitt, der sich sehen lassen kann“, blickte Schubach auf die lange Brautradition zurück, die die Herrnhuter Brüdergemeine 1842 ins Leben gerufen hatte. „Durch den unterirdischen Abbau der Basalt-Lava entstand ein drei Quadratkilometer großes Kellernetz mit ganzjährigen Temperaturen von acht bis 14 Grad, die den Brauern optimale Kühlbedingungen für die untergärige Pilsener Brauart boten“, ergänzte Junglas.

1876 erfand Carl Linde die Kühlmaschine, fatal für Mendig, denn die Brauereien konnten ihre Kühlräume nun dort errichten, wo ihr Bier auch getrunken wurde. Sie wanderten alle aus Mendig ab. 1986 stand dann auch die letzte Mendiger Brauerei vor dem Aus, die Wölker-Brauerei stellte den Betrieb ein. Welch ein Glück, dass Malte und Hannes Tack ihre Chance sahen und die Brauerei kauften, modernisierten und zu neuem Glanz führten. Heute ist die in Vulkan-Brauerei umbenannte Wölker-Brauerei ein Anziehungspunkt weit über die Region hinaus.

Was sich auch im Verlauf des Vatertags zeigte. Karl-Josef Esch, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Mayen und am Abend zuvor zum 20. Ehrenbrauer bestimmt, wollte die Gäste nicht lange warten lassen und benötigte beim Fassanstich gerade mal zwei Schläge. Erste Abnehmer waren die Mitglieder des Junggesellenvereins Glees, die sich in großer Anzahl versammelt hatten. Geschätzte 2000 Menschen hielten sich über den Tag im Innenhof auf, der Gerstensaft floss bei diesem größten Bierfest im nördlichen Rheinland-Pfalz bis tief in die Nacht hinein. Auf der Außenbühne gaben DJ Fosco sowie die Bands „Red Dot“, „KaBuJus“, „Heavens a Beer“ und das Chaosorchester Weibern alles, um die Gäste bei Laune zu halten.

Etwas ruhiger ließen es die in Mendig lebende „Gambrinus-Mutter“ Monika Herrmann (62) und ihre Schwester und „Gambrinus-Tante“ Anne Kraemer (69) angehen. Die Frauen, beide in Gelsenkirchen „auf Kohle“ geboren, hatten Kraemers Ehemann Dietmar Kampmann (65) dabei. „Wir bleiben von Mittwoch bis Freitag. Es kann sich jeder vorstellen, dass wir aufgrund der Verwandtschaftsverhältnisse nicht zum ersten Mal hier sind“, so Kampmann. „Allerdings kann ich versichern, dass es nicht das letzte Mal war.“

Ernst Einig, der Geschäftsführer des Gambrinusfest-Komitees, zog einen Tag später ein erstes positives Fazit: „Es war gigantisch, was hier abging. Das bewährte Vatertagkonzept der Vulkan-Brauerei hat uns wieder mal in die Karten gespielt. Und das Wetter mit strahlendem Sonnenschein hätte besser nicht sein können.“ Die Hände reiben durften sich auch Bernd Krayer, der Vorsitzende des SV Eintracht Mendig 1888, und Peter Müller, der Vorsitzende der Karnevalsgesellschaft Niedermendig 1897, die als Veranstalter das finanzielle Risiko trugen. „Wenn die Sache, warum auch immer, in die Hose geht, müssen die Vereine dafür geradestehen. Aber nicht nur der Bier-Gott, sondern auch der Wetter-Gott hat die Hände über uns gehalten“, meinte Krayer. Müller hatte den Erfolg vor Wochen bei der Vorstellung des Programms schon prophezeit: „Es regnet heute, vielleicht regnet es auch den ganzen April. Dann wird im Mai halt die Sonne scheinen.“ Er sollte recht behalten.